„Herr Kutscher, Sie sind schon ein bisschen verrückt.“ Mit diesen Worten wendet sich Alfred Kaufmann, Leiter des Konstanzer Sozial- und Jugendamtes, bei der Eröffnungsfeier an Matthias Kutscher. Im Jahr 2023 hatte dieser gemeinsam mit seiner Frau Sabine und den beiden befreundeten Erzieherinnen Julia Schollenberger und Mareike Pranschke die Idee von einer eigenen Kindertagesstätte.
Als Kooperationspartnerin holten sie sich dazu die Stadt Konstanz mit ins Boot. Von Rekordzeit ist in den Redebeiträgen immer wieder die Rede, denn die ersten Kinder zogen bereits am 1. November 2024 ein. In gerade mal fünf Monaten wurde aus dem ehemaligen Bürogebäude in der Byk-Gulden-Straße 2d ein Kindergarten.
Der Konstanzer Gemeinderat habe erst von dem Konzept überzeugt werden müssen, was aufgrund der Erfahrung der Stadtverwaltung gelungen sei. Die Form der gGmbH sei für beide Seiten herausfordernd gewesen, erklärt Bürgermeister Andreas Osner. „Aber beide Seiten haben voneinander gelernt.“
Für die Überzeugungsarbeit im Gemeinderat als auch für den Umstand, dass in dieser kurzen Zeit der Umbau vollzogen werden konnte, bedankt sich Matthias Kutscher bei der Stadt. Alfred Kaufmann war anfänglich skeptischer als Matthias Kutscher, ob Firmen das Angebot an Betriebskitaplätzen annehmen würden. „Aber die Realität hat ihm Recht gegeben“, räumt Kaufmann ein.
Von den geplanten 80 Plätzen sollen 25 an beteiligte Betriebe vergeben werden. „Bei Bewerbungsgesprächen ist das Thema Kitaplatz immer wieder Thema“, sagt Philipp Schatz, Geschäftsführer der Firma Ines. Die Firma zahlt einen monatlichen Reservierungssatz an die Kita Seekids, um sich so Kitaplätze für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sichern. Das habe für den Betrieb zwar Kosten zur Folge, „aber wir wollen attraktiv bleiben und das ist eine Investition in die Zukunft“, so Schatz.
Tatjana D‘Amato wohnt mit ihrer Familie in Litzelstetten und fand lange keinen Kindergartenplatz für ihren Sohn. Sie ist dankbar, dass er nun seit November in die Kita Seekids kommen kann. Das gibt ihr die Möglichkeit, ihren Beruf wieder auszuüben. Der Weg sei zwar nicht der nächste, aber ihr Sohn gehe sehr gerne zu den Seekids und sie schätze die offene Kommunikation im Team. D‘Amato ist im Mai als Vorsitzende des Elternbeirats gewählt worden. „Eltern können auch Impulse geben, schließlich ist alles noch komplett neu und am Entstehen“, sagt sie.
Das ist auch der Grund, warum sich Erzieherin Eva Hämmerle für die Seekids entschieden hat: „Ich war begeistert von der Idee. Solche Visionen braucht es. Wir können uns hier gemeinsam auf den Weg machen, etwas Neues zu entwickeln.“ Im September soll zu den drei bestehenden schon eine vierte Gruppe eröffnet werden.