Mitten in der Corona-Krise gibt ein weiterer Kandidat sein Interesse am Amt des Oberbürgermeisters bekannt. Wieder ist es ein Mann, der vierte nach Amtsinhaber Uli Burchardt, Luigi Pantisano und Felix Müller.
Der Mann heißt Andreas Matt und zieht zum Monatswechsel von Sachsen-Anhalt nach Konstanz. Er will seine Bewerbung unter das Motto stellen: Zusammen sind wir Konstanz. „Das passt zu dem, wie ich mich als Oberbürgermeister sehe.“ Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erläutert der 53-Jährige seine weiteren Vorstellungen.
Was verbindet Andreas Matt mit Konstanz?
Die aktuelle Lage durch die Ausbreitung von Covid-19 habe ihn nicht noch zurückscheuen lassen vor der Kandidatur und dem damit verbundenen Umzug nach Konstanz, erklärt Matt. Zurück nach Konstanz. „Die Stadt hat mir viel gegeben, ich möchte ihr etwas zurückgeben“, sagt der zweifache Vater mit Wurzeln in Freiburg.
Am Bodensee lebte er bereits zwischen 1994 und 2006, arbeitete in Konstanz und studierte später an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG). Bereits vor acht Jahren habe er mit dem Gedanken gespielt, in seiner zeitweiligen Heimat als Oberbürgermeister zu kandidieren. Damals lebte er noch in der Türkei, wo es ihn nach dem Studium beruflich hingezogen hatte. „Eine andere Stadt als Konstanz wäre nicht infrage gekommen“, sagt Matt.

Für welche Partei tritt Andreas Matt an?
Als Berufspolitiker kann man ihn nicht bezeichnen. „Ich bin kein Verwaltungs-, sondern Betriebswirt, das stimmt“, sagt er. Dennoch sei ihm Politik nicht fremd, spätestens seit seiner Rückkehr nach Deutschland Ende 2018. Die letzten knapp 16 Monate war Matt in Sachsen-Anhalt Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsrats der CDU. Dabei handelt es sich um einen den Christdemokraten nahe stehenden Verband, der Netzwerke zwischen Unternehmern und der Partei schafft und gegenseitige Interessen spiegelt.
Der vierte Bewerber will „erster wirklicher überparteilicher Kandidat“ sein
„Ich bin kein CDU-Mitglied“, gibt Matt zu bedenken. Er sehe sich vielmehr als „ersten wirklich überparteilichen Kandidaten“ im Rennen um den Konstanzer Rathaus-Chefsessel. Luigi Pantisano trete eindeutig als linker Bewerber auf, sagt Matt, und auch Felix Müller werbe um Unterstützung durch Fraktionen aus dem linken Parteispektrum.
„Und Uli Burchardt kann schon wegen seiner Rolle als CDU-Mitglied im Kreistag nicht als parteiunabhängig gelten“, sagt Matt.

Auf seiner Homepage schreibt Burchardt dazu: Für den Kreistag engagiere er sich, weil er das „für den Landkreis und nicht zuletzt für die Stadt Konstanz für sehr wichtig“ erachte. CDU-Mitglied sei der jetzige OB, weil er „Fan der sozialen Marktwirtschaft“ sei.
Wie kam Andreas Matt zur Politik?
Dieser Satz fällt auch im Gespräch mit Konkurrent Andreas Matt. Ihm gefalle der Gedanke „gleicher Aufstiegsmöglichkeiten für alle Bürger“, sagt dieser, „und dass Fleiß immer belohnt wird“.
Auch wenn er erst nach seinem 50. Geburtstag in eine aktive Rolle der Politik gekommen sei, sagt Matt: „Meine Erfahrungen für den Wirtschaftsrat mit eher kleinen Gemeinden in Sachsen-Anhalt lassen sich übertragen.“ So sehe er einzelne Stadtteile auch in Konstanz als „Ort im Ort“. Dort herrschten gewachsene Strukturen mit zentralen Anlaufpunkten, wo Menschen sich austauschen, einkaufen oder die Post aufgeben. „Wir dürfen solche Treffpunkte nicht sterben lassen“, sagt Matt.
Kritik gegenüber dem Amtsinhaber
Seine Rolle als möglicher Oberbürgermeister will er als die eines „Brückenbauers und Handwerkers“ verstanden wissen, als „jemand, der rausgehe und den Menschen zuhört“. Deshalb das Motto: Zusammen sind wir Konstanz. Beim Amtsinhaber sei er nicht immer ganz sicher, ob dies wirklich gelebt würde.
Über dessen Arbeit äußert er – über diese Spitze hinaus – auch direktere Kritik. Das Bodenseeforum? „War eine Fehlplanung und hätte nie von der Stadt betrieben werden sollen“, sagt er.
Für verfehlt hält er auch die Haltung der Stadt bei den Grundstücken des früheren Vincentius-Krankenhauses und der Firma Siemens. „Am Vincentius wurde ohne Not verkauft und am Bückle-Areal zögerte man letztlich wegen weniger Millionen, die ein Investor mehr bot.“
Welche Themen will der neue Kandidat adressieren?
Viele Punkte, die Andreas Matt als wichtig für die Stadtentwicklung bezeichnet, klingen nicht neu. Einige Beispiele: Ökologie und Ökonomie funktionierten nur Hand in Hand; eine autofreie Innenstadt sei gut, klappe aber nur, wenn alle Seiten gehört würden; Wohnraum muss geschaffen werden, und zwar viel schneller als bislang; soziales Miteinander und Vereinsleben müssen gestärkt werden; Konstanz soll maßvoll wachsen und nicht zur Einkaufs- und Touristenstadt werden.
Wie sieht der Betriebswirt die Wirtschaftspolitik der Stadt?
Für falsch hält Andreas Matt die ablehnenden Signale, die in Richtung auswärtige Unternehmen gesendet würden. Er sehe, wenn er sich in Konstanz umschaue, durchaus freie Flächen, etwa im Stromeyersdorf. „Auch am Brückenkopf Nord wäre mehr möglich gewesen als die jetzt geplanten Büroflächen, wenn man die für den Einzelhandel ausgewiesenen kleiner gehalten hätte“, sagt er.
„Wir müssten mutiger sein, Unternehmen zu uns zu locken“, sagt der Betriebswirt. Die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft solle keine Einbahnstraße sein. „Studenten sollten nicht nur hier bleiben, wenn sie ein Start-Up gründen, sondern auch weil eine hiesige Firma ihnen ein gutes Leben in Konstanz ermöglichen kann“, meint Matt.
Ein gutes Leben in Konstanz – das will auch er leben, zumindest bis zum Wahltag.