Hilzingen Ein sowohl überragend musikalisches als auch ergreifend emotionales Konzert hat die Besucher der Peter-und-Paul-Kirche in Hilzingen erwartet. Unter dem Titel „Ich hatte viel Bekümmernis – ein Trostkonzert“ wurde die Kantate BWV 21 für Solisten, Chor und Orchester von Johann Sebastian Bach unter der musikalischen Leitung von Sabine Kotzerke auf grandiose Weise gespielt.
Mit dieser gewaltigen Besucherresonanz hatten nicht einmal die beteiligten Musikerinnen und Musiker gerechnet. Die Menschen drängten immer noch zur Kirchenpforte herein, als längst alle Plätze besetzt waren. Mit Notbestuhlung und durch engeres Zusammenrücken fanden schließlich doch alle Gäste einen Sitzplatz. Hausherr Pfarrer Albert Striet erläuterte in seiner Begrüßung den Ablauf des außergewöhnlichen Konzerts: Nach dem ersten und vor dem zweiten Teil der Kantate gebe es gottesdienstliche Abschnitte, und zwar in Form von Segnungen und Worten des Trostes.
Grundgedanke nach langem Pilgern
Sabine Kotzerke, die Initiatorin und musikalische Leiterin des Projekts, die sich noch kurz vor Beginn als „Platzanweiserin“ verdient gemacht hatte, erläuterte ihr Chorprojekt: Ihr Grundgedanke sei gewesen, ein Konzert zu initiieren, welches sowohl den Zuhörern als auch den Konzertierenden einen Raum der Stille, des Trostes und nicht zuletzt des musikalischen Genusses und damit „Seelennahrung“ biete. Entstanden sei der Gedanke, wie Sabine Kotzerke im begleitenden Konzertheft offen erklärt, durch langes Pilgern, bei dem ihr viele Menschen mit persönlichem Leid begegnet seien und den durch den Tod ihres Vaters persönlich entstandenen Schmerz.
Die zweiteilige Kantate, die der noch junge Bach im Alter von 29 Jahren schrieb, ist ein musikalisch vielschichtiges Meisterwerk, das perfekt als musikalischer Trost funktioniert. Auf einzigartige Weise schaffte Johann Sebastian Bach einen kompositorischen Entwicklungsbogen, der Leid und Kummer in Trost und Vertrauen verwandelt.
Es gelang vorzüglich, das Publikum auch emotional auf diese musikalische Reise mitzunehmen. Sowohl das meisterliche, virtuose Spiel des Kantatenorchesters als auch der herrliche Chor- und Sologesang trugen gleichermaßen dazu bei. Nach dem grandiosen Finale gab es stehende Ovationen für das Kantatenorchester, das auf barocken Originalinstrumenten oder entsprechenden Nachbauten spielte.
Nicht minder beklatscht wurden der gemischte Chor sowie die Gesangssolistinnen und -solisten: Andrea Oberparleiter (Sopran), Anne-Kristin Zschunke (Mezzosopran), Tino Brütsch (Tenor) und Jan Christoph Sauer (Bass). Zahlreiche Sponsoren und Spender hatten das Konzert erst möglich gemacht. Der Erlös aus den freiwilligen Zuhörerspenden ging an den Hospizverein Singen und Hegau, der auch als Konzertveranstalter auftrat.