Die Konstanzer Bürger wollen ihr Seenachtfest-Feuerwerk behalten. Das zumindest ist das Ergebnis einer nicht repräsentativen Umfrage, die die Stadtverwaltung in Auftrag gegeben hatte.
Die Studie könnte dem Arbeitskreis zur Zukunft des Seenachtfests und dem Gemeinderat nun den weiteren Weg vorgeben – und einfließen in die künftige Ausrichtung der Großveranstaltung. Ein ökologischerers und regionaleres Fest soll es werden, so viel scheint sicher, wie von Teilnehmern des Arbeitskreises zu hören ist. Was das konkret bedeutet, ist nach wie vor offen.
Die Umfrage
Ergebnisse sollen nun im Gemeinderat diskutiert werden
Jedoch könnte mit den vorliegenden Ergebnissen der Umfrage nun die Wahrscheinlichkeit steigen, dass es auch künftig ein Feuerwerk geben wird. Denn nach der Abstimmung der rund 5800 Teilnehmer der Online-Umfrage attestiert die Konstanzer Stadtverwaltung dem Feuerwerk nun eine “übergeordnete Bedeutung“. Rund 60 Prozent von ihnen sprachen sich für das Feuerwerk aus.
Oberbürgermeister Uli Burchardt, der das Seenachtfest bereits 2012 zum Wahlkampfthema gemacht hatte, bezeichnete die Ergebnisse in einer ersten Reaktion am Sonntag als eine Überraschung, die es zu bewerten und im Rat zu diskutieren gelte. Der tritt das nächste Mal am kommenden Donnerstag zusammen.
Das Feuerwerk ist seit jeher zentrales Aushängeschild des Festes
Doch wie überraschend sind diese Ergebnisse der Bürgerumfrage wirklich? Gilt das deutsch-schweizerische Feuerwerk über dem Wasser doch seit jeher als Besuchergarant für das Seenachtfest – und somit als Aushängeschild der Stadt über die Bodenseeregion hinaus. Nicht umsonst warben Konstanz und der Veranstalter in der Vergangenheit vornehmlich mit dem knallbunten Spektakel um Besucher.
Das Rahmenprogramm schien da nur Beiwerk. Die Umfrage bestätigt diese Wahrnehmung. Und jene Konstanzer, die den Eintritt für das Festgelände nicht zahlen wollten, bevölkerten die umliegenden Hügel und Balkone, um das Feuerwerk von dort zu bestaunen. Auch das verdeutlichen die Ergebnisse.
CDU-Stadtrat: „Nicht an den Menschen vorbei entscheiden“
Oberbürgermeister Burchardt scheint jedoch nicht als einziger überrascht. Auch im Arbeitskreis – bestehend aus Rats- und Verwaltungsmitgliedern, Touristikern sowie Vertretern von Gastronomie und Hotellerie – haben die Ergebnisse offenbar für Verwunderung gesorgt. Roger Tscheulin, Vorsitzender der CDU-Gemeinderatsfraktion und Mitglied des Arbeitskreises Seenachtfest, gesteht ein, die Bedeutung des Feuerwerks ebenfalls unterschätzt zu haben.
„In der öffentlichen Diskussion über das Seenachtfest gab es diese Deutlichkeit meines Erachtens nicht.“ Er versteht die Umfrage als eine Art Seismograf, um die Stimmung in der Bevölkerung zu erfassen „und nicht an den Menschen vorbei zu entscheiden“. Das Feuerwerk sollte deshalb Bestandteil des Seenachtfests bleiben, sagt Tscheulin.
FGL-Stadträtin: Feuerwerk nicht die einzige Stellschraube
Aus dem politischen Lager der Grünen sind indes zurückhaltendere Worte zu vernehmen. „Für mich ist das Feuerwerk kein Muss“, erklärt Dorothee Jacobs-Krahnen, Vorsitzende der FGL-Gemeinderatsfraktion, ebenfalls Mitglied des Arbeitskreises. Ihrer Meinung nach greife die Diskussion um diesen einen Aspekt des Seenachtfests ohnehin zu kurz.
„Man muss die Veranstaltung in ihrer Gesamtheit betrachten und an verschiedenen Stellschrauben drehen, um die CO2-Belastung zu reduzieren“, sagt Jacobs-Krahnen. „Dazu zählt nicht nur das Feuerwerk.“ Immerhin: Eine klare Absage ist auch das nicht. Eine Mischform aus Feuerwerk und Laser-Drohnen-Show, wie zuletzt von OB Burchardt ins Gespräch gebracht, sei auch für Jacobs-Krahnen eine Option.
Manfred Hölzl: „Ich glaube, der Oberbürgermeister hat nicht ganz gemerkt, wo die Emotion liegt“
Aber nicht nur die Politik arbeitet an der Zukunft des Seenachtfests. Auch die Hoteliers und Gastronomen, die von der Neuausrichtung unmittelbar betroffen sein werden, sind beteiligt. Im Arbeitskreis vertritt Konzil-Wirt Manfred Hölzl deren Interessen.
„Ich glaube, der Oberbürgermeister hat nicht ganz gemerkt, wo die Emotion liegt“, sagt Hölzl, CDU-Stadtrat, in Richtung seines Parteifreundes. „Das Feuerwerk ist etwas besonders für die Konstanzer, auch wenn sie es sich nicht direkt vom Festgelände aus anschauen.“ Er, so Hölzl weiter, habe sich über das Ergebnis der Umfrage gefreut.
Und wie muss es seiner Meinung nach nun weitergehen? „Dass sich etwas verändern muss, ist klar. Aber wir müssen uns fragen: Was passt zu Konstanz? Was passt zum See?“ Wie es gehen könne, fährt der Gastronom fort, zeige der Schweizer Nachbar. „Kreuzlingen hat es geschafft, ein stimmiges Konzept zu entwerfen.“ Er wünscht sich eine grenzüberschreitende Veranstaltung – inklusive Feuerwerk, versteht sich.
Bürger wünschen sich Veränderung: kleiner, günstiger, vielfältiger
Tatsächlich wünschen sich viele Bürger Veränderungen beim Seenachtfest, nur nicht beim Feuerwerk. Auch das ist Ergebnis der Befragung. 2500 Kommentare kamen nach Angaben der Stadtverwaltung zusammen, sie füllen rund 200 DinA-4-Seiten. Darin schlagen die Bürger vor, das Fest zu verkleinern, günstiger zu gestalten und für die Vereinswelt zu öffnen.
Zuletzt hatte auch OB Burchardt bei Auftritten wie der Ausstellungseröffnung von „Der gefährliche See“ öffentlich seine Zuversicht geäußert, gemeinsam mit dem neuen Gemeinderat ein Seenachtfest in verkleinerter, nachhaltiger Form zu erarbeiten.
Wird das Ergebnis die künftige Ausrichtung der Veranstaltung prägen?
Auf die Frage, welchen Stellenwert die Umfrageergebnisse bei der weiteren Diskussion um die Zukunft des Seenachtfests einnehmen werden, bleibt die Stadtverwaltung aber auch am Montag im Ungefähren: „Die Ergebnisse der Umfrage und die zahlreichen Kommentare werden den Räten vorgelegt“, teilt Pressesprecher Walter Rügert auf Anfrage mit. Sie sollen – wie die Ergebnisse des Arbeitskreises – die Entscheidungsgrundlage verbreitern.
Eric Thiel, Leiter der Marketing und Tourismus Konstanz, kurz: MTK, sah sich am Montag auf wiederholte Nachfrage nicht im Stande, zu den Fragen des SÜDKURIER Stellung zu nehmen.