Bisher hatte die Stadtverwaltung die privaten Initiativen und Vereine einfach machen lassen – wohl wissend, dass in Baden-Württemberg nur Konstanz und Reutlingen fast ausschließlich auf Kernzeitvereine setzen anstatt auf städtisches Personal oder mehr Ganztagsgrundschulen. So lange das System einigermaßen lief, gab es auch keinen Grund zu handeln. Doch nun mehren sich die Anzeichen dafür, dass kein Weg mehr daran vorbeiführt, die Ganztagsbetreuung auf professionellere Füße zu stellen.

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„Das ist überhaupt kein Vorwurf an die privaten Initiativen und Vereine, die leisten tolle Arbeit“, lobte Frank Schädler gegenüber Elternvertretern und Stadträten. „Aber an einzelnen Grundschulen zeigt sich ganz deutlicher Handlungsbedarf, auch wenn die Kinder und Eltern es bislang noch nicht merken.“

Elternvertreterin: „An unserer Schule brennt die Hütte“

Rebecca Klinkhammer, Elternvertreterin der Grundschule Dettingen, bestätigte: „An unserer Schule brennt die Hütte, was die Kernzeit angeht. Der Vorstand war nicht wiederzuwählen, und trotz intensiver Bemühungen wurde kein Nachfolger gefunden.“

Für Petra Rietzler, Elternbeirätin für die Gemeinschaftsschule Gebhard und stellvertretende Vorsitzende des Landeselternbeirats Baden-Württemberg, kommt das Thema nicht überraschend. „Über die privat betriebenen Kernzeitbetreuungen haben wir schon vor 12, 13 Jahren diskutiert“, sagte sie in der Online-Sitzung.

Petra Rietzler, stellvertretende Vorsitzende des Landeselternbeirats Baden-Württemberg
Petra Rietzler, stellvertretende Vorsitzende des Landeselternbeirats Baden-Württemberg | Bild: Eva Marie Stegmann/SK-Archiv

Tatsächlich überlegte auch die Stadtverwaltung immer mal wieder, ob die Vereine und Initiativen so weitermachen sollen wie bisher oder ob sie zumindest professionelle Unterstützung durch eine Art Stabsstelle in der Verwaltung erhalten sollen. Denn es offenbarten sich schon länger einige Probleme. So sind die Kernzeitbetreuungen an den Grundschulen bei Betreuungszeiten, Personal- und Raumausstattung sehr unterschiedlich aufgestellt.

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Außerdem werden die Anforderungen immer komplexer, was Buchführung oder rechtliche Themen wie Datenschutz und Kindswohlgefährdung angeht. Dies überfordert so manchen Laien. Bemängelt wird von manchen Eltern außerdem, dass in den Konstanzer Kernzeiten überwiegend keine Pädagogen tätig sind – im Unterschied zur teilgebundenen Ganztagsschule. Ein Vorteil der privaten Kernzeitbetreuungen ist die Flexibilität: Eltern können oft unterschiedliche Betreuungszeiten für verschiedene Wochentage buchen.

Ab 2026 hat jedes Grundschulkind einen Rechtsanspruch

Frank Schädler machte in der GEB-Sitzung noch einmal deutlich: „Die bestehenden Kernzeiten haben über 20 Jahre lang solide und verlässliche Arbeit geleistet und es war nie nötig, dass die Stadt als Trägerin einsteigt. Aber jetzt gehen die Signale in eine andere Richtung.“ Denn ab 2026 hat jedes Grundschulkind einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. „Das wird die Nachfrage noch steigern, so wie es auch beim Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz war“, meint der Schulamtsleiter.

Frank Schädler, Schulamtsleiter.
Frank Schädler, Schulamtsleiter. | Bild: Kirsten Astor/SK-Archiv

Für Konstanz rechnete er vor: „Wir brauchen etwa 150 Angestellte. Für die Ganztagsbetreuung gehe ich von jährlichen Kosten in Höhe von 5 Millionen Euro aus.“ An die in der Sitzung anwesenden Stadträte richtete Frank Schädler einen Appell: „Genau wie den Ausbau und die Sanierung der Schulen werden wir auch das Thema Ganztagsbetreuung nicht beiseite schieben können, selbst wenn es viel kostet.“

SPD-Stadträtin Zahide Sarikas sieht das genauso: „Die Priorität muss auf den Kindern liegen, wir müssen in die Schulen investieren und diese Themen eher vorziehen als sie zu schieben.“ Sofort erwiderte Susanne Heiß (Freie Wähler): „Wir können nun alle Lippenbekenntnisse von uns geben, aber unser städtischer Haushalt mit einem Defizit von 20 Millionen Euro gibt es nicht her, dass wir jährlich 5 Millionen ausgeben.“