Günstiger Eintritt, ein volles Programm und die Gewissheit, dass viele regionale Vereine und Talente zum Zuge kommen.

Die Kreuzlinger Ausgabe des Seenachtfests, das Fantastical, hat, was viele beim Großfest in Konstanz vermissen: Es bietet fast so viel wie das Seenachtfest, nur bei geringeren Ticketpreisen und mit mehr Lokalkolorit. Ist das Fantastical also das bessere Seenachtfest?

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Unterschiedliche Ziele: Gewinnbringend auf der einen, Kostendeckend auf der anderen Seite

Beide Feste sind auf ihre Art gut. Denn sie entwickelten sich in den vergangenen Jahren unter völlig verschiedenen Voraussetzungen, die die Städte ihnen gaben.

Das Seenachtfest sollte kein Zuschussbetrieb sein, sondern Geld bringen; das Fantastical vor allem kostendeckend arbeiten. Und dabei durfte es immer auf den Zuschuss der Stadt Kreuzlingen bauen, aktuell in der Höhe von 70 000 Franken.

Das Fantastical hat seinen Rahmen gut genutzt. Es hat regionale Vereine ins Boot geholt und lokalen Talenten Raum für Auftritte gegeben. Die alternativen Kulturmacher vom Verein Kultling haben ebenso einen Platz auf dem Fest wie weithin bekannte Unterhaltungsgruppen.

Aber: Ganz ohne kostenfreien Eintritt funktioniert es auch in der Schweiz nicht

Aber auch das Kreuzlinger Großfest hat Lehrgeld zahlen müssen. Vor einigen Jahren hatten die Schweizer Nachbarn Sperrzäune und Kassen abgebaut, Besucher sollten keinen Eintritt mehr zahlen.

Die Kehrseite der Medaille: Fast jedes Eck war bestückt mit Spruchbändern der Sponsoren; Bühnen trugen teilweise die Namen von Unterstützern. Und es kamen Menschen, die sich nicht mit freiem Eintritt begnügten, sondern eigene Speisen und Getränke mitbrachten. Sie hinterließen ihren Müll.

Nicht ausgeschlossen, dass darunter viele Deutsche waren. Denn abgesehen von den Bierpreisen, bei denen beide Städte inzwischen fast gleichauf liegen, schlagen in Kreuzlingen das generell höhere Schweizer Preisniveau und der aus Eurosicht ungünstige Frankenkurs zu Buche.

Auch in der Schweiz ist das Gelände wieder abgesperrt

Kreuzlingen riegelte sein Gelände also ab und erhob wieder Eintritt. Auch die bei Gästen unbeliebten Taschenkontrollen am Einlass und ein Glasverbot gehören inzwischen zum Standard, ähnlich wie in Konstanz. Und die immer ausgefeilteren Wege- und Sicherheitskonzepten in Konstanz hat Kreuzlingen in weiten Teilen ebenfalls übernommen.

Konstanz war es zuletzt gelungen, die Massen besser zu kanalisieren. Bühnen wurden immer wieder neu gestellt, um ein besseres Durchkommen zu gewährleisten. Neue Wegeführungen und eine Beschränkung der maximalen Besucherzahl verschafften den Menschen Luft auf dem Gelände.

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Nur in Konstanz gibt es Großbühnen, vor denen auch schon mal 8000 Menschen auf einmal abrocken können.

Beide Feste bieten Vielfalt bei den musikalischen Stilrichtungen, beide Feste haben Angebote für Kinder und Jugendliche. Kreuzlingen aber setzt stärker als Konstanz auf Mitmachaktionen, wie Schnellkurse für bestimmte Tanzstile. Es dürfte Geschmacksfrage sein, wo es einem besser gefällt.

Beide Seiten sollten die Chance nutzen, um ihr Fest gemeinsam zu modernisieren

In Konstanz steht die Konzeption des Seenachtfestes mittlerweile grundsätzlich in Frage, unter anderem aus Gründen des Klimaschutzes. Nun besteht die Chance, dass beide Städte ihre Feste wieder vereinen, sie klimaverträglich und für die gesamte Region ansprechend modernisieren.

Doch zwischen Konstanz und Kreuzlingen hat es in den vergangenen Jahren immer wieder geknirscht.

Da zog sich beispielsweise die Flugschau der Schweizer weit über das Konstanzer Gebiet, wo aus Sicherheitsgründen das Kunstfliegen nicht erwünscht war. Aktuell will Kreuzlingen gerade in dem Jahr, in dem Konstanz überlegt, aus Klimaschutzgründen auf die Großböllerei zu verzichten, gleich zwei Feuerwerke in die Luft jagen.

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Blöder Zufall oder Provokation?

Die Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Klar aber ist: Konstanz und Kreuzlingen könnten gemeinsam richtig stark sein. Nämlich dann, wenn es ihnen gelänge, den Schatz der Heimat zu heben – die riesigen Ressourcen, die in den lokalen Vereinen, Initiativen und Talenten schlummern.

Kreuzlingen nutzt diese teilweise schon, hat etwa dem Verein für alternative Kultur Kultling auf dem Fest einen Platz gegeben. Auf solche kreative Konsequent zu setzen, könnte neue Impulse geben für eine grenzüberschreitende und klimaverträgliche Feier. Wieder verschmolzen und mit neuer Idee könnte es künftig in Konstanz und Kreuzlingen also ein noch viel besseres Fest geben als heute.

Was sie heute schon eint: Beide Feste haben ihre Besonderheiten. Das Fantastical ist also nicht zwingend das bessere Seenachtfest.