Mit dem Junivollmond hat sich am Dienstagabend über Deutschland ein sogenannter Erdbeermond am Nachthimmel gezeigt. Weil der Trabant zurzeit besonders tief am Himmel steht, erscheint er größer als sonst. Wer den „Erdbeermond“ am Dienstagabend verpasst hat, kann am heutigen Mittwoch die Chance nutzen.

Etwa ab 23.30 Uhr und damit eine Stunde später als am Dienstag sei er im Südwesten sichtbar, erklärte Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg. Wer also draußen sitzt, sollte den Blick gen Osten richten.

Das Wetter in der SÜDKURIER-Region dürfte dabei absolut mitspielen, prognostiziert der Meteorologe Thomas Schuster vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. „Aktuell sieht es absolut gut aus“, sagt er. „Die letzten Schleierwolken werden sich bis heute Nachmittag auflösen. Vor allem in der Nacht sollte man dann klare Sicht auf den Vollmond haben.“

„Erdbeermond“-Begriff stammt aus Nordamerika

Wer sich jetzt aber auf einen rosafarbenen Mond freut, könnte laut dem Meteorologen enttäuscht werden. Laut ihm heiße der Vollmond einfach so, weil er im Juni zu sehen ist. „Und der Juni ist schließlich der Erdbeer-Monat“, sagt Schuster. Ursprünglich stammt der Begriff aus dem nordamerikanischen Kulturraum.

Die indigene Bevölkerung habe laut Carolin Liefke die Vollmonde nach Ereignissen im Jahresverlauf benannt – im Juni sei dies die Erdbeerernte. Seit rund zehn Jahren hätten sich diese Monatsnamen auch hierzulande verbreitet. Einen rötlichen Vollmond könne man auch in anderen Monaten sehen.

Ruß aus Kanada sorgte für trübe Luft

Allerdings, könnten Luftpartikel aus Kanada in den vergangenen Tagen und Nächten dafür gesorgt haben, dass die Luft und damit auch der Mond leicht rötlich anmuteten, sagt der Meteorologe Thomas Schuster.

Dort wüten aktuell Waldbrände und aufgrund einer Westwindströmung war der Ruß der Feuer auch in der europäischen Luft sichtbar und lies diese trüb aussehen. Westwindströmung bedeute, dass die Luftmasse, die aktuell hier ist, vor vier Tagen noch in Kanada war, erklärt der Meteorologe.

Der „Erdbeermond“ ist am 10. Juni über dem Schluchsee zu sehen. Der Juni-Vollmond hat diesen besonderen Namen nicht wegen der Farbe.
Der „Erdbeermond“ ist am 10. Juni über dem Schluchsee zu sehen. Der Juni-Vollmond hat diesen besonderen Namen nicht wegen der Farbe. | Bild: Philipp von Ditfurth, dpa

Dieser Ruß dürfte sich zur Nacht hin aber auch langsam verfliegen, glaubt Schuster, da sich die Höhenströmung nun umstelle. „Ich schätze, dass der Mond einfach weiß sein wird“, so der Meteorologe.

Wer sich den Erdbeermond trotzdem angucken möchte sei laut Schuster dazu angeraten, aus der Stadt herauszufahren: „In Konstanz direkt hat man vielleicht eine weniger gute Sicht, lieber fährt man ein paar Kilometer aus der Stadt, am besten auf eine kleine Anhöhe“, rät der Wetter-Experte. „Dann spricht auch nichts mehr dagegen, den Erdbeermond zu sehen. Das Wetter schon gar nicht.“

Besonders wird der Erdbeermond auch dadurch, dass der Vollmond besonders tief über dem Horizont stehen wird – so tief wie es erst 2043, also in 18 Jahren, wieder der Fall sein wird

Keine kreisrunde Bahn um die Erde

Der Mond ist dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zufolge im Mittel etwa 400.000 Kilometer von der Erde entfernt. Allerdings ändere sich die Entfernung, da der Trabant keine kreisrunde Bahn um den Planeten durchlaufe. Die Entfernung schwanke zwischen rund 360.000 und 405.000 Kilometern.

„Warum die Bahn nicht perfekt kreisförmig ist, hat viele Gründe“, heißt es auf der DLR-Homepage. Dabei spielten die Anziehungskraft der Sonne, die Kräfte zwischen Mond und Erde, aber auch die unterschiedliche Masseverteilung im Erdinneren eine Rolle.

Optische Täuschung

Der Erdtrabant wirke kurz nach dem Aufgehen generell ein wenig größer, als wenn er hoch am Himmel stehe, sagte Michael Passarge vom Freundeskreis der Himmelskunde in Hessen. „Das ist aber eine optische Täuschung“, so der Experte weiter. Der Grund dafür: Wenn der Mond knapp über dem Horizont stehe, gebe es Vergleichsmöglichkeiten zum Beispiel mit Bäumen oder Gebäuden.