Manch einer denkt gerne an die Unbeschwertheit der eigenen Schulzeit zurück, manch anderen hingegen verfolgen die längst abgelegten Mathe-Prüfungen noch immer in Albträumen. Sicher ist: Die Zeit in der Schule stellt für die allermeisten einen prägenden Abschnitt des eigenen Lebens dar. Ein Abschnitt, der in diesem Sommer für viele junge Konstanzer zu einem Ende kommt. Für sie stehen nun Entscheidungen an: Studium oder Ausbildung? Am See bleiben oder raus in die Welt?

Über das Ehrenamt ins Psychologie-Studium

„Meine Eltern haben Angst, dass ich nicht mehr zurückkomme“, sagt Marietta Heßler lachend, als sie erzählt, dass sie mindestens sechs Monate des kommenden Jahres in Mittel- und Südamerika verbringen möchte. Um diesen Plan in die Tat umsetzen zu können, wird die 19-Jährige allerdings nun zuerst einmal Spanisch lernen und Geld verdienen.

„Ich hätte vermutlich sonst das Gefühl, etwas zu verpassen“, sagt Marietta Heßler, die für das Studium in eine größere Stadt ziehen möchte.
„Ich hätte vermutlich sonst das Gefühl, etwas zu verpassen“, sagt Marietta Heßler, die für das Studium in eine größere Stadt ziehen möchte. | Bild: Jonas Bernauer

Sollte Heßler dann doch wieder nach Deutschland zurückkehren, werde sie wahrscheinlich nicht in Konstanz bleiben. Denn für das angestrebte Psychologie-Studium soll es für sie in eine Großstadt gehen. „Ich hätte vermutlich sonst das Gefühl, etwas zu verpassen“, mutmaßt die Abiturientin der Gemeinschaftsschule Gebhard.

Auf die Idee, Psychologie studieren zu wollen, kam Heßler durch ihre ehrenamtliche Arbeit im Café Mondial. Gemeinsam mit anderen jungen Menschen leistet sie dort beispielsweise Flüchtlingsarbeit. Gerade das Engagement gemeinnütziger Vereine ist etwas, das Heßler an Konstanz sehr schätzt. Die Studentenstadt sei der perfekte Ort, um die eigene Jugend zu verbringen, findet sie.

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„Im Büro sitzen könnte ich nicht“

Mio Nürnberger sieht das ähnlich: Die Schulzeit in Konstanz verbracht zu haben, ist für den 18-Jährigen ein Luxus. Gerade der See biete den Jugendlichen die Möglichkeit auf eine Menge kostenlose Aktivitäten. Eine Sache stört Nürnberger aber dann doch: Es gibt keine Plätze, an denen sich größere Gruppen Jugendlicher abends aufhalten können, ohne von der Polizei weggeschickt zu werden.

„Ich möchte mit Menschen arbeiten“, sagt Mio Nürnberger, der in diesem Jahr sein Abitur auf dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium abschloss.
„Ich möchte mit Menschen arbeiten“, sagt Mio Nürnberger, der in diesem Jahr sein Abitur auf dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium abschloss. | Bild: Jonas Bernauer

Einen Tag nach seinem Abi-Ball ist Nürnberger froh über seine neu gewonnene Freiheit – gerade jetzt, da der Sommer beginnt. Spätestens nach den Sommerferien könnte sich dies aber ändern: „Viele meiner Freunde gehen noch ein Jahr zur Schule. Die sehe ich dann nicht mehr jeden Tag“, sagt der ehemalige Schüler des Alexander-Humboldt-Gymnasiums.

Anstatt in die Schule werde es für Nürnberger nach den Sommerferien in die Schweiz zum Arbeiten gehen – auch er möchte Geld für eine Reise verdienen und danach aus Konstanz wegziehen. Eines ist dem 18-Jährigen für seine Zukunft bereits jetzt klar: „Ich möchte mit Menschen arbeiten. Den ganzen Tag im Büro sitzen, das könnte ich nicht.“

Schluss mit Hotel Mama

Der Plan von Javin Wagner für das nächste Jahr: „Ein bisschen der Nase nach leben und herausfinden, was mir Spaß macht.“ Hierfür plant der 19-Jährige, der für seine Zukunft gerade zu einem handwerklichen Beruf tendiert, auch einige Praktika zu absolvieren.

„Bei meinen Eltern zu wohnen ist natürlich bequem“: Trotzdem möchte Javin Wagner aus Konstanz weg, um in einer größeren Stadt neue ...
„Bei meinen Eltern zu wohnen ist natürlich bequem“: Trotzdem möchte Javin Wagner aus Konstanz weg, um in einer größeren Stadt neue Erfahrungen zu sammeln. | Bild: Jonas Bernauer

Auch für Wagner ist klar, dass er, sobald er mit einer Ausbildung beginnen sollte, aus Konstanz weg möchte. „Bei meinen Eltern zu wohnen ist natürlich bequem, irgendwann muss man aber auch mal raus“, findet der Abiturient der Gemeinschaftsschule Gebhard, der auch das Leben in einer Großstadt einmal ausprobieren möchte.

Wagner weiß aber auch die Vorteile der Stadt am Bodensee zu schätzen: In Konstanz kenne man sich in seiner Altersgruppe untereinander. Wenn er rausgehe, treffe er immer jemanden, den er kennt. „Das ist sicher einer der Gründe, warum ich mich hier zu Hause fühle“, sagt der 19-Jährige.

Der See hält sie in Konstanz

Auch Antonia Schaefer mag die Überschaubarkeit: „In Konstanz kommt man überall mit dem Fahrrad hin.“ Gerade wenn man kein Auto fahren möchte oder könne, sei dies von großem Vorteil, findet die 19-Jährige, die sich nicht vorstellen kann, einmal in eine Großstadt zu ziehen. „Da wäre es mir zu laut und ich würde den See und die Natur vermissen“, sagt sie.

„Wenn es irgendwie geht, würde ich gerne hierbleiben“, sagt Antonia Schaefer, die Konstanz nicht verlassen möchte.
„Wenn es irgendwie geht, würde ich gerne hierbleiben“, sagt Antonia Schaefer, die Konstanz nicht verlassen möchte. | Bild: Jonas Bernauer

Die Liebe zur Natur zeigt sich auch in Schaefers Plänen für die Zeit nach dem Abitur: „Ich möchte nach Schweden und dort auf einer Farm arbeiten“, erzählt sie. Anschließend solle es nach Südtirol gehen, um dort bei der Weinernte zu helfen. Wenn dann noch genug Zeit übrig bleibe, sei auch eine Reise ins Warme geplant.

Danach soll es für die 19-Jährige aber wieder zurück nach Konstanz gehen. „Wenn es irgendwie geht, würde ich gerne hierbleiben“, sagt Schaefer, die ein Studium in einer Naturwissenschaft anstrebt. „Falls das passende Studium in Konstanz nicht dabei ist, komme ich aber auf jeden Fall danach zurück“, ist sich die Abiturientin des Ellenrieder-Gymnasiums sicher.