Die Kamera, mit der Brigitta Keeves Wildtieren in Konstanz auf den Pelz rückt, ist nicht größer als eine Brotbox. Und sieht auch sonst ein wenig so aus wie eine.
“Aber sie steckt voller Hightech“, sagt die Wissenschaftlerin und lacht.
Die 49-Jährige arbeitet beim Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz. Mit Hunderten dieser Spezialkameras ist sie auf der Jagd nach Schnappschüssen von Wildtieren.
Die Forscher um Keeves wollen mit dem Fotoprojekt herausfinden, wie sich das Wachstum von Städten wie Konstanz auf Wildtiere auswirkt. Aber auch, wie diese sich an den Menschen anpassen.
Hierzu stellt Brigitte Keeves die Kameras unter anderem in privaten Gärten in Konstanz auf – auch bei Silke Rönnebeck installierte sie eine Wildtierkamera.
Die 46-Jährige hat sich gemeinsam mit ihrem Mann dazu entschlossen, ihren Garten mitten in Konstanz der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. “Ich fände es sehr spannend, einen Marder auf den Aufnahmen zu sehen“, sagt Rönnebeck und lacht. “So lange er sich nicht auf unseren Parkplatz verirrt.“
Beim Gärtnern stößt sie immer wieder auf Hinterlassenschaften von nächtlichen Besuchern.
Einen Biber und ein Reh wird die Kamera in dem winzigen Garten von Silke Rönnebeck wohl nicht einfangen, aber vielleicht einen Stadtfuchs. „Die Kamera habe ich mir viel größer vorgestellt“, sagt sie und zeigt auf das dunkelgrüne Gerät.
In der speziellen Wildtierkamera mit dem Namen „Hyper Fire 2“ steckt viel Technik. Ein Sensor registriert Bewegungen im Sichtfeld der Kamera, die nachts einen Infrarot-Blitz nutzt, der für Tiere nicht sichtbar ist.
“Es ist uns sehr wichtig, dass wir die Widtiere mit den Kameras nicht stören“, sagt Brigitta Keeves. “Aber die Tiere merken häufig trotzdem, dass da irgendetwas ist und schauen interessiert.“
“Wir Menschen stören die Wildtiere“, sagt Keeves. “Aber die Tiere passen sich auch an.“ Sie suchten zum Beispiel nach Nahrung in Städten.
Das Projekt ist im November gestartet. Mehr als 400 Kameras hat die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut bereits in Gärten oder im Stadtgebiet aufgestellt.
Das Interesse sei sehr groß, sagt sie. Zwischenzeitlich habe sie 60 Haushalte auf eine Warteliste setzen müssen. Anders als im Garten von Familie Rönnebeck, wo sich nun eine Kamera befindet.
Drei Wochen wird sie nun dort hängen. Dann holt Keeves sie ab und wertet das Material aus. Zwischen 1000 und 2000 Fotos entstünden in dieser Zeit, viele davon seien Fehlschüsse. Die entscheidenden Fotos werden in einer Datenbank gesammelt, versehen mit Datum, Uhrzeit und GPS-Koordinaten.
Wissenschaftler in Deutschland und den USA haben Zugang zu den Bildern
Die Bilder sollen zu einem späteren Zeitpunkt wissenschaftlich ausgewertet werden. Bis dahin würden weiterhin sogenannte Bürgerwissenschaftler gesucht, erklärt Brigitta Keeves.
Die Wildtierkamera im Garten der Rönnebecks ist bereit und die Wissenschaftlerin verabschiedet sich: Sie muss noch eine weitere Spezialkamera anbringen.