Eigentlich hätte es nur ein kurzes Gastspiel für Tanja Bertsche und Sonja Klöck werden sollen. Doch beide sind inzwischen seit 30 Jahren als Krankenschwestern im Stockacher Krankenhaus tätig. Warum sie beide länger geblieben sind als ursprünglich geplant, und wie sie die gesundheitspolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre betrachten, berichten sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

„Dafür, dass wir nicht so lange bleiben wollten, haben wir es wirklich lange ausgehalten“, sagt Sonja Klöck und muss dabei lachen. Nachdem sie gemeinsam mit Tanja Bertsche die Schwesternausbildung in Tuttlingen absolviert hatte, bewarben sich die beiden bei Krankenhäusern im Umkreis. Stockach hatten sie dabei zunächst gar nicht auf dem Schirm. Dennoch haben sie das Haus schnell lieben gelernt.

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Die Größe ist eine Besonderheit

„Die Größe ist etwas Besonderes. Jeder kennt jeden und niemand hat das Gefühl, nur eine Nummer zu sein. Es geht sehr familiär zu“, sagt Tanja Bertsche. Aktuell arbeiten rund 200 Mitarbeiter im Stockacher Krankenhaus.

Bertsche und Klöck haben die Entwicklung, die das Haus durchgemacht hat, in dieser Zeit immer hautnah miterlebt. „Es ist brutal gewachsen, auch mit Blick auf das Spektrum an Behandlungs- und Untersuchungsmöglichkeiten, die hier angeboten werden“, sagt Klöck. Dabei sei in den ganzen 30 Jahren immer wieder auch die Frage aufgekommen, ob das Krankenhaus von einer Schließung bedroht sein könnte. Gerade auch deshalb sind die beiden froh, dass die Stadt Stockach und der Krankenhausförderverein so sehr hinter dem Haus stehen. Zumal sich im täglichen Arbeitsalltag zeige, dass das Einzugsgebiet des Krankenhauses immer größer wird.

Patienten kommen inzwischen von weit her

Angesichts dessen, wie viele Krankenhäuser im Umkreis in den vergangenen Jahren schließen mussten, ist es für die beiden allerdings auch keine große Überraschung, dass die Patienten inzwischen auch von immer weiter her nach Stockach kommen. Wenig überraschend dürfte vor diesem Hintergrund auch sein, dass das Arbeitspensum in den vergangenen 30 Jahren stets zugenommen habe. Insbesondere seien die Dokumentationspflichten umfangreicher geworden, berichten die beiden.

Die aktuellen Entwicklungen in der Gesundheitspolitik betrachten sie daher durchaus mit Sorge. „Es ist deutlich mehr Bürokratie geworden“, sagt Klöck mit Blick auf das Aufgabenfeld ihres Berufs. Doch wie würden sich die beiden entscheiden, wenn sie heute nochmals vor der Berufswahl stehen würden? „Ich würde es wieder machen, wenn die Voraussetzungen noch gleich wären wie früher“, sagt Tanja Bertsche. Sie und ihre Kollegin beobachten jedoch, dass inzwischen viele junge Nachwuchskräfte nach ihrer Ausbildung lieber noch ein Studium dranhängen, als direkt im Beruf weiterzuarbeiten. Das mag aus ihrer Sicht durchaus an den Rahmenbedingungen hängen. „Eine Vier-Tage-Woche ist in unserem Beruf schwer umsetzbar“, sagt Sonja Klöck.

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Sparzwänge bereiten Sorgen

Bei der Frage danach, welchen Wunsch die beiden Praktikerinnen an die Politik haben, sind sie sich einig: „Wir würden uns wünschen, dass Krankenhäuser nicht mehr gewinnorientiert arbeiten müssten“, sagt Klöck. Ihre Kollegin nickt zustimmend und fügt an: „Das würde den Beruf auf jeden Fall auch wieder attraktiver machen.“

Dem kann sich auch Krankenhaus-Geschäftsführer Michael Hanke anschließen. Seit 20 Jahren müssen Krankenhäuser, um Gewinn zu machen, unterhalb der Durchschnittskosten der anderen Krankenhäuser liegen. „Die Sparzwänge steigen dementsprechend jedes Jahr, aber nach 20 Jahren ist schon alles auf Kante genäht“, erklärt Hanke.

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Gerade deshalb zeigt sich Hanke glücklich darüber, sich auf ein gutes Team verlassen zu können. „Dieser Erfahrungsschatz ist unbezahlbar“, sagt Hanke mit Blick auf die 30 Jahre im Dienst des Stockacher Krankenhauses, auf die Klöck und Bertsche zurückblicken können. Wichtig sei es jedoch auch, junge Menschen für diesen Beruf begeistern zu können.

Das Schönste am Pflegeberuf

Für ihn steht fest: Im Pflegeberuf wird es nie langweilig, „Aber auch wenn die Lage schwierig ist, weiß man immer, dass man etwas Sinnvolles tut“, so Hanke. Das bestätigen auch Sonja Klöck und Tanja Bertsche. „Es ist schön, wenn man ein Dankesschreiben bekommt oder wenn man einen Patienten im Supermarkt trifft und sieht, dass es ihm wieder besser geht“, so Klöck. Tanja Bertsche ergänzt: „Das Schönste ist, wenn man ein Lächeln im Gesicht von Patienten oder Angehörigen sieht.“