Ein Schiff wird kommen. Das wünschen sich zumindest die Mitglieder des Technischen und Umweltausschusses. Sie stimmen dafür, dass die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) ein Konzept für eine Wasserbuslinie entwickeln sollen. Ziel ist, das künftige Europaquartier mit Fernbusbahnhof, Parkhaus und Asisi-Panorama direkt an den Konstanzer Hafen anzubinden.
Von einem solchen Zusatzangebot – einen Probebetrieb hat es bereits von 2018 bis 2019 gegeben – spricht Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn schon lange. Doch Ideengeber, das hebt Jürgen Ruff (SPD) in der Sitzung deutlich hervor, sei die SPD bereits im Jahr 2009 gewesen.
In der seinerzeitigen Diskussion um ein Konzerthaus auf Klein Venedig, habe die SPD bereits einen Wasserbus beantragt, „und wir sind verlacht und an der Fasnacht 2009 vergondelt worden“, so Ruff. Die Mitglieder der Elefanten AG präsentierten sich beim großen Umzug als Gondoliere in venezianischen Gondeln. Künstler Klaus Baeuerle hielt diese launige Spöttelei im Stammbuch der Elefanten bildhaft fest.

Aus Spaß wird Ernst
Jetzt – fast 16 Jahre später – soll aber ein Konzept für eine Schiffsverbindung zwischen dem Steg am Bodenseeforum und dem Konstanzer Hafen ernsthaft ausgearbeitet werden. „Nicht weil es schön, sondern weil es notwendig ist“, sagt Karl Langensteiner-Schönborn.
Der Wasserbus sei kein „Tourismus-Highlight“, stellt er klar. Vielmehr gehe es darum, „dem Mobilitätskonzept gerecht zu werden“, denn der Wasserbus solle Konstanzer und Touristen bedienen und an Hochlasttagen, „wo Stauereignisse nicht zu verhindern sind“, die Straßen entlasten. „Wir wollen die Stoßzeiten bedienen“, sagt der Baubürgermeister, und bei dem Wasserbus solle es sich um ein niederschwelliges Angebot handeln.

Baustein des öffentlichen Nahverkehrs
Die Mitglieder des TUA finden die Idee gut. „Ein attraktiver Baustein des ÖV-Angebots“, wertet beispielsweise Gisela Kusche (FGL&Grüne). Swetlana Wiedenbeck (Junges Forum) findet es gut, „den Verkehr aus der Innenstadt rauszuhalten“. Auch Holger Reile (Linke Liste) gibt ein klares Ja für den Grundsatzbeschluss jenes Projekts, das „schon lange auf der Agenda“ stehe. Und dass der Wasserbus in den öffentlichen Nahverkehr eingegliedert werden soll, findet er einfach gut.
Jürgen Ruff freut sich natürlich, dass die SPD-Idee, den öffentlichen Nahverkehr „auf das Wasser und die Wasserstraßen auszudehnen“, endlich konkrete Formen annehmen solle und im Nahverkehrsplan verankert sei. Er regt an, mittelfristig auch Kreuzlingen und die Bodensee-Therme anzufahren.

Diese Idee findet Achim Schächtle (FDP) „interessant und überdenkenswert“. Auch diese Möglichkeit solle im Konzept dargestellt werden, für dessen Ausarbeitung er ebenfalls seine Zustimmung gibt; allerdings nicht ohne Vorbehalt, denn: „Ob es sich rechnet, wird man noch sehen.“
Entscheidend sind Daten, fakten, Zahlen
„Bus kann jeder, Wasserbus nicht“, formuliert Levin Eisenmann (CDU), der die Idee spannend findet, aber auch Wasser in den Wein gießt, denn: „Entscheidend sind Zahlen, Daten, Fakten. Es bleibt letztlich die Frage der Finanzierbarkeit“, so Eisenmann. Auch sei zu klären, ob der Wasserbus förderfähig oder reiner Luxus sei.

Geteilte Freude auch bei den Freien Wählern. Denn „die Ökonomie muss betrachtet werden“, so Daniel Hölzle. Aus Nutzersicht seien Faktoren entscheidend, wie Höhe der Parkkosten und des Wasserbus-Tickets und die Verlässlichkeit. Und insgesamt entscheidend sei, „welche Kosten auf uns zukommen“, so Hölzle. „Der Wasserbus wird defizitär, da müssen wir uns nichts vormachen. Die Frage ist nur: Wie hoch wird das Defizit.“
„Bei den Busbetrieben haben wir auch ein Defizit zu tragen“, so Karl Langensteiner-Schönborn. 25 bis 40 Prozent der Kosten könnten durch Tarife gedeckt werden, der Rest müsse zugeschossen werden. Der Zuschuss der Stadt belaufe sich bei den Busbetrieben auf fünf Millionen Euro pro Jahr. Das Defizit des künftigen Wasserbusses müsse sich im Rahmen halten, „sodass wir sagen können, es rentiert sich“, so der Baubürgermeister.
Andere Ziele könnten gerne untersucht werden, sagt Langensteiner-Schönborn zu Ruffs Idee, aber der Baubürgermeister bremst die Erwartungshaltung sofort: „Erst kommt die Pflicht, dann die Kür.“ Nach dem einstimmigen Ja des TUA wird der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag, 12. Dezember, entscheiden, ob die BSB ein Konzept für eine Wasserbuslinie ausarbeiten soll.