Ein klug gebautes Programm, eine optimal besetzte Bodensee Philharmonie und ein vitaler Dirigent am Pult – dieser Dreiklang versprach für das Abokonzert einen großen Abend – und es wurde zusammen mit dem herausragenden Pianisten Yoav Levanon ein grandioses Musikfest. Es begann mit der Geschichte des Zauberlehrlings und es endete mit einem Solisten, der vom Alter her (21) gerade den Lehrlingsjahren entwachsen schien, aber schon ein Meister seines Fachs ist und der beim Publikum im ausverkauften Konstanzer Konzil Beifallsstürme entfachte.
Ein teuflisches Vergnügen
Nach Goethes Ballade „Der Zauberlehrling“ (1797) schrieb Paul Dukas hundert Jahre später eine sinfonische Dichtung, die haargenau den Inhalt des Gedichts nachzeichnet und mit pfiffigen Ideen die Stationen der Geschichte verklanglicht – die ersten „Gehversuche“ des Besens, die immer größer werdende Wasserflut, die nahende Katastrophe und schließlich der erlösende Spruch des Hexenmeisters.
Gabriel Venzago leuchtete das Werk mit Elan aus, die Philharmonie glänzte in allen Registern, von der Piccoloflöte bis zum Kontrafagott, alle stürzten sich mit Vehemenz und Leidenschaft ins teuflische Vergnügen. Für diese erste geglückte Tat gab es gleich zwei „Vorhänge“. Die nachfolgende Komposition „La Mer“ von Claude Debussy schien der Philharmonie dagegen nicht so leicht zu fallen.
Die sanft aufkeimenden Melodien, die immer wieder neu gemischten Klangfarben und die schnellen Dynamikwechsel wurden beherzt angegangen, aber es fehlte etwas Leichtigkeit und Eleganz, manches versteifte sich, schien mehr Last als Lust.
„Konzert für Elefanten“
Sergej Rachmaninow hatte sein 3. Klavierkonzert „Konzert für Elefanten“ genannt, wohl wegen der enormen Länge mit 45 Minuten und den extrem hohen technischen Ansprüchen des Soloparts. Doch es beginnt mit einer wunderbar schlichten Melodie, ganz sacht seine Umgebung ertastend. Und gleich die erste Phrase verriet die reife Musikalität des Solisten Yoav Levanon.
Im weiteren Verlauf berührte zudem sein wunderbares Timing, seine Ausdruckstiefe und die völlige Übereinstimmung zwischen Solist, Dirigent und Orchester. Dazu erfreuten behutsam gestaltete Übergänge, die man bei Debussy etwas vermisst hatte, und mehr und mehr vergaß man sogar das Staunen über die technische und musikalische Brillianz und gab sich ganz dem Sog der Musik hin. Jung und Alt wollten am Freitagabend immer noch mehr hören, eine Zugabe genügte nicht, es wurden drei!
Kernkompetenz der Philharmonie
Anfang Juni wird die Philharmonie in verschiedenen Besetzungen experimentelle Konzertorte ausprobieren und etwa im Kuhstall, in der Therme oder unter der Brücke spielen. Das mag Spaß machen und Aufmerksamkeit erregen. Die eigentliche Kernkompetenz der Philharmonie sollte aber die sinfonische Arbeit bleiben, die zu solch einzigartigen Abenden führen kann – mit Solistinnen und Solisten, die sonst in Hamburg, Wien oder London auftreten.
Weitere Aufführung: Mittwoch, 14. Mai, 19.30 Uhr, Konzil Konstanz. Infos und Tickets: www.bodensee-philharmonie.de