Mitten im Grün, dabei unter Leuten und direkt am Wasser: Idealer kann ein Arbeitsplatz kaum sein, so sieht es jedenfalls Jonas Dickmann. Seit Kurzem ist er bei den Bäderbetrieben Konstanz angestellt, um den Betrieb am Konstanzer Hörnle im Blick zu behalten.
Der Quereinsteiger hat schon abenteuerlichere Arbeitsstellen ausgefüllt: Viele Jahre lang war Dickmann Surflehrer auf Fuerteventura, später machte er sich in Dortmund mit einem SUP-Verleih selbstständig. „Das passt alles sehr gut zur Tätigkeit im Strandbad“, sagt er und schmunzelt.
Nicht immer hat sich die Bädergesellschaft leicht getan, ausreichend Personal für den Betrieb ihrer Bäder zu finden – immerhin sind es vier, deren Betrieb überwacht werden muss, auch wenn das Baden im See auf eigene Gefahr erfolgt. Wie steht es um die Schaffung von Sicherheit in diesem Jahr?
DLRG unterstützt die Rettungsschwimmer weiterhin
Grundsätzlich sei der Mangel an Fachkräften bei der Badeaufsicht weiter spürbar, schreibt Christopher Pape, Sprecher der Stadtwerke und damit auch der Bädergesellschaft, auf Anfrage. Durch frühzeitige Planung, Ausbildungsförderung und flexible Einsatzmodelle sei es gelungen, die Freibäder zum Saisonstart mit qualifiziertem Personal zu besetzen.
Jonas Dickmann selbst ist ein passendes Beispiel dafür: Er bezeichnet sich selbst als Quereinsteiger, Fachangestellter für Bäderbetriebe ist er nicht. Dafür kann er als Surflehrer langjährige Erfahrung im Wassersportbetrieb nachweisen, ist ausgebildeter Rettungsschwimmer und weist handwerkliche Fähigkeiten vor – sinnvoll, da es im Strandbad immer etwas zu reparieren gibt.
Die festangestellten Rettungsschwimmer der BGK bekommen an den Wochenenden und Feiertagen Unterstützung durch ehrenamtliche Rettungsschwimmer der DLRG – so sei auch eine große Fläche wie das Hörnle-Strandbad bei der Sicherheit gut aufgestellt, sagt Jonas Dickmann. „Zudem ist es schon sehr beeindruckend, dass Konstanz vier kostenlose Strandbäder betreibt.“

Die Regel ist, dass die angestellten Mitarbeiter an den Wochentagen für die Sicherheit sorgen, an den Wochenenden wiederum bekommen sie Unterstützung durch DLRG-Kräfte. „Die ehrenamtlichen Helfer der DLRG sind ausschließlich im Strandbad Hörnle tätig und leisten dort an stark frequentierten Tagen eine wertvolle Unterstützung“, schreibt Christopher Pape.
Die Zusammenarbeit trage wesentlich zur Entlastung der Teams der BGK bei und sei ein wichtiger Bestandteil des Sicherheitskonzepts. Die Hauptverantwortung für die Badeaufsicht liege jedoch auch an diesen Tagen bei der Bädergesellschaft. „Die Unterstützung durch die DLRG ist eine große Hilfe“, bestätigt Jonas Dickmann.
Negativer Trend: Mancher Badegast reagiert aggressiv
Am Wochenende und wenn viele Besucher da seien, gebe es im Strandbad viele weitere Aufgaben: Neben der Wasseraufsicht steht an, sich um die Anliegen der Gäste zu kümmern, zur Einhaltung der Regeln zu motivieren sowie sich um Reparaturen an Liegenschaften, Duschen, Spielplatz und Sportanlagen zu kümmern.
Den Trend, dass in jüngster Zeit das Verhalten mancher Strandbadbesucher problematischer und punktuell aggressiv geworden ist, teilt Jonas Dickmann zwar, ein größeres Problem sieht er darin aber nicht. „Die meisten Dinge sind kommunikativ lösbar“, sagt er und im Zweifel müsse man auf die Einhaltung der Regeln bestehen. Verstärker, Alkoholkonsum und Grillgut – das alles habe in einem Freibad nichts verloren. Die Bädergesellschaft habe das Hausrecht inne und im schlimmsten Fall müsse sie es durch Ausschluss von Störern ausüben.

Neue Technik kann die Arbeit der Retter unterstützen
Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels bei Rettungsschwimmern und Fachangestellten für Bäderbetriebe stellt sich jeder Bädergesellschaft die Frage, wie und ob man die Aufsicht durch technische Mittel ergänzen kann. Aktuell gebe es keine alternativen Formen zur klassischen Badeaufsicht in den Strandbädern, schreibt Christopher Pape auf Anfrage.
KI-gestützte Systeme zur Erkennung von Gefahrensituationen hätten in Hallen- und Freibädern zwar eine zunehmende Bedeutung, seien für den Einsatz in Natur- und Strandbädern derzeit jedoch nicht zugelassen. Dem stimmt Jonas Dickmann zu: „Im begrenzten Raum eines Schwimmbeckens kann die künstliche Intelligenz Unregelmäßigkeiten erkennen“, sagt er. „Das geht hier im Strandbad nicht.“
In Zukunft sei es aber bestimmt denkbar, dass eine Drohne ein Auftriebsmittel zu einem erschöpften Schwimmer bringe. Jonas Dickmann überlegt: „Auch dann ist die Frage: Ist jemand, der die Drohne bedienen kann, da? Geht es eventuell mit dem Boot schneller? Und braucht der in Not geratene Schwimmer etwas zum Festhalten oder weitere Unterstützung?“
Ähnlich formuliert es Christopher Pape: Technik könne unterstützen – aber die menschliche Badeaufsicht nicht ersetzen. Die Sorge um die Sicherheit der Schwimmer und der Badegäste auf dem Gelände wird also auch in Zukunft Menschen anvertraut werden.