Man kann den Singener Künstler Gero Hellmuth getrost als Poppele-Hofmaler bezeichnen. Die Figuren der Zunft prangen an der Außenwand und den Flurwänden der Zunftschüür, als kauzige Gestalten in Bronze gegossen wurden sie als Denkmal auf dem Platz vor dem Rathaus verewigt. Schon 1973 malte er das erste Bühnenbild zum Narrenspiegel in der Scheffelhalle und alle, die dann folgten. „Ich war praktisch mit der Scheffelhalle verheiratet und mit der einzigartigen Atmosphäre vertraut. Es hat mir wehgetan, als sie abgebrannt ist„, sagt Hellmuth. Jetzt hat er wieder zum Pinsel gegriffen: 4,5 Meter breit und 2,8 Meter hoch steht das neue Bühnenbild bis zur Eröffnungsfeier am Freitag, 19. September, noch im Poppele-Archiv in der Zunftschüür.

Mit seinen Bühnenbildern habe Gero Hellmuth die Scheffelhalle zum Kunsttempel gemacht, sagte schon der ehemalige Zunftmeister Stephan Glunk. Hellmuth erinnert sich noch genau an das erste Bühnenbild: „Es zeigte die Scheffelstraße mit dem damaligen Geschäft Oexle und dem Werkzeugladen gegenüber. Es war ein Dokument der Stadt“, erzählt er. Weiter sagt er, dass es verschwunden war, aber noch vor dem Brand gefunden wurde. Im Laufe der Zeit passte Hellmuth die Bühnenbilder den jeweiligen Veränderungen im Stadtbild an und aktualisierte die Motive.

Hellmuth erinnert sich mit Schmunzeln an die Jahre, in denen er viel Zeit beim Malen in der Scheffelhalle verbracht hat. „In einem kalten Winter stand irgendwas offen, ich war mit dicker Kleidung geschützt, aber die Farben sind eingefroren“, erzählt er.

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Kälte war beim Malen des neuen Bühnenbildes nicht das Problem. Auf Wunsch der Zunft sollte er die Garderobe am Abend des Bürgerballs malen, weil das Bild die Kulisse für ein Stück sein soll. Aber wie Hellmuth sagt: „Ich bin rein in die Halle und wieder raus. Gemalt habe ich immer abends, und da war es dunkel, die Garderobe habe ich nie bewusst gesehen.“

Auf einem Bürgerball sei er auch nie gewesen, er hätte aber gewusst, dass sich die Gäste verkleiden. Auch den Inhalt des Stücks kannte er nicht. Drei Wochen lang habe er sich Gedanken gemacht, das sei die Hauptarbeit gewesen. Die Größe des Formats von fast zwölfeinhalb Quadratmetern war dagegen kein Problem: „In drei Tagen war es gemalt.“

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Die Einweihung der neuen Scheffelhalle wird gebührend gefeiert. Auf dem Programm steht auch ein Theaterstück, in dem die Poppele-Zunft und eine Theatergruppe um Regisseurin Susanne Breyer Szenen aus fast 100 Jahren Scheffelhalle auf die Bühne bringen. Den Part der Theatergruppe haben Susanne Breyer und Simon Götz geschrieben. Beteiligt an der Aufführung sind Mitarbeitende der Stadt, der Männergesangverein Singen, die Freunde der Scheffelhalle, die Dramatischen Vier und eine Cheerleader-Gruppe mit ukrainischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen. Das Städtische Blasorchester wird für die Musik sorgen.