Wer durch das Hilzinger Gewerbegebiet fährt, kann die modernen Betriebsgebäude des Unternehmens Renfert nicht übersehen. Hier, am Stammsitz der Firma, entwickeln und produzieren knapp 200 Mitarbeiter Geräte, Instrumente und Materialien für den Dentalbedarf. Zudem arbeiten internationale Tochterfirmen und Vertriebskollegen in vielen Ländern für das inhabergeführte mittelständische Unternehmen, das in einigen Bereichen Weltmarktführer ist und seine Produkte in 120 Ländern vertreibt. In Hilzingen ist Renfert seit 1988. Doch insgesamt blickt die Firma in diesem Jahr auf eine 100-jährige Unternehmensgeschichte zurück.
Gegründet wurde das Unternehmen 1925 in Essen. Es ist das Jahr, in dem der spätere Firmenchef Klaus-Ulfert Rieger zur Welt kam. Aber es dauerte noch etliche Jahre, bis Rieger senior und Renfert zusammen kammen. Nach der Zerstörung der Räumlichkeiten durch die Luftangriffe der Alliierten im Zweiten Weltkrieg verlagerten erstmal die Firmengründer Ernst und Herbert Renfert den Betrieb nach Singen am Hohentwiel. 1969 übergibt Ernst Renfert das Unternehmen dem gelernten Dentalfachmann Klaus-Ulfert Rieger. 1988 – mittlerweile gehört Riegers Sohn, der promovierte Betriebswirt Sören Rieger auch zur Geschäftsleitung – zieht die Firma nach Hilzingen.
Von Essen nach Singen und Hilzingen
Denn in Singen ist es für das expandierende Unternehmen zu eng geworden. „Wir haben den Aufbruch zu neuen Ufern gewagt“, beschreibt der heute 100-jährige Seniorchef Klaus-Ulfert Rieger den Standortwechsel. Investiert wurde in die neuen Gebäude in Hilzingen. Im Grünen entstand die Firmenzentrale mit idyllischem Teich und großen Bäumen.
In den Folgejahren erweitert Renfert unter Riegers Führung das Sortiment und widmet sich der Forschung und Entwicklung von Dentalgeräten. 2004 wird es auch in Hilzingen wieder zu eng, das Betriebsgebäude muss aufgestockt und umgebaut werden. 2017 ist erneut eine räumliche Erweiterung notwendig: Das Werk 5 wird erworben und umgebaut, ebenfalls das Trainingszentrum im Hauptgebäude.
Die nächste Generation hat Verantwortung übernommen
Mit Sören Hug ist die nächste Unternehmergeneration in Mitverantwortung. Seit über zwölf Jahren ist er an Bord, seit zehn Jahren als Geschäftsführer und inzwischen als geschäftsführender Gesellschafter und Kopf der Unternehmensführung. Rieger und Hug teilen sich die Unternehmensanteile.

2018 erhält das Unternehmen den Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg für die Entwicklung des weltweit ersten zahntechnischen 3D-Videomikroskops. „Die Wurzeln unseres Unternehmens liegen in der Leidenschaft für qualitativ hochwertige Dentalprodukte mit erstklassigem Service“, führt Hug dazu aus. „Das Bestreben, die Arbeit in Dentallaboren und Zahnarztpraxen weltweit zu erleichtern, ist in der DNA von Renfert verankert.“
Klaus-Ulfert und Sören Rieger setzten bereits früh auf das Auslandsgeschäft. Den ersten Katalog in englischer Sprache brachten noch die Firmengründer heraus. Heute gibt es den Katalog und die Webseite in acht Sprachen.
75 Prozent des Umsatzes wird im Ausland erwirtschaftet
Wie aus der Firmenchronik hervorgeht, etablierten neben der Qualität insbesondere die Service-Orientiertheit des Unternehmens und die ungewöhnlich lange Kunden-Garantie die Marke Renfert nachhaltig auf dem internationalen Parkett. Weiterbildungen und zahntechnische Schulungen halfen mit, dass heute circa 75 Prozent des Umsatzes im Ausland erwirtschaftet werden.
Neben einer Niederlassung in den USA gibt es seit 2014 auch eine Tochterfirma in Brasilien. Sören Hug bezeichnet dies als entscheidenden Schritt, um den strategisch wichtigen lateinamerikanischen Markt effektiver zu bedienen.
Nach einem Rekordjahr 2019 sah sich das Unternehmen dann kurz darauf mit der doppelten Herausforderung durch die Corona-Pandemie und einen Cyber-Angriff konfrontiert. Renfert habe den größten Umsatzeinbruch in der Unternehmensgeschichte erlebt. Um die Firma durch diese Krise zu führen, galt es vordringlich, die Liquidität sicherzustellen.
Aber auch diese Zeit hatte zwei Seiten: Die Pandemie erwies sich für Renfert als regelrechter Digitalisierungsbooster und leitete eine bis heute übliche Home-Office-Kultur ein. Die Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten, ist bei den Mitarbeitenden der Firma sehr beliebt.
Nächster Umsatzrekord geknackt
Zur Erleichterung der Firmeninhaber startete das Jahr 2021 dann mit einer regelrechten Aufholjagd. Die Menschen holten aufgeschobene Zahnarztbesuche nach, Labore und Praxen investierten wieder. Mitten in dieser Aufbruchphase brach im Februar 2022 der Ukraine-Krieg aus. Der Umsatz sank um zehn Prozent. Doch das habe schnell kompensiert werden können – und mehr: 2022 wurde erstmals die Rekord-Marke von 40 Millionen Umsatz geknackt.