Ist es noch angebracht, dass in Zeiten befürchteter Energieknappheit eine lichtverschwenderische Veranstaltung auf die Beine gestellt wird? Diese Frage drängt sich unwillkürlich auf, wenn die Insel Mainau und der Mitveranstalter C2 Concerts aus Stuttgart die zweite Auflage von Christmas Garden ankündigen.

Und eine zweite Frage stellt sich vor allem dem Besucher, der beim ersten Mal schon dabei war: Lohnt es sich denn und gibt es überhaupt etwas Neues zu sehen? Beim Pressegespräch in der Comturey haben Bettina Gräfin und Björn Graf Bernadotte, beide Geschäftsführer der Blumeninsel, sowie C2-Geschäftsführer Christian Doll Antworten auf diese Fragen vorbereitet.

65.000 Besucher im vergangenen Jahr

Im zurückliegenden Winter kamen knapp 65.000 Besucher zu Christmas Garden. Das entspricht, grob gerundet, einem Zwanzigstel von 1,25 Millionen Besuchern, die sich in den Jahren vor Corona das Schauspiel nicht entgehen ließen. Daher erscheint es nicht als Wunder, dass die Verantwortlichen schwärmend in die Zukunft blicken. Dabei ist ihnen durchaus bewusst, dass die allgemeine Stimmung nicht ungetrübt ist.

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„Zwei belastende Jahre liegen hinter uns“, erklärt Bettina Gräfin Bernadotte. Der kommende Christmas Garden finde in einer herausfordernden Zeit statt, denn eine Corona-Welle stehe erneut ins Haus und da sei noch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Als umso wichtiger erachte sie die „psychische Erholung“ der Menschen.

Ähnlich sieht es auch ihr Bruder Björn Graf Bernadotte. „Wir bewegen uns auf die dunkle Jahreszeit zu, aber nicht alles ist so dunkel wie anderswo in Europa“, sagt er nachdrücklich. „Wir verkaufen persönliche Emotionen, wollen positive Erlebnisse mit auf den Weg geben, damit die Menschen motiviert in den Alltag gehen. Sie sollen ein paar unbeschwerte Stunden erleben, die Seele baumeln lassen und Kraft tanken“, fügt er schwärmend an. „Dazu passt auch, dass wir seit Jahrzehnten das Fest der Lucia, der Lichtbringerin, feiern“, betont Graf Björn. „Licht in der Dunkelheit steht für Hoffnung. Wir wollen eine andere Lichtfarbe auf die Mainau bringen“, erläutert Christian Doll.

Es gilt, Energie zu sparen

„Wir haben sehr viel abgewogen, ob wir die Veranstaltung durchführen können, denn es gilt Ressourcen zu schonen und einzusparen“, berichtet Gräfin Bettina und verspricht ein verantwortungsbewusstes Angebot aufzubauen und sich jederzeit möglichen Anforderungen der Corona-Pandemie anzupassen. „Wir können da auf unsere Erfahrung aufbauen“, betont sie. „Wir können eine bestehende Infrastruktur nutzen, auch um den Besucherstrom zu entzerren. So hatten wir im vergangenen Jahr ein sehr hohes Besucheraufkommen vor dem Schloss“, berichtet Gastronomiedirektor Thorben Beck von den Erfahrungen.

Das illuminierte Schloss bei der Premiere von Christmas Garden im vergangenen Jahr.
Das illuminierte Schloss bei der Premiere von Christmas Garden im vergangenen Jahr. | Bild: Jäckle, Reiner

Und auf die unausgesprochene Frage sagt sie: „Ja, es ist verantwortungsbewusst. Christmas Garden findet im Freien statt.“ Zum Energieverbrauch hat sie eine Rechnung aufgemacht. „Wenn wir diesen auf die Besucherzahlen aufteilen, entspricht das pro Besucher dem Energieverbrauch für das Streaming eines Films“, erklärt sie. „Oder so viel wie zehn Minuten Bügeln“, rechnet der C2-Geschäftsführer vor.

Auf der Mainau gebe es den mit Abstand geringsten Energieverbrauch im Vergleich mit den anderen 19 Veranstaltungsorten in Deutschland, betont Christian Doll. „Die Mainau ist der Dunkelste aller Standorte. Da gibt es kein Streulicht, das mehr Energie erfordert“, erläutert er. An allen Standorten werde verantwortungsvoll mit dem Verbrauch umgegangen und soll drastisch gesenkt werden, verspricht er.

Neue Installationen

Und noch ein Versprechen gibt er. „Es gibt neue Installationen und perfekt dazu komponierte Musik.“ Letztere steuert wieder Komponist und Sound-Designer Burkhard Fincke bei. „Unser Ziel ist es, nicht das Gleiche jedes Jahr zu bieten“, betont Doll. Er verweist beispielhaft auf einen eintausend Quadratmeter großen Lichtteppich und einen Lichtbrunnen. „Es gibt einen wunderschöner Durchgang, traumhafte Fotopoints und eine zauberhafte Allee“, schwärmt er. „Über 30 Installationen werden zu sehen sein, erschaffen durch 600 Strahler und 600.000 Lichtpunkte“, nennt er einige Zahlen. Der Lichtdesigner Andreas Boehlke wird wieder für die optische Umsetzung verantwortlich sein.

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Die abzulaufende Strecke beträgt dieses Jahr etwa 2,8 Kilometer. Wie im Vorjahr kann sie nur in eine Richtung durchlaufen werden. Der Verlauf wurde geändert. „Sie ist jetzt überall stufenlos und damit rollstuhlgängig. Die Gartenplaner haben intensiv gehirnt“, berichtet Gartendirektor Markus Zeiler. Allerdings könne wegen der Geländeform die für eine echte Barrierefreiheit maximal zulässige sechs Prozent Steigung nicht überall gewährleistet werden.