Eine der ersten Fragen, die man sich so stellt bei einem Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters, ist die nach dem Parteibuch. Fragt man das den neuen OB-Herausforderer Andreas Hennemann, fällt die Reaktion so aus: Er atmet einmal tief ein und mit einem langgezogenen „aaalso“ wieder aus. Die Erklärung, die nun kommt, wird lang sein – und der Konstanzer hat sie schon oft gegeben. Dabei ruht auf seinem Gesicht dieses geduldige „Netter-Junge-von-nebenan“-Lächeln.
Ja, er ist in der SPD Mitglied, sagt der Rechtsanwalt, der am liebsten als Pflichtverteidiger arbeitet. „Nein, ich möchte nicht der SPD-Kandidat sein“, fährt er fort. Nicht, weil er etwas gegen die SPD hätte, im Gegenteil.
Auf der Suche nach dem Verbindenden
Auch nicht, weil die SPD insgesamt schon bessere Zeiten hatte. Sondern deshalb: „Ich will ein Oberbürgermeister für alle werden. Einer über Parteigrenzen hinweg, der in den Themen das Verbindende sucht, nicht das Trennende.“
„Autofahrer raus aus Konstanz„?
Deshalb ist es wohl nur konsequent, dass er wenig Schlagzeilen-Reifes von sich gibt. Phrasen wie „Autofahrer raus aus Konstanz„ oder „mein Auto, meine Straße“ wird man von dem Mann, der von seinen 39 Jahren 20 in Konstanz verbrachte, nicht hören. Eher sagt der Fachanwalt für Strafrecht solche Sätze: „Ich bin Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger, je nach Situation. So wie die meisten Konstanzer. Mir gefällt das Gegeneinander der Verkehrsteilnehmer nicht, ich suche lieber nach Gemeinsamkeiten.“
Darin sieht Hennemann die Rolle als Oberbürgermeister. Nach Konstanz zog es den in Grenzach-Whylen bei Lörrach geborenen Mann zum Studium, nun will er nicht mehr weg. Lokalpolitik endet für ihn nicht an der Stadtgrenze: „Wenn es um Straßenverkehr geht, müssen wir viel mehr mit Kreuzlingen reden!“, ist er sicher.
„Wir müssen viel mehr mit Kreuzlingen reden!“
Positionen, die das Gemeinsame einer Stadtgesellschaft betonen, seien es auch gewesen, die er bei den anderen Kandidaten vergeblich gesucht hätte. „Und so ging es vielen in meinem Umfeld.“ Das sei die Motivation für seine eigene Kandidatur gewesen.
Wunsch, Menschen zu helfen
Was sind seine Positionen? Hört man ihm eine Weile zu, wird klar: Insgesamt geht es ihm mehr um Grundhaltungen als um einzelne Ziele. Zum Beispiel um den Wunsch, Menschen zu helfen. Deshalb hat er seinen ersten Job als Sachbearbeiter im Jobcenter Konstanz gestartet, sagt Hennemann. Und hat seinen zweiten Job gekündigt. Das war bei einer Lebensversicherung, wo er das Gefühl hatte, eher nach Leistungsausschlüssen suchen zu müssen, statt zu helfen.
„Ich setze mich für eine Stadt ein, die keinen ausschließt. Mit bezahlbarem Wohnraum. Uns geht viel Kompetenz verloren durch Studenten, die nach dem Studium wieder gehen, weil der Wohnraum zu teuer ist.“ Die Stadt müsse mehr Grundstücke und Bauprojekte in der eigenen Hand behält. Keiner soll in dem Konstanz, das Hennemann sich wünscht, an den Rand gedrängt werden, egal ob Obdachlose, junge Familien oder Ältere.
Konzepte gemeinsam erarbeiten
So findet er beispielsweise Fahrradstraßen „super“, fügt aber hinzu: „Die Frau mit Rollator muss auch die Möglichkeit haben, über die Straße zu kommen.“ Konkrete Konzepte hat er noch nicht. „Die möchte ich mit den Menschen dieser Stadt erarbeiten“, sagt er.
Lokalpolitisch habe er zwar keine Erfahrung, dafür aber in der Verwaltung und der Führung einer Kanzlei. Schon als Schüler sei er Schülersprecher gewesen, an der Uni machte er Fachschaftsarbeit. Er ist sicher: „Ich würde mich als OB gut einarbeiten.“
An diesem Donnerstag, 16. Juli, um 18 Uhr lädt OB-Kandidat Andreas Hennemann zur Auftaktveranstaltung ins Konzil. Dort kann sich jeder selbst ein Bild von dem Kandidaten machen.