Am 25. Juli 2024 geht bei der Feuerwehr um 1.22 Uhr die Meldung ein, dass das Gebäude in der Zollernstraße 10 brennt. Sofort machen sich zahlreiche Einsatzkräfte auf den Weg.
Der Verkehr ist aufgrund des Großeinsatzes in der Altstadt an diesem Donnerstag eingeschränkt. Im Bereich Konzilstraße (hier das Gebäude der Philharmonie im Hintergrund) stehen zahlreiche Einsatzfahrzeuge.
Als die Sonne aufgeht, wird das Ausmaß des Brandes immer deutlicher. In der Stadt verbreitet sich die Nachricht über den Großeinsatz, und Rauch zieht durch die Gassen der Altstadt.
Immer wieder flammt der Brand auf und da nur von außen gelöscht werden kann, gestalten sich die Maßnahmen für die Feuerwehrleute schwierig. Der Einsatz ist kräftezehrend.
Derweil wächst die Sorge, dass der Giebel und die Fassade des Stadlerhauses einstürzen könnten. Zu groß sind die Beschädigungen. Zwischen dem zweiten und dritten Stock ist eine Decke eingestürzt.
Der Löscheinsatz dauert am 25. Juli 2024 an. Hilfe aus Singen, der Schweiz und weiteren Orten trifft ein, um die Konstanzer Kameraden im Kampf gegen die Flammen zu unterstützen.
Aus der Vogelperspektive zeigt sich das Ausmaß der Zerstörung. Weiterhin steigt Rauch aus dem Stadlerhaus auf. So dicht wie die Altstadt bebaut ist, hätte der Brand noch schlimmer werden können.
Die Feuerwehr und alle Helferinnen und Helfer bereiten sich schließlich auf eine weitere Nacht im Einsatz vor. Der Kampf gegen die Flammen wird weitergehen.
Besonders stark ist die Rückseite des Gebäudes beschädigt. Ein Bagger kommt zum Einsatzort und beginnt mit dem Abriss des Hinterhauses, während die Feuerwehr weiterhin mit Löschmaßnahmen beschäftigt ist.
Denn im Inneren des Stadlerhauses entzünden sich immer wieder Glutnester. Die Feuerwehrleute werden diese auflodernden Brände in den kommenden Tagen wiederholt bekämpfen.
Konstanzer stehen fassungslos in der Zollernstraße. Ein Bauzaun wird errichtet, um zu gewährleisten, dass niemand durch herabfallende Ziegel oder schlimmstenfalls von der einstürzenden Fassade verletzt wird.
Damit es aber nicht so weit kommt, beginnen Experten zeitnah mit der Sicherung des einsturzgefährdeten Giebels sowie der Fassade des Stadlerhauses. Als dies glückt, besteht die Hoffnung, dass das Ensemble gerettet werden kann.
Schließlich werden die großen Holzstützen aufgerichtet und an den richtigen Stellen platziert. Fassade und Giebel bleiben stehen. Die Rettungsaktion glückt. Doch in der Nacht auf den 28. Juli 2024 bricht nochmals offenes Feuer aus.
Am 29. Juli ist das Hinterhaus bereits dem Erdboden gleich gemacht. Dann folgt um 14.40 Uhr die erlösende Nachricht: Nach vier Tagen, 13 Stunden und 18 Minuten kann die Feuerwehr endlich abrücken.
In den Wochen darauf kehrt allmählich fast so etwas wie Alltag in der Zollernstraße ein. Läden öffnen und Menschen flanieren an der Brandruine vorbei, die sich rasch in eine Baustelle verwandelt.
Ein Kran wird im August 2024 errichtet und mit den Arbeiten begonnen. Voraussichtlich dauert es mindestens zwei Jahre, bis das Haus in der Zollernstraße wieder hergestellt ist, so Architekt Christoph Bauer.
Die Verkaufsfläche von Bend Sörensen wird beim Brand des Stadlerhauses ein Raub der Flammen. Die Geschäftsführerinnen sind erfinderisch und eröffnen im November 2024 neben der Baustelle eine Boutique.
Im Dezember 2024 darf der SÜDKURIER schließlich ins Stadlerhaus. Hausbesitzer Christian Stadler sagt beim Rundgang: „Wir versuchen aus dem Unglück etwas Positives entstehen zu lassen.“
Keine Ziegel, verbrannte Balken: Beim Blick nach oben zeigt sich, dass das Dach zu diesem Zeitpunkt mit einer blauen Plane abgedeckt ist. Im Inneren des Hauses gehen die Arbeiten voran.
Abbruch und Entkernung sind nicht einmal ein halbes Jahr nach dem verheerenden Brand annähernd abgeschlossen. Über den Fenstern sind die Spuren der Flammen und des Rauchs noch zu sehen.
Nach arbeitsreichen Monaten präsentieren Bauherrschaft und Architekt dem Gestaltungsbeirat im Februar 2025 einen ersten Entwurf für den Ersatzbau im Hinterhof des Stadlerhauses. Dieser muss aber noch nachgebessert werden.
Im März 2025 beginnen die Arbeiten in luftiger Höhe. Nach dem Großbrand in der Zollernstraße ist die Rekonstruktion des historischen Dachstuhls extrem aufwendig und erfolgt in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz.
Im Erdgeschoss geht es ebenfalls voran. Dann kommt es zur Idee, wie wieder Leben ins Brandhaus kommen könnte: mit Kunst! Das erste Projekt dieser Art wird von der Crescere-Stiftung aus Konstanz gefördert, kuratiert von Jana Mantel.
Von Ende Juni bis Anfang August verwandeln sich dann einige Räume in einen Schauplatz für Installationen, Lesungen und Fotos. In einer Ausstellung thematisieren 23 Arbeiten Zerstörung und Neubeginn.