Bei der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) in Braunschweig ist man sich sicher, dass die Ursache für den Absturz eines Kleinflugzeugs in Konstanz am Sonntagnachmittag, 27. März, ermittelt werden kann. „Wir klären alles auf“, so die selbstbewusste Behauptung des BFU-Pressesprechers Germut Freitag auf Anfrage des SÜDKURIER.
Seine Zuversicht bezieht er aus der exzellenten Datenlage im Luftverkehr. Die BFU hat demnach Einsicht in sämtliche Fliegerdaten bis hin zur Pilotentauglichkeit – vor allem aber nehmen sich die Unfallexperten die Zeit, die sie brauchen.
Im Fall des Absturzes am Wochenende besteht zudem die Chance der Befragung der beiden Insassen. Sowohl der 44-jährige Pilot als auch seine 50-jährige Begleiterin überlebten. Jörg-Dieter Kluge von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz konnte im Laufe des Montags aber noch keine Angaben zu ihrer Vernehmungsfähigkeit machen. Die weiteren Ermittlungen zum Hergang des Absturzes werden jetzt die Kripo sowie die BFU übernehmen.

Feuerwehr traf innerhalb weniger Minuten ein
Die Rettung der beiden Insassen hat nicht zuletzt mit dem schnellen Eintreffen der Helfer zu tun. Informiert wurden sie von der Beauftragten für Luftaufsicht im Tower des Konstanzer Flugplatzes, Minky Schweizer, um 15.50 Uhr. Sie hatte keine Auffälligkeiten während des Starts des einmotorigen Flugzeugs vom Typ Grumman bemerkt.

Unmittelbar nach dem Abheben setzte jedoch der Sinkflug ein, etwa 200 Meter jenseits der Graspiste stürzte die Maschine dann in einen mit Bäumen und Büschen bewachsenen Bereich des Naturschutzgebiets Göldern. Laut Minky Schweizer vergingen bis zum Eintreffen der Feuerwehr und Rettungswagen „gefühlt keine fünf Minuten“.
Allein die Feuerwehr war mit 14 Fahrzeugen und 50 Helfern im Einsatz, die die Bergung der beiden Schwerstverletzten und die Sicherung der Absturzstelle unter anderen durch Verlegung einer mehrere hundert Meter langen Schlauchleitung übernahmen.

Nach Angaben von Feuerwehr und Polizei mussten der Mann und die Frau mittels hydraulischen Geräts aus dem auf dem Dach liegenden Wrack befreit werden. Eine der verunglückten Personen wurde auf einer Trage zu den an der B33 befindlichen Rettungsfahrzeuge gebracht, die zweite wurde mit einem Rettungshubschrauber abtransportiert.

Die Aktion war dabei wegen des entzündlichen Treibstoffs und der ausgetrockneten Vegetation nicht ungefährlich. Laut Jörg-Dieter Kluge mussten deshalb die Sägearbeiten im näheren Umfeld des Flugzeugwracks abgebrochen werden.
Die hohe Anzahl an Rettungsfahrzeugen und Helfern beeinträchtigte offensichtlich auch die Aufmerksamkeit einer Autofahrerin auf der parallel zur Graspiste des Flugplatzes verlaufenden B33. Die 40-Jährige erkannte das an einer roten Ampel stehende Fahrzeug eines 37-jährigen Mannes zu spät und fuhr in das Heck des Autos. Verletzt wurde niemand, durch die Kollision entstand an beiden Autos aber ein Schaden von rund 10.000 Euro. Ein Abschleppdienst brachte das nicht mehr fahrbereite Auto der Frau in eine Werkstatt.
BFU macht sich auf die Suche nach der Ursache
Wegen der Rettungsaktion wurde die B33 zeitweise voll gesperrt. Ab 17 Uhr sorgte die Polizei für eine einspurige Verkehrsregelung. Die Bergung des Flugzeugs übernahmen unterdessen die Helfer des Technischen Hilfswerks (THW), wozu die von der B33 abzweigende sogenannte Westtangente bis in die Nacht gesperrt blieb. Punkt 22.33 Uhr hatten das THW dann seinen Job erledigt. Die Wrackteile waren bis dahin geborgen und werden zwecks Ermittlung der Absturzursache auf dem Gelände der Wasserschutzpolizei gelagert.
Das Vorgehen zur Ermittlung der Absturzursache sieht laut BFU in der ersten Phase die Dokumentation und Begutachtung eines örtlichen Experten vor. Wie BFU-Pressesprecher Germut Freitag gegenüber dem SÜDKURIER erklärte, ist diese Vorabuntersuchung im Schnitt nach etwa zwei Monaten abgeschlossen.
Die Detailanalyse erstreckt sich danach in aller Regel über mehrere Monate, mit Ergebnisse könne statistisch nach einem Jahr gerechnet werden. Der Zeitaufwand sei nicht zuletzt deshalb geboten, weil die BFU am Ende eine Sicherheitsempfehlung mit allgemeingültigen Konsequenzen geben könne.