Zum erstem Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie konnte Hilzingens Bürgermeister Holger Mayer zum Neujahrsempfang einladen. Die Bürger ließen sich gerne bitten: 450 interessierte Zuhörer, darunter viele Vertreter aller öffentlichen Bereiche von der Gemeinde bis hin zur Landesebene, kamen, um dem Rückblick auf die vergangenen Jahre zu lauschen und zu erfahren, was geplant ist.
Das Herzstück des Empfangs aber war die Ehrung von Bürgern, die sich ehrenamtlich für die Gesellschaft einsetzen.
Krisen haben Alltag geprägt
Holger Mayer hat zu Pandemie-Beginn sein Amt angetreten. So war der diesjährige, von der Jugendmusikschule Westlicher Hegau einfühlsam musikalisch umrahmte Neujahrsempfang für ihn eine Premiere und gleichzeitig eine Gelegenheit, auch persönlich ein kleines Fazit zu ziehen.

Hilzingen sei insgesamt recht ordentlich durch alle Krisen, die das Leben in der letzten Zeit beherrscht haben, gekommen und werde dies auch weiterhin, gerade weil seine Einwohner zusammenstehen, so Mayer zuversichtlich: „Ich bin unglaublich stolz, Bürgermeister dieser tollen Gemeinde sein zu dürfen.“
Bürgermeister als Krisenmanager
Bürgermeister Mayer musste sich vom ersten Tag an als Krisenmanager verstehen, und tue dies auch heute noch. „Von Anfang an war mir wichtig, dass wir agieren, statt reagieren“, sagte er. Man habe Vorgaben schnell umgesetzt, sich zum Beispiel früh für kommunale Impftage entschieden, und konnte nach seiner Aussage Ansprechpartner für Menschen, Betriebe und Vereine sein.
Als gegenwärtige Herkulesaufgabe schilderte der Rathaus-Chef die Unterbringung der bald 350 Geflüchteten, die vorwiegend aus der Ukraine in die Gemeinde gekommen sind. „Diese Krise hat aber auch gezeigt, welch überwältigendes soziales Miteinander wir hier haben“, sagte er mit Blick auf die große Hilfsbereitschaft in allen Ortsteilen.
Angefangen von den Sammel- und Spendenaktionen in Weiterdingen und Schlatt über die Aktionen der Feuerwehren bis hin zum Einsatz der katholischen Frauengemeinschaft und der Initiative Offenes Hilzingen.
Auch die Gemeinde muss den Gürtel enger schnallen
Der Bürgermeister brachte aber auch mahnende Worte zum Ausdruck. Unter Nennung des für 2023 prognostizierten Defizits von fast 700.000 Euro, stimmte Mayer seine Zuhörer auf magere Jahre ein. Er warb um Verständnis dafür, dass die Gemeinde sich eine Zeitlang weniger leisten können werde.
Als um so erfreulicher bezeichnete er aber die Tatsache, dass in den zurückliegenden Jahren in allen Ortsteilen viele wichtige Projekte umgesetzt werden konnten: Unter anderen die Erweiterung des Feuerwehrhauses in Duchtlingen und die Fahrzeug-Neuanschaffungen für Duchtlingen und Schlatt. „In den letzten Jahren haben wir über 2,5 Millionen in die Feuerwehr investiert.“
Investitionen in die Zukunft der Gemeinde
Als für ihn wichtiges Themenfeld bezeichnete der Rathaus-Chef, der kürzlich zum ersten Mal Vater geworden ist, den Bereich Kinder, Jugend und Familie.
Sechs Millionen Euro sind während seiner bisherigen Amtszeit in die Kinderbetreuung investiert worden: „Wir haben den dreigruppigen Kindergarten St. Martin in Hilzingen eröffnet und das Bürgerhaus Schlatt für eine Kindergarten-Gruppe umgebaut. Was mich ganz besonders freut: Am vergangenen Montag durften die ersten Kinder in den katholischen Kindergarten St. Mauritius in Weiterdingen einziehen.“
Extremwetter macht zu schaffen
In den zurückliegenden Jahren war Hilzingen mehrmals von Extremwetterlagen betroffen, 2021 waren dies Starkregenereignisse. „Straßen waren überflutet, Keller vollgelaufen. 2022 dann das andere Extrem“, so Mayer. Damit erinnerte er daran, dass in Sommer wegen Trockenheit die Wasserversorgung in Schlatt über Wassertransporte sichergestellt werden musste.
Es gebe im Klimaschutz viel zu tun: Man habe sich für eine kommunale Wärmeplanung entschieden, hoffe auf einen Ausbau der Hilzinger und der Binninger Wärmenetze, werde neben der Dachbelegung mit Photovoltaik auch über Freiflächen-Solaranlagen nachdenken müssen.
Als in den kommende Jahren anstehende Projekte nannte er die Weiterführung der Innerortssanierung, die Sanierung der Riedheimer Schule, die Freibad-Sanierung, die Entwicklung des Klostergassen-Areals und den Bau eines Pflegeheimes.
Ehrungen
Traditionell werden auf dem Neujahrsempfang Bürger geehrt, die sich vorbildlich für das Gemeinwohl und die Gemeinschaft eingesetzt haben. Die Fahne des Ehrenamtes werde in der Gemeinde Hilzingen hochgehalten, so Bürgermeister Holger Mayer. Zwei Bürger, Ursula Jäckle und Francesco Russo, wurden am vergangenen Sonntag mit der Ehrenmedaille der Gemeinde ausgezeichnet. Dem 23-jährigen Velten Kissmehl wurde für seine Verdiente der Jugendpreis überreicht.

Ursula Jäckle hat sich seit 1968 ehrenamtlich betätigt. Als Gruppenleiterin in der katholischen Pfarrjugend und später in deren Vorstandschaft, als Pfarrgemeinderätin und Protokollführerin des Pfarrgemeinderats.
Sie war an Gründung und Aufbau des katholischen Bildungswerks Hilzingen beteiligt und langjährig dort Kassiererin. Sie zählt zudem zu den Gründungsmitgliedern des Hilzinger Schulfördervereins, den sie lange auch als Protokollführerin begleitete. 2007 wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden, 2014 zur Vorsitzenden des Museumsvereins Hilzingen.
Auch Francesco Russo erhielt eine Ehrung. Er hat sich insbesondere um den SV Riedheim verdient gemacht. Er war dort seit 2007 Trainer der Jugend und der Bambinis. Er war mehr als ein Jahrzehnt Jugendleiter und gehört seit 2019 als Vorstand Jugend zum Führungsteam des Sportvereins.
Die dritte Ehrung ging an Velten Kissmehl. Er ist langjähriges Mitglied des FC Hilzingen, war Gruppenleiter der Ministranten der katholischen Pfarrgemeinde, ist Mitglied der Segelflieger-Gruppe Singen-Hilzingen und der Gülläpumpäbänd. Er spielt im MV Hilzingen das Tenorhorn. Im MV ist er für die Personalplanung der Festküche im Kirchweihzelt verantwortlich.