Normalerweise wäre Luigi Pantisano gestern in Konstanz gewesen. Nun blieb der Stuttgarter zu Hause bei seiner Familie. Denn was ist schon normal in diesen Zeiten? Freie Grüne Liste (FGL) und Bündnis 90/ Die Grünen hatten für Mittwoch in ein Restaurant eingeladen. Anlass: Vorstellung der Kandidaten „mit grüner Agenda“ für die Oberbürgermeisterwahl bei der Basis.

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Reaktion auf Corona: Vorstellung der Kandidaten als Webinar

Nach der Einladung folgten zunächst ein Veranstaltungsverbot, inzwischen darf das Restaurant nach 18 Uhr gar nicht mehr öffnen. Aus der öffentlichen Versammlung wird ein Webinar am kommenden Wochenende, eine Vorstellung im Internet also.

Luigi Pantisano wird dabei sein und sich den Fragen stellen; außerdem Felix Müller, der zuletzt seine Kandidatur verkündet hatte, dessen für vergangenen Sonntag geplanter Wahlkampfauftakt aber wegen der Corona-Krise bereits ins Wasser fiel.

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Es läuft wohl auf eine Grünen-Unterstützung Pantisanos hinaus

Es deutet sich an: Der frühere Berchen-Quartiersmanager Luigi Pantisano dürfte wohl von den beiden, in Konstanz aktiven grünen Gruppierungen in die OB-Wahl geschickt werden. Zwar müssen die jeweiligen Mitglieder den mittlerweile in Stuttgart lebenden Stadtrat der Fraktion „Stuttgart Ökologisch Sozial„ noch wählen.

Doch die Empfehlung einer grünen Findungskommission hat er bereits. Der Vorstand der FGL schließt sich dem Kommissions-Votum an und empfiehlt seinen Mitgliedern, Pantisano zu unterstützen, teilt stellvertretend Kassierer Peter Köhler mit.

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Warum ist der Zuspruch der Grünen überhaupt wichtig?

Pantisano erklärt am Telefon, er „freut sich über die eindeutige Entscheidung der Kommission. Ich hatte darauf gehofft“. Das mit sechs Personen besetzte Gremium soll sich einstimmig für den 40-Jährigen ausgesprochen haben. Die Hoffnung ist verständlich: Der Zuspruch der derzeit stärksten politischen Gruppierung auf kommunaler Ebene dürfte im Kampf um Stimmen gegen Amtsinhaber Uli Burchardt von wesentlicher Bedeutung sein.

Im nächsten Schritt wolle sich Luigi Pantisano dann noch dem Jungen Forum Konstanz vorstellen. Würde auch das JFK Unterstützung signalisieren, könnte er den Zuspruch von drei Parteien oder Gruppierungen, die in Konstanz wirken, auf sich bündeln.

Denn der Ortsverbandsvorstand von Die Linke hat wie die Linke Liste Konstanz ebenfalls beschlossen, sich auf Pantisano als Kandidaten festzulegen; wenig überraschend, schließlich ist er als SÖS-Stadtrat in Stuttgart Teil eines linken Fraktionsbündnisses. Eine gemeinsame Findungskommission mehrerer Konstanzer Gemeinderatsfraktionen hatte sich zuvor nicht auf einen Gegenkandidaten zu Burchardt einigen können.

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Von den Schwierigkeiten bei der Suche nach einem OB-Kandidaten

Auch für FGL und Grüne habe sich die Kandidatenfindung als schwierig erwiesen, bestätigt Gisela Kusche. Die FGL-Stadträtin war Mitglied des sechsköpfigen Gremiums, das nun Luigi Pantisano empfiehlt. Man habe mit mehreren Interessenten gesprochen und sei bewusst auf mögliche Grünen-Kandidaten zugegangen, erklärt Kusche. „Aber durch die Wahlerfolge im Land sind viele Grünen-Mitglieder in guten Positionen und wollen dort verständlicherweise auch nicht weg.“ Da sei Konstanz kein Einzelfall. „Überall im Land ist es derzeit schwer, Bürgermeisterkandidaten zu finden“, sagt Kusche.

Luigi Pantisano sieht sich nicht als Notlösung

Ist Luigi Pantisano also allenfalls der kleinste gemeinsame Nenner? Das sieht Gisela Kusche nicht so. „Er hat ein gutes Konzept und unserer Ansicht nach auch eine echte Chance auf einen Wahlerfolg.“ Auch der Stuttgarter selbst empfindet dies nicht so. „Warum sollte ich ein Notkandidat sein? Es gab auch weitere Interessenten und dennoch werde ich für die Wahl empfohlen“, sagt er.

Amtsinhaber sieht keinen Anlass für anderen Wahltermin trotz Corona

So die überhaupt stattfindet. Bis zum Termin Anfang Juli ist es zwar noch Monate hin. Doch wer kann heute sagen, dass bis dahin soweit Normalität eingekehrt ist, dass eine Wahl gemäß der gesetzlichen Vorgaben stattfinden kann – von einem öffentlichen Wahlkampf davor ganz zu schweigen?

Der Amtsinhaber geht von der Wahl im Juli aus und sagt: „Ich habe im Moment anderes zu tun. Aber die Rechtslage ist meines Erachtens eindeutig. Es gibt für mich insofern keinen Grund, daran zu zweifeln, dass der Termin am 5. Juli steht.“

Pantisano: Wahlkampf muss auch öffentlich stattfinden

Es bleibe genug Zeit, sich kreative Ideen für den Wahlkampf einfallen zu lassen. Herausforderer Luigi Pantisano ist zwar ebenfalls dafür, den Termin einzuhalten. Aber er schränkt ein: Es sei wichtig, dass zuvor öffentliche Veranstaltungen stattfinden können. „Ansonsten sollte man die Wahl verschieben“, sagt er.

In einem sind sich Burchardt und Pantisano – und mit ihnen der Großteil der wahlberechtigen Bürger aus Konstanz – einig: Jetzt im März und vor dem Hintergrund der derzeitigen Lage in Konstanz, Deutschland und weltweit stehen wichtigere Dinge an als ein Wahlkampf.