Der Höhepunkt des Seenachtfests ist laut einer Umfrage: sein Alleinstellungsmerkmal. Es war zu erwarten, dass das deutsch-schweizerische Feuerwerk über dem Konstanzer Trichter als Besuchsgrund angegeben wird. Nicht nur kamen die Menschen bisher deshalb, auch als künftigen Höhepunkt wünschen sie sich, die Hälse um 22 Uhr in Richtung des bunt-knallenden Spektakels zu recken. Warum auch sonst?
Wohl kaum wegen des atemberaubenden Rahmenprogramms, der familienfreundlichen Eintrittspreise und des ausgewogenen Gastronomie-Angebots.
Nicht allen Konstanzern gefällt das Dauerthema Klimaschutz
Wenn Oberbürgermeister Uli Burchardt das überrascht, wie er per Pressemitteilung erklärt, dann ist er ein schlechter Beobachter der Stimmungslage in seiner Stadt. Nicht allen Konstanzern passt es, dass die Diskussionen um mehr Klima- und Umweltschutz vermehrt auch Entscheidungen vor der eigenen Haustür betreffen. Darüber sollten auch 10.000 Klima-Demonstrierende nicht hinwegtäuschen.
Erinnerungen an ein Wahlkampfversprechen auf dem Jahr 2012
Burchardt hat sich weit aus dem Fenster gelehnt, die Gestaltung des Seenachtfests vor diesem allgemein herrschenden Zeitgeist erneut aufs Tapet zu bringen und das Feuerwerk dabei auf den Prüfstand stellen zu lassen. Als der Veranstalter nach Ausrufen des Klimanotstands im Mai mit vorzeitigen Rückzugsgedanken auf die Stadt zugekommen war, schien auch für den Oberbürgermeister der Zeitpunkt gekommen, ein altes Wahlversprechen doch noch einzulösen: Schon 2012 wollte Burchardt das zur kommerziell-gigantomanischen Touristen-Sause verkommene Fest wieder zu einem von und für Konstanzer machen.
Die Umfrage wird die Debatten in Arbeitskreis und Gemeinderat erschweren
Nun wird die Umfrage trotz beachtlicher Beteiligung nicht der einzige Gradmesser für den neuen Arbeitskreis zur Zukunft des Seenachtfest sein. Aber die Ergebnisse müssen beachtet werden und sie bringen mit sich, dass sie die Arbeit erschweren werden: Einerseits wollen die Befragten weniger ausgeben und lieber im kleineren Kreis feiern, andererseits wäre ihnen ein Seenachtfest ohne seinen kostspieligen Besuchermagnet ein Graus.
Kürzlich wurde Uli Burchardt als „Klima-Pionier unter Deutschlands Bürgermeistern“ in die SWR-Talkshow „Nachtcafé“ eingeladen. Moderator Michael Steinbrecher fragte ihn, ob den Konstanzern wegen des stärkeren Fokus auf den Klimaschutz auch wehgetan werde. Burchardt antwortete mit Unannehmlichkeiten und Kosten, die eine autoverkehrfreie Innenstadt mit sich brächten. Ein feuerwerkfreies Seenachtfest nannte er nicht – doch Schmerzen scheint es den Besuchern wohl zu bereiten.