Augenscheinlich tut sich nichts in der Ortsmitte Litzelstetten. Die marode Bestandsbebauung in der Martin-Schleyer-Straße gammelt vor sich hin. Die Wobak als Bauherrin kann derzeit nichts tun, denn ihr Bauantrag liegt noch beim Regierungspräsidium zur Entscheidung. Gleichwohl der Gestaltungsbeirat der Stadt Konstanz den umgeplanten Baukörper ausdrücklich lobte, gab es seitens der Angrenzer Einsprüche. Jetzt warten alle auf die Entscheidung aus Freiburg.

Hinter den Kulissen aber bewegt sich doch etwas, denn die Litzelstetter und die Wobak sind trotz aller Unstimmigkeiten in den letzten Jahren gewillt, das einstmals als Jahrhundert-Chance erachtete Projekt zu einem guten Ende zu bringen. Die ersten Annäherungsversuche sind in Sicht. Die gute Nachricht: Eigentlich verfolgen beide Seiten die gleichen Ziele.

Ein Ziel sind Wohnungen für Senioren

"Der Bedarf an altersgerechten Wohnungen in Litzelstetten ist groß", stellt Ortschaftsrätin Brigitte Fuchs (FW) fest, die sich gemeinsam mit ihren Ortschafsrats-Kollegen Wolfgang Flick und Karin Müller (beide CDU) zusätzlich im Arbeitskreis für soziales Miteinander engagiert. Seitens der Stadt Konstanz wurde – insbesondere was die Idee des betreuten Wohnens anbelangt – auf das Neubaugebiet Marienweg verwiesen. "Wir hätten gerne eine zeitnahe Lösung", sagt Karin Müller. Zumal die Ortsmitte aufgrund der zentralen Lage für Senioren wesentlich geeigneter sei. "Optimal", wertet Karin Müller den Standort Martin-Schleyer-Straße, "denn auch mit dem Rollator ist alles erreichbar".

Flick sieht den Marienweg aufgrund der "Hang- und Randlage" für Senioren als eher ungeeignet an. "Betreutes Wohnen wäre schön", so Brigitte Fuchs über die Ortsmitte. "Dass Pflege-WGs nicht realisierbar sind, das haben wir gesehen. Die Wobak müsste sonst umplanen", fügt sie hinzu.

In diesem Punkt herrscht Konsens. Beim Bauprojekt Litzelstetten rückte die Wobak das "generationengerechte Bauen" in den Fokus, wie Hans-Joachim Lehmann, Referent der Wobak-Geschäftsführung, gegenüber dem SÜDKURIER sagt. Das segmentierte Betrachten der Gesellschaft liege ihm fern, aber den Wohnbedarf in Form entsprechender Angebote zu decken, sei das angestrebte Ziel. "Für ältere Menschen ist es gut, wenn sie zentral wohnen", so Lehmann. Von den insgesamt 16 Wohnungen, die in dem Neubau geplant sind, gebe es vier Zwei-Zimmer-Wohnungen, "die auch für Senioren geeignet sind", sagt er.

Die vorgesehenen zehn Drei-Zimmer-Wohnungen seien für ältere Paare und Familien gleichermaßen geeignet, während er die zwei Vier-Zimmer-Wohnungen als "ideal für Familien" erachtet. Damit könne die Wobak beide wesentlichen Zielgruppen bedienen. Worauf Joachim Lehmann ebenfalls Wert legt: "Wir wollen hier Mietwohnungen schaffen und versuchen, bei der Preisgestaltung unter dem Mietspiegel zu bleiben." Auch der seitens der Litzelstetter Bürger geäußerte Wunsch nach einem Tages-Café hatte die Wobak von Anfang an im Erdgeschoss des geplanten Neubaus berücksichtigt.

Hans-Joachim Lehmann, Referent der Wobak-Geschäftsführung, wartet – wie viele andere auch – auf die Entscheidung des ...
Hans-Joachim Lehmann, Referent der Wobak-Geschäftsführung, wartet – wie viele andere auch – auf die Entscheidung des Regierungspräsidiums Freiburg bezüglich des Bauantrags Martin-Schleyer-Straße 29. Aber er ist zuversichtlich, dass die sogenannte Ortsmitte einen guten Ausgang nimmt. Bild: Aurelia Scherrer

"Von der Idee eines Dorfplatzes haben wir uns längst verabschiedet", sagt Wolfgang Flick rückblickend, und: "Aber wichtig ist uns der Treffpunkt-Gedanke, den wir weiter verfolgen." Dabei stellt er sich – wie die weiteren Arbeitskreis-Mitglieder – das Café als eine Art Dorftreff vor. Dieser Wunsch habe sich in Gesprächen und Umfragen unter der Litzelstetter Bevölkerung herauskristallisiert. "Eine Art Wiener Kaffeehaus, wo man abends noch einen Piccolo trinken und auch preiswert etwas essen kann", beschreibt Flick.

Café als Treffpunkt der Generationen

Darüber hinaus gebe es Interesse an Veranstaltung wie beispielsweise Abendkino, Beratungsangebote, das Angebot von Hilfestellungen wie beispielsweise Hilfe bei Formalitäten, und vieles mehr. "Das Ziel wäre ein Generationentreff", betont Karin Müller, denn alle Altersklassen sollten zusammenkommen können.

Ob ein professioneller Gastronom diese Art von Treffpunkt realisieren wollte, da sind sich die Arbeitskreiskreismitglieder nicht ganz so sicher. Brigitte Fuchs bringt die Möglichkeit eines städtisch geförderten Dorftreffs in Anlehnung an jenen in Allmannsdorf ins Spiel. Hans-Joachim Lehmann von der Wobak ist vor allem eines wichtig: "Uns ist an einem zuverlässigen, vertrauenswürdigen Pächter gelegen, dem wir zutrauen, dass er langfristig erfolgreich ist. In entsprechender Rechtsform wäre auch ein Verein denkbar", meint er.

Ob Profi oder Verein: Ein Tagescafé sei anzustreben; abendliche Gastronomie sei aus Rücksicht auf die Wohnungsmieter nicht wünschenswert. Hans-Joachim Lehmann sendet zudem ein wichtiges Signal der Gesprächsbereitschaft nach Litzelstetten, verbunden mit dem Wunsch, der Arbeitskreis möge sein Konzept ihm alsbald nach der Bauantrags-Entscheidung unverbindlich vorstellen.

 

Wie es weitergeht

Aktuell liegt der Bauantrag der Wobak für den Neubau in der Martin-Schleyer-Straße – der sogenannten Ortsmitte – beim Regierungspräsidium (RP) Freiburg. Es entscheidet, ob der Antrag genehmigungsfähig ist oder nicht oder ob er noch zu bearbeiten ist. Hans-Joachim Lehmann, Referent der Wobak-Geschäftsführung, hofft, dass die Entscheidung noch in diesem oder Anfang des nächsten Jahres fällt, "aber wir machen keinen Druck". Sollte das RP den Bauantrag genehmigen, könnte das weitere Vorgehen relativ zügig vonstatten gehen. Die genehmigten Pläne würden dann zunächst dem Wobak-Aufsichtsrat vorgelegt. Eine neuerliche Wirtschaftlichkeitsplanung sowie die Werkplanung würden folgen, skizziert Lehmann. Bei einem reibungslosen Ablauf könnte die Wobak im Jahr 2019 mit dem Bau beginnen.