Die Stadt Konstanz baut Kitaplätze, so viel sie kann. Doch das führt nicht dazu, dass sich die Lage entspannt. Im Gegenteil: Mit dem Angebot steigt auch die Nachfrage, der Ansturm auf die Plätze ist ungebrochen. Dabei blieben in den vergangenen Jahren jeweils mehrere hundert Familien auf der Strecke.
Aktuell sind es nicht besser aus: Laut Sozial- und Jugendamt sind auch nach der ersten Runde des Nachrückverfahrens fürs neue Kitajahr ab September noch 400 unter Dreijährige und 345 über Dreijährige ohne Kitaplatz (Stand 1. August 2023). Die Eltern nehmen dies nicht einfach hin.
„Die Stadt ist vermehrt mit rechtlichen Schritten von Eltern konfrontiert oder es werden Kosten für einen selbstbeschafften Platz in Nachbargemeinden und der Schweiz geltend gemacht“, schreibt die Stadtverwaltung in einer Bestandsaufnahme im Frühjahr 2023.
Wird bei den Kitaplätzen geschummelt?
Unter den Eltern macht sich eine Sorge breit: Wenn die Plätze schon nicht für alle Konstanzer Kinder reichen – kommen dann auch noch Ansprüche von Familien dazu, die in der Schweiz leben und in Konstanz arbeiten? Oder versuchen manche Eltern mit Wohnsitz Schweiz, sich einen Platz zu angeln, indem sie bei der Adresse schummeln und melden, das Kind wohne bei der Oma in Konstanz?

Die Stadt Konstanz stellt auf SÜDKURIER-Nachfrage klar: Es ist nicht relevant, welche Nationalität die Kinder haben und in welchem Land die Eltern arbeiten. „Der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz richtet sich gegen die Stadt oder Gemeinde, in der ein Kind seinen gewöhnlichen Aufenthalt, also Lebensmittelpunkt, hat. Dementsprechend ist die Stadt Konstanz nur verpflichtet, Konstanzer Kindern einen Betreuungsplatz anzubieten.“ Sobald Kinder wegziehen, endet auch ihr Anspruch auf einen Kitaplatz.
Trotzdem könne es in einzelnen Fällen dazu kommen, dass Kinder, die in der Schweiz leben, in Konstanz einen Platz erhalten – beispielsweise bei speziellen Betriebsplätzen. Es gibt auch die Situation, dass die Eltern zwar in der Schweiz wohnen, das Kind aber tatsächlich bei den Großeltern, Tante oder Onkel in Konstanz lebt und dort gemeldet ist. „Diese Fälle sind dann aber auch klar überprüfbar“, so die Stadt.
Und geprüft wird laut Sozial- und Jugendamt gründlich. „Die Kitavormerkstelle kontrolliert jede einzelne Vormerkung“, teilt die Stadt mit. Dazu gehöre eine Abfrage der Meldeadresse aus der Einwohnermeldeauskunft sowie die Überprüfung der Arbeitgeberbescheinigung und weiterer eingereichter Unterlagen.
„Sollten sich dabei Zweifel an der Korrektheit der Angaben ergeben, werden die Eltern aufgefordert, weitere Unterlagen einzureichen“, schreibt die Pressestelle. „Auch die Kitaleitungen sind sensibilisiert und melden sich, wenn sie feststellen, dass ein Kind möglicherweise nicht in Konstanz lebt.“

Ein Fall landet vor Gericht
Dennoch kann es vorkommen, dass Eltern trotz falscher Angaben einen Kitaplatz erhielten, weil der Betrug nicht auffiel. „Wenn dies bekannt wird, wird der Kitaplatz gekündigt. Zudem ist es schon zu Anzeigen bei der Polizei gekommen, in einem Fall sogar zu einer gerichtlichen Verurteilung“, teilt die Pressestelle mit.
So bleibt der Stadt nur, weiter um Fachkräfte zu werben, denn der akute Mangel an Erzieherinnen und Erziehern führt dazu, dass nicht alle Kitaplätze belegt werden können, Einrichtungen teilweise ihre Öffnungszeiten reduzieren oder Gruppen vorübergehend geschlossen werden müssen.

Auch der Bau neuer Kitas wird nötig sein, denn „die Aus- und Umbaumöglichkeiten in bestehenden Einrichtungen sind weitestgehend ausgereizt“, teilt die Stadt mit. Bis 2027 plant sie 90 weitere Plätze für unter Dreijährige und 230 Plätze für über Dreijährige.