Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Der Landesverband Baden der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ist 2024 gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent gewachsen, 1697 neue Mitglieder sind hinzugekommen. Damit setze der Verband der Rettungsschwimmer einen bereits seit Jahren andauernden Aufwärtstrend fort, wie es in einer Publikation auf der Homepage des Landesverbands heißt.
Spiegelt sich dieses Engagement auch hier, im Kreis Konstanz, wider? Am Bodensee haben die Wasserretter eine besondere Bedeutung, schließlich ist Schwimmen im Sommer allgegenwärtig und die Gefahr, im Bodensee zu ertrinken, ist ebenso real.
Christina Wiggenhauser, Schatzmeisterin der DLRG im Bezirk Bodensee-Konstanz, sieht auch für den eigenen Bezirk einen klaren Aufwärtstrend. Hatte der Bezirk 2019 noch 3626 Mitglieder, so waren es 2021 bereits 3765, 2022 dann 3867 und 2023 4054. Ende 2024 verzeichnet der Bezirk 4195 Mitglieder.
Ganz neu ist das für die Schatzmeisterin allerdings nicht. „Die Mitgliederzahl stieg bei uns immer schon an“, sagt Wiggenhauser. Auch die für die DLRG schwierige Phase der Pandemie, in der es kaum möglich war, Schwimmkurse anzubieten, habe der Verein in Sachen Mitgliederzahl unbeschadet überstanden.
Kinderschwimmkurse binden Mitglieder
Ein ausschlaggebender Faktor für die Nachwuchswerbung sind die Kinderschwimmkurse, sagt Wiggenhauser und auch Rolf Gruber, Vorsitzender des Fördervereins der DLRG Konstanz, bestätigt das. „Wer an einem Schwimmkurs teilnimmt, wird Mitglied“, erläutert Gruber, „ob Erwachsener oder Kind.“ Das habe versicherungsrechtliche Gründe. Manche Kinder verließen den Verein daher relativ bald nach dem Besuch eines Schwimmkurses wieder, die Fluktuation sei recht hoch.

Trotzdem: Andere Kinder bleiben im Verein und im Training und können als Jugendliche nach und nach zu Rettungsschwimmern ausgebildet werden. Für Christina Wiggenhauser ist auch die stete Präsenz der DLRG in der Öffentlichkeit am See ein Grund für die Beliebtheit: „Man sieht uns dauernd am See. Alle Welt kann uns beobachten.“ Die DLRG erhalte damit ein positives Image der Präsenz und Tatkraft.
Einen Ausreißer lässt übrigens die Ortsgruppe Konstanz erkennen. Während der Pandemie sank die Mitgliederzahl deutlich, wie Gruber berichtet, von 960 Mitgliedern Ende 2019 auf einen Tiefstand von 812 im Jahr 2023. Aktuell gehe es aber wie im Bezirk wieder aufwärts, die Mitgliederzahl stehe nun bei 850. Dabei gebe es eine sehr gesunde Mischung aus jüngeren und älteren Mitgliedern: etwa zwei Drittel seien Kinder und Jugendliche.
„Bei uns läuft‘s schon immer“
Michael Koch, stellvertretender Vorsitzender beim DLRG Bodman-Ludwigshafen, bestätigt, was Wiggenhauser für den ganzen Bezirk sagt: „Bei uns läuft‘s eigentlich schon immer.“ Nur während der Pandemie habe es einen starken Einbruch bei den Schwimmkursen gegeben, die praktisch nicht stattfinden konnten. Auch der Umbau des Hallenbads in Stockach habe der Organisation von Schwimmkursen in jüngster Zeit Probleme bereitet.
Aber inzwischen liefen die Kurse wieder und es würden etwa 30 Kinder pro Halbjahr im Schwimmen unterrichtet. Die Ortsgruppe kann sich tatsächlich sehen lassen: 70 bis 80 Personen seien aktiv dabei, inklusive der passiven seien es fast 500 Mitglieder, berichtet Koch. Die Einsatzgruppe zähle 25, der Wachdienst zwischen 30 und 40 Personen, an Personal mangele es also nicht. „Wir sind einer der größten Vereine in Bodman-Ludwigshafen.“
Jonathan Weihing, 20 Jahre alt, ist eins der neueren Mitglieder bei der Konstanzer DLRG. Im Oktober 2023 habe er begonnen, für das Rettungsschwimmabzeichen in Silber zu trainieren – und seither sei er auch engagiert bei der DLRG aktiv. Auch bei ihm reicht die Bindung an den Verein aber bis in die Kindheit in seiner Heimat bei Reutlingen zurück.
„Mit neun oder zehn Jahren habe ich den Schwimmkurs Silber gemacht, wollte als Jugendlicher aber nicht mehr weiter trainieren“, sagt er. Dem Interesse an der Rettung von Menschenleben aber blieb Jonathan Weihing treu. Im Studium, inzwischen in Konstanz, kommt er über das Engagement einer Freundin auf die Idee, sich bei der DLRG zu engagieren.

Vereinsleben, Training und Einsatz für andere
Es folgen mehrere Kurse in der Wasserrettung und in der Sanitätsausbildung, neben der Ausbildung nimmt der Student am Training teil. „Im Sommer werde ich dann im Wachdienst eingesetzt.“ Was ihm am Engagement bei der Wasserrettung gefällt? Jonathan Weihing mag die Mischung aus Ehrenamt, Gemeinschaft, Vereinsleben, Sport und Bewegung, einschließlich des Wissenszuwachses durch die Ausbildung.
„Es ist außerdem oft ein guter Ausgleich zum theoretischen Studium“, ergänzt der Physikstudent. Ein weiterer Aspekt für ihn ist die Integration in die Stadtgesellschaft – im Verein lerne man eben nicht nur Studenten kennen, sondern ganz unterschiedliche Menschen. „Es sind dort so viele Menschen, mit denen man gut klarkommt.“

Einen extrem großen Zulauf kann Jonathan Weihing dennoch nicht beobachten. Viele der Studierenden, die sich der Wasserrettung in Konstanz anschlössen, seien bereits in ihren Heimatorten dabei gewesen. In der Ortsgruppe seien allerdings vornehmlich Konstanzer anzutreffen. Jonathan Weihing jedenfalls fühlt sich in seinem neuen Ehrenamt sehr wohl. „Für mich passt es sehr gut.“