Viele Singener können es kaum erwarten, dass die Scheffelhalle als gute Stube der Stadt wieder eröffnet wird: Im November 2020 war die Halle nach einer Brandstiftung abgebrannt, im November 2023 fiel mit dem Spatenstich der Startschuss für den Wiederaufbau. Am 19. September soll die neue Halle eröffnet werden – was genau geplant ist und wie man an Karten kommt, will die Stadt auf Nachfrage noch nicht beantworten. Bis dahin fehlen nur noch wenige Handgriffe, wie ein Besuch zeigt.

Auch wenn es in der Halle noch ein wenig nach Baustelle aussehe, sei der Innenausbau größtenteils fertig, erklärt Alexander Kionka vom Architekturbüro Solar-System-Haus GmbH, das die neue Scheffelhalle geplant hat. „Wir sind noch in der Endmontage der Küche und der Bars“, erklärt Kionka. Außerdem müssen noch Bühnentechnik installiert, Restarbeiten an der Technik erledigt und die Außenanlage fertiggestellt werden. Die Zeit bis zur Eröffnung werde genutzt, um die Techniker auf die Bühnentechnik einzulernen.

Die neue Scheffelhalle ist bis auf kleinere Arbeiten und die Außenanlage fertig. Über dem Eingang gibt es jetzt eine Loggia.
Die neue Scheffelhalle ist bis auf kleinere Arbeiten und die Außenanlage fertig. Über dem Eingang gibt es jetzt eine Loggia. | Bild: Weiß, Jacqueline

Zeitlich sei die Halle im gesteckten Rahmen geblieben – und finanziell auch, der Neubau kostet rund 10 Millionen Euro. Dazu trägt auch das Engagement des Fördervereins bei.

Der entscheidende Unterschied zur alten Scheffelhalle sei für den Architekten die Flexibilität in der Nutzung: Der Barbereich auf der Galerie könne einzeln für Veranstaltungen genutzt werden, ebenso die Halle oder beides gemeinsam. Die Halle sei jetzt vielfältig nutzbar wie zum Beispiel für Konzerte, Theater, Versammlungen, Feste aber auch kleinere Messen. Es gebe zudem mehr Toiletten, die Halle sei komplett barrierefrei zugänglich, es gebe einen Aufzug und einen Lastenaufzug im Bühnenbereich.

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Besonderheit: Veranstaltungshalle als Holzbau

Die Halle sei modern ausgestattet, gleichzeitig bleibe ihr ursprünglicher, rustikaler Stil in den Materialien und vielen Details erhalten. Deshalb findet Kionka die Bezeichnung Scheffelhalle 2.0 sehr treffend. Die Herausforderung beim Bau sei gewesen, die Versammlungsstätte mit allen Auflagen, die es dafür gibt, als kompletten Holzbau zu erstellen. „Dass das gelungen ist, ist in dieser Form einmalig in einem großen Umkreis“, erklärt Kionka.

Der Blick in die Halle vom Eingang aus.
Der Blick in die Halle vom Eingang aus. | Bild: Weiß, Jacqueline

Der optische Anspruch habe auch zu ungewöhnlichen Lösungen geführt: Damit die Deckenkonstruktion nicht verbaut werde, wurde die Lüftung über die Bühne und die Galerie gebaut. Die Sprühnebellöschanlage, die bei Bränden löscht, ist kaum sichtbar in den Deckenwänden installiert. Auch energetisch sei die Halle auf dem neuesten Stand: Die ganze Dachfläche sei mit einer Photovoltaik-Anlage belegt, die im Winter die Halle mit Strom versorge und im Sommer die Halle und das angrenzende Aachbad.

Die Deckenkonstruktion ist ein Markenzeichen der neuen Halle, zwischen den Scheinwerfern ist die Sprühnebellöschanlage eingebaut.
Die Deckenkonstruktion ist ein Markenzeichen der neuen Halle, zwischen den Scheinwerfern ist die Sprühnebellöschanlage eingebaut. | Bild: Weiß, Jacqueline

Etwas Phänomenales mit viel Herzblut

Die Mitglieder des Fördervereins der Scheffelhalle mit seinem Vorsitzenden Peter Gäng blicken voller Vorfreude auf die Eröffnung und freuen sich über die Gestaltung der Halle und die vielen Nutzungsmöglichkeiten. „Die Planer haben hier Phänomenales geleistet, man merkt, dass in der Planung viel Herzblut steckt“, erklärt Gäng. So gibt es jetzt über dem Eingang eine überdachte Loggia, die vorher nicht da war, von der aus Gäste willkommen geheißen werden können.

Peter Gäng vom Förderverein Scheffelhalle rührt kräftig die Werbetrommel, um Spenden für die Ausstattung der Halle zu bekommen.
Peter Gäng vom Förderverein Scheffelhalle rührt kräftig die Werbetrommel, um Spenden für die Ausstattung der Halle zu bekommen. | Bild: Weiß, Jacqueline

Auch dass sich die alte Halle in vielen Details im Neubau wiederfindet, freut die Freunde der Scheffelhalle. So ist zum Beispiel die Theke der Garderobe im Eingangsbereich aus Mauersteinen der alten Scheffelhalle gebaut und vor der Halle ist in den Boden ein Mosaik des Wappens der Stadt eingebaut.

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Förderverein unterstützt mit 200.000 Euro

Der Förderverein, der inzwischen 405 Mitglieder hat, wird mit rund 200.000 Euro an Spenden und Mitgliederbeiträgen zur Ausstattung der Scheffelhalle beitragen. So verkauft er zum Beispiel 78 Mauersteine der alten Scheffelhalle mit Widmung für 100 Euro das Stück, die über den Verein zu beziehen sind. Außerdem haben alle Freunde der Halle die Möglichkeit, einen Tisch oder einen Stuhl zu finanzieren und sich namentlich mit einer Plakette auf dem Möbelstück verewigen zu lassen. Dadurch seien schon jetzt rund 90.000 Euro zusammengekommen, berichtet Gäng.

Das Singener Wappen auf dem Boden vor dem Eingang, das in der Lehrzeit von einem Steinmetz erstellt wurde, findet seinen Platz.
Das Singener Wappen auf dem Boden vor dem Eingang, das in der Lehrzeit von einem Steinmetz erstellt wurde, findet seinen Platz. | Bild: Weiß, Jacqueline

Der Förderverein schaffe gerade für rund 33.500 Euro das Geschirr und Besteck für die Halle an. Er wolle auch in die Einrichtung der Küchen und in die Technik investieren, damit Vereine, die hier Veranstaltungen machen, die Technik vor Ort hätten, berichtet Peter Gäng.

Er und Förderverein-Schatzmeister Helmut Thau sehen einen großen Gewinn durch die Halle für die Vereine, denn die Bewirtung könne von ihnen selbst übernommen werden und die Einnahmen kämen ihnen zugute. So plane die Gems bereits mehrere Veranstaltungen in der Halle, berichtete Thau, der auch Beisitzer im Vorstand des Gems-Fördervereins ist. So treten zum Beispiel Florian Schroeder, Heinrich del Core, der Quatsch Comedy Club und Nikita Miller ab Dezember in der neuen Halle auf.