Der Wahlkampfauftakt von Andreas Hennemann war formeller als geplant. Eigentlich war die Vorstellung in lockerer Runde auf der Konzilterrasse vorgesehen, erklärt Wahlkampfleiterin Katharina Kutter. Trotz der witterungsbedingten Verlagerung in den Sigismundsaal und trotz Corona-Regelungen kamen 82 Interessierte, um den Kandidaten kennen zu lernen.
„73 Tage bis wir ein neues Stadtoberhaupt bekommen“
Kurz und bündig stellte sich Hennemann vor, skizzierte seine Vision von einer lebenswerten Stadt und blieb in persönlichen Gesprächen keine Antwort schuldig.
Dass es ihm ernst ist, Konstanz als Oberbürgermeister in die Zukunft führen zu wollen, daran ließ er keinen Zweifel. „73 Tage bis zur Wahl, bis wir ein neues Stadtoberhaupt bekommen“, sagte er im Konzil und fügte an: „Wenn es nach mir geht, wird er Andreas Hennemann heißen.“Seit 20 Jahren Rechtsanwalt in Konstanz
Die Stadtgesellschaft stehe nicht erst seit Corona sondern seit vielen Jahren vor einer Vielzahl an Aufgaben und Herausforderungen, sagte der seit 20 Jahren in Konstanz ansässige Rechtsanwalt.
Um die Probleme zu lösen, brauche es einen Oberbürgermeister, „der zuhört, abwägt, entscheidet, konsequent umsetzt und die Umsetzung vorantreibt und auf andere hört, die gute Ideen haben“, formulierte Andreas Hennemann.
Das sagen Weggefährten über den Kandidaten
Freunde und Weggefährten charakterisierten den 39-jährigen Hennemann, ein SPD-Mitglied mit – wie er betonte – „Unterstützern aus allen politischen Lagern“. Gerechtigkeit, gegenseitiger Respekt seien im wichtig, meinte beispielsweise Frank Ortolf. Hennemann sei jemand, der Menschen helfe und unterstütze, damit eine gesellschaftliche Teilhabe möglich sei, der Mitbürger ernst nehme und ihnen Wertschätzung entgegenbringe.
„Wir brauchen einen OB, der diese Werte verkörpert; einen, der aus der Mitte der Gesellschaft kommt,“ sagte Ortolf, und: „Mit Andreas Hennemann haben wir jemanden, der alle Interessen zusammenführt und Kompromisse und konstruktive Lösungen“ zum Ziel habe und „keine künstlichen Gegensätze erzeugt“.
Wenig überraschende Kandidatur
Hennemanns Kandidatur habe sie keineswegs überrascht, bekannte Julia Sehling, die ihn seit der Schulzeit kennt. Schon damals habe er sich in der SMV engagiert, „hatte das Große und Ganze im Blick“, so Sehling, die betonte: „Er war ein Macher, nicht nur ein Lautsprecher.“
Der Jurist will Anwalt aller Konstanzer sein
Das „Wir“ wolle er in den Vordergrund stellen, um seine Vision von einem lebenswerten Konstanz umzusetzen, in dem er alle Menschen im Blick habe, sagte Andreas Hennemann. Er kritisierte den Trend, dass in der Gesellschaft Gegensätze vorherrschten. „Gegen diese Entwicklung stelle ich mich, denn der soziale Zusammenhalt ist wichtig. Als Rechtsanwalt vertrete ich die Interessen der Klienten, als OB will ich Anwalt aller Konstanzer sein“, sagte der Kandidat.

Bewerber sieht Zeichen für Veränderung
Die Stadt solle ein lebenswerter Ort sein mit seiner schützenwerten Landschaft und Altstadt, mit den engen Beziehungen zur Schweiz, einem Netzwerk innovativer und alteingesessener Unternehmen, mit bezahlbarem Wohnraum und ausreichend Arbeitsplätzen, wo keine Bevölkerungsschicht ausgeschlossen werde, Klimaschutz selbstverständlich gelebt werde und „Mobilität für alle möglich und bezahlbar“ ist.
„Die Zeichen stehen klar auf Veränderung“, ist Andreas Hennemann überzeugt, denn die Schere zwischen Arm und Reich gehe immer weiter auseinander, zumal derzeit „Teile der Bevölkerung gegeneinander ausgespielt werden“.
Näheres Programm soll an Themenabenden vorgestellt werden
Welche Lösungsmöglichkeiten er in den vielgestaltigen Problemfeldern als machbar erachtet, will er während des Wahlkampfes im Rahmen von Themenabenden konkret vorstellen. Auch wenn er in seiner kurzen Antrittsrede seine Vision im Fokus hatte, blieb er in persönlichen Gesprächen keine Antwort schuldig.
Wunsch nach besserem Miteinander auf den Straßen
Woran er das gesellschaftliche Gegeneinander erkenne? „Anschaulich wird dies im Verkehr. Wir alle sind Verkehrsteilnehmer. Ich finde es befremdlich, wenn sich einige wie die Axt am Baum benehmen“, sagt Andreas Hennemann offen. Wie er die Verkehrsprobleme lösen möchte? „Man muss den Verkehr so regeln, dass eine Verkehrsberuhigung erzielt wird, ohne Teile auszuschließen“, findet er. Es gebe digitale Möglichkeiten, um den Verkehr zielgerichtet zu lenken.
Für besseren ÖPNV und eine Verkehrsberuhigung in der Innenstadt
Anreize müssten geschaffen werden, wie beispielsweise eine attraktivere Taktung des ÖPNV, damit die Leute ihr Auto stehen ließen. Er spricht sich deutlich für eine Verkehrsberuhigung in der Innenstadt aus, stellt aber auch klar, dass „es Leute gibt, die auf ihr Auto angewiesen sind und nicht benachteiligt“ werden dürften. Dabei denkt er an das Anwohnerparken in der Innenstadt, das ermöglicht werden müsse, beispielsweise mit einem Parkhaus am Döbele, aber auch jenes in der Laube könnte hierfür genutzt werden.
Intelligente Lösungen seien gefragt. Wichtig ist Andreas Hennemann, dass die Fronten nicht weiter verhärtet würden, sondern dass man „anständig und zunächst ergebnisoffen miteinander redet, um letztlich zu einem guten Ergebnis zu kommen“.
Wohnungsnot: Warum nicht eine Stiftung zum Grundstück-Kauf?
Bürgerbeteiligung findet er wichtig, allerdings müssten erst die rechtlichen Rahmenbedingungen feststehen und dann erst die Bürger einbezogen werden – und nicht umgekehrt; Enttäuschung und Unzufriedenheit seien sonst programmiert. Auch für das stetig virulente Thema „bezahlbarer Wohnraum“ gebe es nur eine Lösung: Die Stadt müsse Grundstücke kaufen, nur dann könne sie auch entsprechende Vorgaben machen.
Seine Idee: Analog zur Spitalstiftung Konstanz „kann man eine Stiftung gründen mit dem Stiftungszweck, Grundstücke zu erwerben“, so Hennemann. Natürlich sei dies keine schnelle Lösung, sondern ein Modell, von dem erst die nächste Generation etwas habe.