Die Findungskommission aus Freier Grüne Liste, SPD, Jungem Forum und Linker Liste hat ihre Arbeit beendet. Erfolglos, muss man ergänzen. Zwar sagt der frühere FGL-Stadtrat Stephan Kühnle, der das Gremium moderierte: „Wir haben nach mehreren guten Gesprächen mehrheitlich auf einen gemeinsamen Kandidaten geeinigt.“ Dieser habe jedoch aus familiären Gründen abgesagt. Nach der Auflösung der Kommission suchen die den links der Mitte stehenden Fraktionen jeweils für sich nach geeigneten Kandidaten.

Alles auf Null bei der Suche nach einem Gegenkandidaten

Während Amtsinhaber Uli Burchardt den Bürgerempfang im Bodenseeforum genutzt hatte, um seine wenig überraschende Kandidatur auch offiziell anzukündigen, heißt es bei der Suche nach einem potenziell mehrheitsfähigen Kontrahenten also: Alles auf Null.

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Bei den Grünen befinde man sich jedenfalls wieder im Anfangsstadium, erklärt Stadträtin Gisela Kusche als Mitglied der neuen, rein grünen Findungskommission: „Es gibt auch keinen Stichtag, bis wann wir unseren Kandidaten finden wollen.“

Warum ist das Interesse am Konstanzer OB-Posten so zögerlich?

Wichtiger als das Wann sei es, eine aussichtsreiche Person zu finden. Kusche verweist auch auf den Terminplan der Stadt Konstanz, nach dem die Stelle des Oberbürgermeisters erst Ende April öffentlich ausgeschrieben wird.

Der aus ihrer Sicht „zu späte Zeitpunkt“ könnte ein Grund für das zögerliche Interesse sein. Der einzige ist es wohl nicht: Stresspensum, Arbeitstempo oder – befeuert durch die sozialen Medien – Anfeindungen, denen sich Stadtoberhäupter ausgesetzt sehen, haben sich erhöht.

Hinzu kommen die Kosten für den Wahlkampf, der je nach Aufwand zwischen 50 Cent und einem Euro je Einwohner beträgt. In Konstanz läge ein Kandidat also schnell bei 50.000 Euro. Viel Geld, das bei einer Wahlniederlage verbrannt wäre.

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Gisela Kusche sagt: „Dass die Suche nach einem geeigneten OB-Kandidaten schwierig ist, ist kein rein Konstanzer Problem.“ Anderswo im Land würden ähnliche Erfahrungen gemacht. Allein die Grünen suchen derzeit laut einer Übersicht ihrer kommunalpolitischen Vereinigung „Grüne und Alternative in den Räten von Baden-Württemberg„ neben Konstanz noch für neun weitere Kommunen nach Bewerbern.

Kommt jetzt die Chance für Luigi Pantisano?

Für Luigi Pantisano könnte sich das Scheitern der gemeinsamen Findungskommission derweil als Glücksfall erweisen. Der Stadtplaner aus Stuttgart und frühere Quartiersmanager für die Gebiete Berchen und Öhmdwiesen hatte sich den vier Gruppierungen vorgestellt. In der Landeshauptstadt ist er Stadtrat für Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS) und Teil eines linken Fraktionszusammenschlusses.

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Eine Zeit lang galt der 40-Jährige als aussichtsreicher gemeinsamer Kandidat, wie der SÜDKURIER aus übereinstimmenden politischen Kreisen erfahren hat. „Hätte es die Kommission nicht gegeben, wäre eine Kandidatur kein so großes Thema für mich geworden“, sagt Pantisano rückblickend.

Der Stadtplaner Luigi Pantisano war zwischen 2009 und 2012 Quartiersmanager für das Berchengebiet in Konstanz. Inzwischen lebt und ...
Der Stadtplaner Luigi Pantisano war zwischen 2009 und 2012 Quartiersmanager für das Berchengebiet in Konstanz. Inzwischen lebt und arbeitet er in Stuttgart, wo er als Stadtrat für das Bündnis Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS) auch politisch tätig ist. | Bild: Benjamin Brumm

Noch müsse er einige letzte Details beruflicher und privater Natur klären. Bei den politischen Fraktionen will er noch einmal intensiv um Unterstützung werben. Ende Januar will sich der gebürtige Waiblinger entscheiden, ob er gegen Uli Burchardt antreten wird. „Sollte das der Fall sein, werde ich mich noch vor der Fasnacht öffentlich erklären“, kündigt Pantisano an.

Kritik am Amtsinhaber: „Einsame Entscheidung“ bei Planungen fürs Bodenseeforum

Auf seinen möglichen Gegner traf er bereits: Im Rahmen des Bürgerempfangs im Bodenseeforum blieb Zeit für ein kurzes Gespräch.

Beim Bürgerempfang der Stadt Konstanz zum Jahresbeginn 2020 treffen Oberbürgermeister Uli Burchardt (links) und einer seiner ...
Beim Bürgerempfang der Stadt Konstanz zum Jahresbeginn 2020 treffen Oberbürgermeister Uli Burchardt (links) und einer seiner wahrscheinlichen Herausforderer, Luigi Pantisano, im Bodenseeforum aufeinander. | Bild: privat

Bei den Planungen für das Veranstaltungs- und Tagungshaus erkenne er „einen eklatanten Fehler von Uli Burchardt. Meiner Meinung nach wurden hier sehr einsame Entscheidungen getroffen“, sagt Pantisano. Seiner Einschätzung nach werde in der Stadt zu wenig Politik für die einheimische Bevölkerung betrieben. „Gerade die Menschen in den äußeren Stadtbezirken wie Wollmatingen, Fürstenberg, erst Recht in den Vororten, werden zu wenig einbezogen“, meint der frühere Berchen-Quartiersmanager. Konstanz müsse aber „für alle lebenswert“ sein.

Pantisano glaubt: „Konstanz hätte gerne einen anderen Oberbürgermeister“

Zudem gehe es bei den drängenden Themen Verkehrsbelastung oder Klimaschutz nicht schnell genug. „Der Satz, man könne nichts über das Knie brechen, ist für mich Hinhaltetaktik“, sagt der Stadtplaner. Man könne nicht alles von heute auf morgen umsetzen, „aber man kann heute und sofort Dinge beschließen“.

Wo er dabei ansetzen würde, das dürfte eine der Fragen sein, die ihm nach einer möglichen Kandidatur gestellt werden. An Zuversicht und Selbstbewusstsein scheint es Pantisano nicht zu fehlen, er glaubt: „Konstanz hätte gerne einen anderen Oberbürgermeister.“