Ein Kundenparkplatz ist ein Parkplatz für Kunden – so weit, so klar. Und wenn Dauerparker einen Platz belegen, der für Kunden da ist, ist das ärgerlich – auch dazu dürfte es keine zwei Meinungen geben. Da ist es verständlich, wenn Inhaber von Geschäften sich wehren, wenn ihre Kundenparkplätze einfach blockiert werden.
Doch was Andrea Kanold, Inhaberin der Salinenapotheke und FDP-Gemeinderätin in Bad Dürrheim, in der jüngsten Sitzung des Gremiums zu erzählen hatte, treibt ihr wahlweise die Zornesröte ins Gesicht oder die Sorgenfalten auf die Stirn. Zwei Parkplätze an der Bahnhofstraße, unweit der Apotheke gelegen, gehören ihr, sie sind für Kunden freigehalten.
Einer dieser Kunden habe kürzlich ein Schreiben eines Unternehmens erhalten, das mit einer Forderung von etwa 100 Euro garniert gewesen sei. Das Schreiben sei in einem harschen Tonfall gehalten gewesen. Doch sie sagt klar: „Ich habe niemanden beauftragt, das zu tun.“ Auf Anfrage präzisiert sie aber auch, dass sie nicht wisse, ob das Knöllchen während eines Apothekenbesuchs entstanden sei.
Unternehmen wirbt mit bis zu 97 Prozent weniger Falschparkern
Schaut man sich auf der Internetseite des genannten Unternehmens um, das den Strafzettel verschickt hat, so wirbt die Firma mit „Smart Parking Lösungen gegen Falschparker“. Das Unternehmen stellt „bis zu 97 Prozent weniger Falschparker“ in Aussicht und, an die geplagten Besitzer von zugestellten Parkplätzen gewandt: „Keine Kosten für Sie.“ Wer einen entsprechenden Strafzettel bekommen hat, kann auf der Webseite auch gleich bezahlen.
Wer das Unternehmen beauftragt hat, ist öffentlich nicht bekannt. Kanold betont aber, dass sie es nicht gewesen sei. Und die Sparkasse Schwarzwald-Baar schließt sich dem an. Deren Pressesprecher Michael Pohl sagt ebenfalls: „Die Sparkasse ist nicht der Auftraggeber dieses Unternehmens.“ Bislang habe sich allerdings auch niemand bei dem Geldinstitut gemeldet, der einen solchen Strafzettel bekommen habe.
Apothekerin sorgt sich um ihren Ruf als Unternehmerin
Apothekerin Kanold vermutet, dass eine bestimmte Person die Parkplätze überprüft und an das Unternehmen meldet. Doch: „Dass dann auch noch auf meinem Parkplatz mit fotografiert wird, geht gar nicht.“
Natürlich ärgere sie sich darüber, wenn ihre Kundenparkplätze, die sie mit allen Rechten und Pflichten gekauft hat, blockiert sind. Doch sie sorgt sich auch um ihren Ruf als Geschäftsfrau, wenn Menschen solche saftigen Strafzettel bekommen, weil sie auf einem ihrer Plätze parken.

Und die Stadtverwaltung? Bürgermeister Jonathan Berggötz sagte noch in der Gemeinderatssitzung klipp und klar: „Von der Stadtverwaltung geht das nicht aus.“ Bei privaten Stellplätzen könnten sich die Inhaber aber überlegen, ob sie gegen Falschparker vorgehen.
Am Telefon appelliert Berggötz auf Nachfrage an Parker, einfach darauf zu achten, dass sie ihre Fahrzeuge nur in öffentlichen Parklücken abstellen. Die sind in der Bahnhofstraße mit der Parkscheibe kostenlos nutzbar.
Und ein Blick in den Bußgeldkatalog zeigt: Dort sind die Bußgelder deutlich niedriger. Um das höchste Bußgeld von 68,50 Euro zu erreichen, muss man die Parkzeit um mehr als drei Stunden überziehen – und ist immer noch günstiger unterwegs als mit dem Privatknöllchen.