Die Farbe auf dem Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums ist eindeutig: Dunkelrot. Sie steht für „extreme Dürre“ – und auch im Bodenseekreis gilt auf mehreren Flächen diese Warnstufe, obwohl es die vergangenen Tage viel regnete. Das Jahr 2025 ist bislang ungewöhnlich trocken, vielerorts fällt nur ein Bruchteil des erwarteten Niederschlags. Die Auswirkungen sind deutlich spürbar, auch in der Landwirtschaft. Was bedeutet das für die Betriebe in der Region?
Trockenheit trotz Regen
Roman Strasser, Betriebsleiter des markgräflich-badischen Gutsbetriebs in Salem, hat eine klare Einschätzung: „Wir hatten Glück.“ Zwar sei der Boden weiterhin trocken – „trotz des Regens“, wie er sagt – aber der Regen sei nötig gewesen. Nicola Gindele, Referentin für Landwirtschaft im Betrieb, ergänzt: „Wenn der Boden trocken ist und kein Niederschlag kommt, kann das einen Ertragsverlust für uns bedeuten, da das Saatgut dann im Trockenen liegt und nicht keimt.“

Derzeit sei die Lage entspannt, sagt Gindele. „Das vergangene Jahr war sehr nass. Die Grundwasservorräte sind gut gefüllt.“ Dennoch bleibt die Sorge vor den kommenden Monaten. Denn die Wetterbedingungen sind zunehmend unberechenbar.
Auch Andreas von Traitteur, Obstbauer vom Reinachhof in Ailingen, sagt: Sorgen müsse er sich momentan nicht wegen der Trockenheit machen. Jedoch kam ihm der Regen auch zugute. „Für die älteren, stark verwurzelten Bäume war das kein Problem.“ Jüngere Neupflanzen hätten demnach aber Stress gehabt.
Gegenmaßnahmen: Agroforst und Humus
Um den klimatischen Herausforderungen zu begegnen, setzt der Betrieb in Salem auf mehrere Maßnahmen, darunter Agroforst. Dabei werden gezielt Bäume mit dem Ackerbau kombiniert. „Ein natürlicher Schutzwall“, erklärt Nicola Gindele. Die Bäume sollen den austrocknenden Ostwind bremsen, Rückzugsräume für Nützlinge bieten und durch ihr Wurzelwerk Erosion vermindern.
Mindestens genauso wichtig ist der Humus: die oberste, organisch angereicherte Bodenschicht. „Er speichert Nährstoffe, hält Wasser und gibt dieses langsam an die Pflanzen ab“, erläutert Strasser. Um den Humusgehalt zu erhöhen, müsse viel ausprobiert werden – ein ständiger Lernprozess, um besser auf Wetterextreme vorbereitet zu sein.

Auf dem Reinachhof werden ähnliche Methoden angewendet. „Wir nutzen die Rollhacke, damit wälzen wir die Erde leicht um und schließen Kapillaren, aus denen Wasser entweichen kann“, sagt von Traitteur. Ebenso würden sie Komposthaufen auf den Plantagen verteilen, dies hindere das Wasser am Verdunsten.

Wassersparen trotz Bio-Bewirtschaftung
Ein zentrales Thema bleibt die Bewässerung, doch für kleinere, ökologisch wirtschaftende Betriebe ist sie oft keine Option. „Rein wirtschaftlich würde sich eine Bewässerungsanlage für uns gar nicht lohnen“, sagt Roman Strasser. Statt auf Technik setzt der Betrieb auf angepasste Arbeitsweisen. „Für uns Landwirte ist bei Trockenheit wichtig, auf wassersparendes Arbeiten zu achten“, betont er.
An einem Bewässerungssystem bedient sich Andreas von Traitteur. Tropfschläuche sind in einem Großteil der Plantagen verlegt. „Ich kann leider nicht überall Bewässerungsanlagen haben, dazu fehlt mir das Wasser“, erklärt der Bauer. Er habe zwar einen Brunnen, könne damit aber nicht alle Flurstücke bewässern.
Mehr Regen – aber nicht zur richtigen Zeit
Paradox: Trotz der momentanen Dürre nimmt die jährliche Regenmenge in der Region tendenziell zu. „Wir haben durchschnittlich einen Schnitt von um die 900 Millimeter Niederschlag pro Jahr“, sagt Strasser. Das sei im Vergleich zum Norden Deutschlands deutlich mehr. Problematisch ist jedoch die Verteilung: Starkniederschlag tritt häufiger ein. Bedeutet: viel Regen in kurzer Zeit – zu viel, als dass der Boden das Wasser aufnehmen könnte.
Gindele ergänzt: „Wir haben immer häufiger extreme Wetterereignisse – ob Trockenheit oder Starkregen.“ Ob eines davon schlimmer sei, lasse sich kaum sagen. „Wetterextreme kommen häufiger, das ist klimawandelbedingt und darauf müssen wir uns versuchen einzustellen.“