Es ist kaum zu glauben, wie sich das ehemalige Büro- und Werkstattgebäude innerhalb weniger Monate von einem Rohbau in eine bunte Kita verwandelt hat. Während beim ersten Rundgang im Juli 2024 noch pures Mauerwerk ohne Fenster zu sehen war, Zwischenwände sowie jegliche Einrichtung fehlten, spielen jetzt Kinder in schön gestalteten Zimmern.

(Archivbild) So sah die neue Einrichtung, eine ehemalige Werkstatt mit Büros, noch im Juli 2024 aus. Bis zur Eröffnung gab es für Sabine ...
(Archivbild) So sah die neue Einrichtung, eine ehemalige Werkstatt mit Büros, noch im Juli 2024 aus. Bis zur Eröffnung gab es für Sabine Kutscher, Mareike Pranschke, Julia Schollenberger und Matthias Kutscher (von links) noch viel zu tun. | Bild: Kirsten Astor

Schon im November 2024 bezogen die Kinder ihre neue Einrichtung, nach und nach werden immer mehr kleine Seekids eingewöhnt. Drei Gruppen sind belegt, die vierte soll demnächst an den Start gehen. Dann sind alle 80 Plätze vergeben, 25 davon an Betriebe.

„Wir sind super gestartet“, sagt Julia Schollenberger, eine der drei Freundinnen, die sich die Leitung teilen. Alle drei haben ihre Anstellung gekündigt, um sich selbstständig zu machen und den gemeinsamen Traum wahr werden zu lassen. Julia Schollenberger und Mareike Pranschke sind Erzieherinnen, Sabine Kutscher hat betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Als Geschäftsführer agiert ihr Mann Matthias Kutscher.

Das könnte Sie auch interessieren

Das Quartett legte sich ins Zeug, um den ehrgeizigen Plan so schnell umsetzen zu können. „Wir haben uns in viele fremde Themen wie Raumplanung, Brandschutz und Kitamöbel eingearbeitet und praktisch jeden Abend selbst Hand angelegt“, sagt Mareike Pranschke, 40 Jahre.

So sieht einer der Gruppenräume aus. „Wenn ich durch das Haus gehe, sehe ich noch leere Wände und habe viele Ideen für weitere ...
So sieht einer der Gruppenräume aus. „Wenn ich durch das Haus gehe, sehe ich noch leere Wände und habe viele Ideen für weitere Dekoration“, sagt Sabine Kutscher, eine der Leiterinnen. „Doch erstmal stehen die Kinder im Fokus.“ | Bild: Kirsten Astor

Fast alles lief glatt – nur die Möbel, die europaweit ausgeschrieben werden mussten und die aus Österreich kommen, wurden nicht rechtzeitig geliefert, sodass das Team Ersatzmöbel aufbauen musste. Ansonsten griffen viele Zahnräder so gut ineinander, dass die Kita pünktlich eröffnete.

„Die Stadt Konstanz hat uns überall unterstützt und uns bei vielen Themen auf die Überholspur gesetzt“, sagt Matthias Kutscher, 43 Jahre, dankbar. Denn auch der Verwaltung ist daran gelegen, dass so schnell wie möglich weitere Kitaplätze entstehen. Schließlich sind immer noch viele hundert Familien unversorgt. Manche organisieren sich selbst einen Platz in der Schweiz, bezahlen muss Konstanz.

Auch die Garderobe haben die kleinen Seekids bereits in Beschlag genommen.
Auch die Garderobe haben die kleinen Seekids bereits in Beschlag genommen. | Bild: Kirsten Astor

Neues Haus, neues Personal, neue Kinder

Das Team der Seekids geht einen neuen Weg: Nicht nur das Modell einer gemeinnützigen GmbH als Träger ist einmalig in Konstanz, sondern auch die Startphase verlief anders als in länger bestehenden Einrichtungen. „Neues Haus, neues Personal, neue Kinder, das ist schon eine Herausforderung“, sagt Matthias Kutscher. „Auch alle Abläufe und Prozesse mussten wir neu aufbauen.“

Ein Beispiel dafür nennt Julia Schollenberger: „Woanders ist ein Grundstock an Kindern da, die Regeln und Rituale kennen. Bei uns ist alles neu. Das fängt schon beim Morgenlied an, das die Erzieherinnen anfangs alleine sangen“, erzählt die 29-Jährige und lacht.

Dieses Quartett hat die Kita Seekids innerhalb kürzester Zeit konzipiert und eröffnet (von links): Mareike Pranschke, Sabine und ...
Dieses Quartett hat die Kita Seekids innerhalb kürzester Zeit konzipiert und eröffnet (von links): Mareike Pranschke, Sabine und Matthias Kutscher, Julia Schollenberger. Es sei kein Problem gewesen, genug qualifiziertes Personal zu finden, sagen sie. | Bild: Kirsten Astor

Das Personal zu finden, sei kein großes Problem gewesen, obwohl akuter Erziehermangel herrscht. „Wir haben ein neues Haus zu bieten und achten außerdem darauf, dass wir ein gutes Arbeitsumfeld mit guten Bedingungen schaffen“, sagt Mareike Pranschke.

Dazu zählt, dass persönliche Wünsche des Personals nach verschiedenen Teilzeitmodellen berücksichtigt werden. Auch die Prämissen der Vollzeitkräfte konnten in dem neuen Team bedacht werden, sagen die Verantwortlichen.

Das neue Kinderhaus Seekids wird von einer gemeinnützigen GmbH getragen. Es kooperiert mit der Stadt, bietet aber auch Betriebsplätze ...
Das neue Kinderhaus Seekids wird von einer gemeinnützigen GmbH getragen. Es kooperiert mit der Stadt, bietet aber auch Betriebsplätze an, die sehr gut nachgefragt werden. | Bild: Kirsten Astor

Die Kita hatte so viele Bewerbungen, dass sogar Kräfte abgelehnt werden konnten. Wichtig war den Gründern dabei, niemanden aus anderen Konstanzer Einrichtungen abzuwerben. „Wir haben ein internationales Team von Leuten aus der Ukraine über Spanien bis zur Türkei“, sagt Sabine Kutscher, 43 Jahre. Das spiegele auch die Herkunft der betreuten Kinder wider.

Das könnte Sie auch interessieren

Den Sprung in die Selbstständigkeit hat keine der drei Freundinnen bereut. „Es war toll, von Beginn an dabei zu sein“, sagt Sabine Kutscher. „Und wir lernen auch jetzt noch sehr viel dazu.“ Julia Schollenberger formuliert es so: „Ich denke immer, wir haben das halt alles gemacht. Aber wenn ich mir die vielen Schritte vor Augen führe, ist es schon erstaunlich, was wir in dieser kurzen Zeit geschafft haben.“