Bei den Stadtwerken ist das Geschäft auch zwei Jahre nach der Pandemie nicht so gelaufen wie die Geschäftsführung und die Stadt Konstanz es wünschen würden. Das Geschäftsjahr 2022 schließt mit einem Verlust in Höhe von 6,64 Millionen Euro ab – oder einem Verlust von 3,58 Millionen Euro, nachdem die Stadt Konstanz das Defizit bei den Bädern mit drei Millionen Euro ausgeglichen hat. Der Verlust bei den Bädern ist erheblich, er beträgt sogar 8,9 Millionen Euro, obwohl die Zahl der Badegäste stieg.

Mit welchen Problemen kämpft der wichtigste Energieversorger der Stadt Konstanz? Sicher ist, dass sich diese nicht so schnell lösen lassen werden. Dies sind die Herausforderungen, denen sich das Unternehmen künftig stellen muss:

  • Die Sache mit der Energie: Im Jahr 2022 ging der Verbrauch von Erdgas um etwa 25 Prozent deutschlandweit zurück, auch die Stadtwerke verkauften 25,4 Prozent weniger Erdgas. Dies ist in erster Linie als Folge des Ukraine-Kriegs zu werten: Die Bundesregierung hatte aktiv zum Sparen von Heizenergie aufgerufen, da unklar war, wie lange die Gasvorräte der Bundesrepublik ausreichen würden, sobald keine Gaslieferungen aus Russland mehr kamen. Zwar stiegen die Umsätze wegen der Preissteigerung beim Erdgas – klar ist aber, dass die Stadtwerke Konstanz wie andere Energiedienstleister nicht mehr hauptsächlich auf den Verkauf von Erdgas setzen können.
    Die Frage ist: Welche Energieform ersetzt den fossilen Energieträger? „Wir setzen auf alternative Energien, vor allem auf Wärmenetze und Fotovoltaik“, schreibt Norbert Reuter, Geschäftsführer der Stadtwerke, auf Nachfrage. Die strategische Wärmenetzplanung für Konstanz sei bereits erstellt. Jetzt folgten konkrete Machbarkeitsuntersuchungen. Zudem bauen die Stadtwerke die E-Mobilität aus, die Busflotte soll künftig elektrisch betrieben fahren.
Bild 1: Die Stadtwerke machen einen Verlust von 6 Millionen Euro. Wie geht es weiter mit dem Unternehmen?
Bild: Schönlein, Ute
  • Die Fähre: In früheren Jahren war die Fähre traditionell in finanzieller Hinsicht eine sichere Bank für die Stadtwerke. Für das Jahr 2022 gilt das nicht. Zwar stieg die Zahl der beförderten Fahrgäste im Vergleich zum Vorjahr ebenso wie die Umsätze, der Fährbetrieb erreichte aber nur 87 Prozent des Beförderungsniveaus wie vor der Pandemie. Das hat, wie Geschäftsführer Norbert Reuter analysiert, auch mit einem veränderten Verhalten der Bevölkerung zu tun. Viele Berufspendler, die früher die Überfahrt von Konstanz nach Meersburg nutzten, um weiter nach Friedrichshafen mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, bleiben jetzt häufiger im Homeoffice. Zudem wird das Radfahren aus Klimaschutzgründen gefördert.
    Es stellt sich die Frage für die Stadtwerke: Wie sollen bei der Fähre frühere Umsätze wieder erreicht werden, wenn sich das Mobilitätsverhalten dauerhaft ändert? Reuter will an dieser Stelle mit der neuen Fähre FS Richmond gegensteuern. Sie habe eine deutlich höhere Kapazität als die Fähre Fontainebleau, die sie ersetzt. „Dadurch kann auch in Hochsaison-Zeiten ein 15-Minuten-Takt beibehalten werden“, der Schnellkurs mit zehn Minuten, der zudem Probleme bei den Busanschlüssen bereite, sei damit obsolet, so Reuter. „Dies ermöglicht Einsparungen sowohl bei den Betriebs- wie auch den Personalkosten.“ Perspektivisch könne die Zahl der Fähren von sechs auf fünf reduziert werden.
  • Die Bäder: Bei den Bädern verzeichnet die Bädergesellschaft Konstanz zwar eine im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegene Besucherzahl in Höhe von 1,17 Millionen Personen. Dafür stiegen im Jahr 2022 allerdings die Energie- und Instandhaltungskosten um 718.000 Euro an. Die Kosten des neuen Schwaketenbads fielen höher aus als geplant, das bewirkte 287.000 Euro an Mehrkosten.
    Zudem war die BGK gezwungen, bei der Aufnahme des Betriebs im neuen Schwaketenbad Fremdpersonal einzustellen, das deutlich höhere Kosten verursachte als das eigene (536.000 Euro). So kam es schließlich zu einem Verlust in Höhe von 8,9 Millionen Euro, die Stadt übernimmt davon drei Millionen Euro, auch, weil der Bäderbetrieb grundsätzlich als defizitär gilt. Künftig solle das Fremdpersonal zügig wieder abgebaut werden, um Kosten zu sparen, sagte Reuter in der Bilanzpressekonferenz.
  • Die Investitionen: Die Stadtwerke müssen regelmäßig in die Instandhaltung ihrer Netze und Umspannwerke investieren. So ist für 2024 der Bau eines neuen Umspannwerkes Weiherhof anstelle des alten für 18 Millionen Euro geplant. Zudem sollen 15 neue Elektro-Busse beschafft werden, die Investition beträgt etwa sieben Millionen Euro, die Fördersummen bereits abgezogen. Ab dem Jahr 2024 kommen möglicherweise Kosten für ein am Brückenkopf Nord geplantes Parkhaus zum Tragen, mit dem die Stadt Konstanz die Stadtwerke beauftragt hat.
  • Der Deal mit der Thüga wird nichts mehr: Oberbürgermeister Uli Burchardt und Stadtwerke-Chef Norbert Reuter haben in den vergangenen Monaten versucht, den Aufsichts- und den Gemeinderat von einer Beteiligung des Energiedienstleisters Thüga zu überzeugen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung scheiterte das Projekt faktisch, der OB setzte den Punkt von der Tagesordnung ab, da sich zu viele Fraktionen dagegen entschieden hatten.
    Doch wie geht es nun weiter? Norbert Reuter betont, dass es bei einer möglichen Thüga-Beteiligung vor allem darum ging, Synergien und Expertenwissen zu nutzen: ein entscheidender Vorteil, wenn es darum gehe, die Energiewende zu meistern. „Jetzt sind wir gezwungen, einen Schritt zurück zu machen“, erläutert er in der Bilanzpressekonferenz. Punktuelle Kooperationen seien aber weiterhin mit der Thüga denkbar, zum Beispiel in Form von Joint Ventures oder Projektgesellschaften.
Das könnte Sie auch interessieren