Sterben wird teurer: Die Friedhofsgebühren werden kräftig angehoben. Die letzte Erhöhung hatte es im Jahr 2014 gegeben. Jährlich bezuschusst die Gemeinde das Friedhofwesen mit durchschnittlich 150.000 Euro, der Kostendeckungsgrad der Bestattungs- und Grabnutzungsgebühren liegt weit unter den von der Gemeindeprüfanstalt vorgegebenen 70 Prozent. Dies soll sich jetzt ändern. Das beschloss der Hilzinger Gemeinderat bei zwei Stimmenthaltungen.
Mit der neu verabschiedeten Friedhofssatzung sind große Gebührensprünge verbunden. Diese ließen zwar die Räte besorgt die Stirn runzeln, die Notwendigkeit bezweifelten sie indes nicht. Als Flächengemeinde sechs Friedhöfe unterhalten zu müssen, koste Geld, so Andrea Baumann (SPD). Sigmar Schnutenhaus (FDP) schlug Einzelfallbetrachtungen vor: „Damit Familien nicht aus Kostengründen in Bestattungsformen gedrängt werden, die nicht für sie passen.“
Mit der neuen Satzung ist auch eine strukturelle Änderung verbunden: Es sind nun auch Baumreihengräber für Urnenbestattungen vorgesehen. Die Bäume seien schon gepflanzt, merkte Bürgermeister Holger Mayer an.
Es gibt auch Kritik an der Entscheidung
Für Ralf Homburger ist die neue Friedhofssatzung insbesondere mit Blick auf die Nachbargemeinden nicht nachvollziehbar. In Gottmadingen und Singen stünden nach seinem Wissen keine neuen Gebühren in der Diskussion, sagt auf Anfrage des SÜDKURIER der Chef des in Hilzingen und Singen angesiedelten Bestattungshauses Homburger. Die starke Gebührensteigerung werde nach seiner Einschätzung dazu führen, dass sich hier manche Entwicklung im Friedhofwesen verstärke und beschleunigt fortsetze.
So habe sich in den letzten Jahrzehnten die Einstellung der Menschen zu einer Feuerbestattung geändert. Mittlerweile machten Urnenbestattungen auch auf dem Land die Mehrzahl aller Bestattungen aus. Wenn sich nun die Gebühr für ein Reihengrab für Erdbestattungen auf 3300 Euro fast vervierfache, würden sich wohl mehr Familien für ein Urnengrab entscheiden, erklärt der Bestattungsunternehmer.
Mit der neuen Fassung der Hilzinger Friedhofssatzung vervierfachten sich ebenso nun gleichzeitig auch die Grabnutzungs- und Bestattungsgebühren für ein Urnengrab auf rund 1600 Euro. Damit sei abzusehen, dass in der Folge noch mehr Familien als bereits jetzt die Asche ihre Lieben nicht auf dem örtlichen Friedhof, sondern im nahegelegenen Gottmadinger Ruhewald beisetzen lassen werden, so Homburger.
Der Ruhewald sei ja schon lange auch für viele Menschen in Hilzingen attraktiv – und in Kürze dann auch noch viel kostengünstiger als eine Grabstelle im Heimatort. Hilzingen werde dann auf den Friedhöfen vermehrt Leerstände verzeichnen müssen, so Homburgers Einschätzung.