Die Verbrennung der Fasnacht ist traditionell ein harter Moment für Konstanzer Narren. Für einen wird es dieses Mal besonders schwer – und auch für alle, die mit ihm unterwegs sind: Claudio Sferragatta hat bei dieser Fasnacht seinen letzten Auftritt als Spielleiter der Büeble-Musik bei den Blätz. Vor 20 Jahren hat er den Jugendfanfarenzug gegründet, über all die Jahre etabliert, viel Zeit und noch mehr Herzblut investiert. Jetzt möchte sich der Konstanzer mit neapolitanischen Wurzeln musikalisch neu orientieren, sagt leise „Ciao“– und übergibt an Lukas Schildnitz. Der Fasnacht freilich bleibt er treu: „Das ist ja mein Leben“, sagt er schmunzelnd.

Der Sohn eines italienischen Einwanderers hat sich vom Taschengeld sein erstes Häs gekauft, irgendwann Ende der 70er. Ein Hansele war es, weil er sich den teureren Blätz nicht leisten konnte. Den gab es erst 1988, und kaum war er für 200 Mark erworben, trat Claudio Sferragatta in den Fanfarenzug ein. „Ich hatte nie ein Instrument gespielt“, berichtet er. Dafür hat er ordentlich aufgeholt, stundenlang der Nachbarn wegen „in ein Kissen“ geübt. Und er hat herausgefunden, dass es bereits einen Jugendfanfarenzug bei den Blätz gegeben hatte: „Das hat mich beeindruckt.“

Forthin ließ er nicht locker: „Das müssen wir wieder machen.“ Daran kann sich auch Zunftmeister Andreas Kaltenbach noch gut erinnern. Einen Schnellschuss habe man nicht gewollt, das Ganze wohl überlegt. Am Ende hat Claudio Sferragatta alle überzeugt. Womit er aber nicht gerechnet hat war, dass er sie selbst leiten sollte, diese Büeble, die übrigens wie der große Fanfarenzug der Blätz bis ins Jahr 2000 ausschließlich Buben waren. Ein Sprung ins kalte Wasser. Mit 16 Kindern und vier Stücken ist Sferragatta in seine erste Fasnacht gestartet. Manche von ihnen kommen inzwischen mit eigenem Nachwuchs zum traditionellen Kinderball – auch den hat Claudio Sferragatta mit viel Unterstützung durch den Büeble-Stammtisch vor 16 Jahren eingeführt. Der hauptberufliche Heizungsbauer lacht, wenn er von den Anfängen erzählt: Noten lesen habe er lernen müssen, Stücke arrangieren ebenfalls. In der Musikschule hat er sich musikalisch den letzten Schliff geholt, zu Hause haben sich die Uniformen gestapelt. 20 Jahre lang war Ehefrau Christine auch ein bisschen mit dem Hobby ihres Mannes verheiratet. Die Söhne Samy und Nico waren beide mit von der Partie. Und nur ein Jahr, nachdem Claudio mit den Büeble gestartet war, übernahm sein Bruder Antonio die Leitung des Fanfarenzugs.

Es ist ihm sehr wichtig, die zu erwähnen, die ihn unterstützen: Büeble-Eltern, Ausbilder aus dem Fanfarenzug, das unterdessen eingerichtete Gremium mit Roland Scherer als organisatorischem Leiter und immer wieder Christine. Dass aus den Büeble das geworden ist, was sie heute sind, liegt aber doch vor allem an ihm. An seiner Begeisterung für die Sache, seiner guten Laune, seinem Händchen für die Stückauswahl, seiner Mischung aus Lockerheit und ganz selten auch ein bisschen Strenge („Das habe ich lernen müssen.“). Nie ist ihm ein Büeble auf einem auswärtigen Narrentreffen abhanden gekommen, immer sollten alle auch ihren Spaß haben. Deswegen nimmt er schon die Kleinsten mit: „Es ist doch Fasnacht.“ Und immer wieder erleben sie tolle Dinge gemeinsam: das Platzkonzert unter dem Eiffelturm, die Zusammenarbeit mit dem Musiker Nik Herb, gemeinsame Auftritte mit den „Großen“. „Das sind Gänsehaut-Momente“, berichtet auch Kaltenbach, und die Büeble als Talentschmiede wichtiger Bestandteil der närrischen Nachwuchsförderung.

Auch zuletzt waren sie gemeinsam unterwegs zu einem solchen Gänsehaut-Moment: Auf Einladung von Minister Peter Friedrich spielten die beiden Fanfarenzüge in der Landesvertretung in Berlin, im Bundestag – und vor dem Brandenburger Tor. Ein schöner Abschluss für einen, der auch weiterhin als Ratgeber für seinen Nachfolger da sein will. Lukas Schildnitz kam bereits mit zehn Jahren dazu. Nun empfiehlt ihm Jazzfreund Claudio, was ihm die Büeble einst zum 40. Geburtstag gespielt haben: „My way“ war damals das Überraschungs-Ständchen. Auch er selbst wird auf seine unverwechselbare Art weitermachen mit der Musik – am allerliebsten mit einer eigenen Schnurr-Gruppe.