Thomas Gottschalk hat zum Jahresende doch den Abschied von der Samstagabendunterhaltung angekündigt. „Ich habe immer gesagt, wenn der Papst jünger ist als ich, dann ist für mich die Sache gelaufen“, sagte Gottschalk Samstagabend am Ende der RTL-Show „Denn sie wissen nicht, was passiert“.

Papst Leo XIV. ist 69, Gottschalk wird kommenden Sonntag 75 Jahre – mit der Wahl des neuen Pontifex bekam der gläubige Katholik Gottschalk einen guten Anlass zum gehen.

„Wetten, dass..?“-Legende will in den Ruhestand

Gottschalk ist gleich „Wetten, dass..?“ – so lautet die Gleichung, die für das ZDF über viele Jahre mit traumhaften Einschaltquoten aufging. Von 1987 an moderierte der Franke die derzeit eingestellte Samstagabendshow und machte sie mit seinem lockeren Mundwerk, Weltstars als Gästen und charmanten Wetteinlagen zum erfolgreichsten Fernsehformat Europas.

Moderator Thomas Gottschalk wird am Ende der ZDF-Show „Wetten, dass..?“ in einer Baggerschaufel über die Bühne gefahren. Gottschalk ...
Moderator Thomas Gottschalk wird am Ende der ZDF-Show „Wetten, dass..?“ in einer Baggerschaufel über die Bühne gefahren. Gottschalk moderiert zum letzten Mal “Wetten, dass..?„. Nach 36 Jahren beendet er am 25. November seine Karriere als Wett-Moderator. | Bild: Philipp von Ditfurth/dpa

Die Sehnsucht nach solch einem Lagerfeuer der Nation zeigte sich in den drei Comebacksendungen, die Gottschalk zwischen 2021 und 2023 moderierte. Bei der letzten Ausgabe 2023 schalteten fast 13 Millionen Menschen ein – in Zeiten stark veränderter Fernsehgewohnheiten ein Wert, den allenfalls noch Fußballspiele erreichen. Allerdings machte das ZDF trotzdem nicht weiter – ein Comeback der Show ist nicht ausgeschlossen, dann aber wohl ohne Gottschalk.

Karriereende überfällig?

Vielleicht hätte der Moderator schon nach der Sendung vor eineinhalb Jahren selbst das Karriereende setzen sollen – doch tatsächlich sagte er damals zum Schluss der letzten Sendung, heutzutage dürfe einer wie er nicht mehr so wie früher frei Schnauze reden. Als er dann auf Werbetour für ein neues Buch im vergangenen Herbst ähnliche Töne anschlug und seine Tätscheleien an Frauen damit schönredete, sie nur „dienstlich“ angefasst zu haben, stand Gottschalk plötzlich als griesgrämiger alter weißer Mann da.

Thomas Gottschalk, Moderator und Entertainer aus Deutschland, gibt ein Interview im Rahmen der Buchpräsentation seines Buches „Ungefiltert“.
Thomas Gottschalk, Moderator und Entertainer aus Deutschland, gibt ein Interview im Rahmen der Buchpräsentation seines Buches „Ungefiltert“. | Bild: Tobias Steinmaurer/dpa

Warum er seinem eigenen Denkmal das antun musste, ist wohl sein eigenes Geheimnis. Denn tatsächlich könnte er das Leben längst ohne Anstrengung genießen. Gottschalk scheint nach seiner gescheiterten Ehe mit Thea glücklich in zweiter Ehe mit seiner Frau Karina, er scheint von Krankheiten weitgehend verschont und dürfte finanziell alle Schäfchen im Trockenen haben.

Karrierestart beim Radio

Aber die Sehnsucht nach Aufmerksamkeit ist offenbar sein unstillbarer Begleiter. „Grundsätzlich ist einfach der Spaß an der Sache größer als die Lust, Legende zu sein“, sagte er schon zu seinem 70. Geburtstag in einer Fernsehdokumentation.

Der am 18. Mai 1950 im oberfränkischen Bamberg geborene Gottschalk suchte die Öffentlichkeit schon als jugendlicher Discjockey. Mit flotten Sprüchen wurde er ab 1971 im damals gerade gegründeten Radiosender Bayern 3 schnell zum Star.

Der Sänger Hansi Hinterseer (l) und der Moderator Thomas Gottschalk sitzen im Rahmen von Dreharbeiten zusammen.
Der Sänger Hansi Hinterseer (l) und der Moderator Thomas Gottschalk sitzen im Rahmen von Dreharbeiten zusammen. | Bild: Tobias Hase/dpa

Hits und Flops in einer langen TV-Karriere

Die Leichtigkeit übertrug er spielerisch ins Fernsehen, wo er 1982 bei „Na sowas!“ im ZDF seinen Durchbruch hatte. Ab 1987 moderierte Gottschalk „Wetten, dass..?“ – und es passte wie die Faust auf Auge, „Thommy“ wurde der Liebling der Massen. Der zwischendurch auch mit überdrehten Kinokomödien wie „Piratensender Powerplay“ oder „Die Supernasen“ erfolgreiche Gottschalk sieht als Grund für seine Beliebtheit dabei ein Talent, das sich nicht erlernen ließe.

ARCThomas Gottschalk (l) und Schauspieler Mike Krüger während der Dreharbeiten zum Kinofilm “Die Supernasen„. (Archivbild 31.05.1983)
ARCThomas Gottschalk (l) und Schauspieler Mike Krüger während der Dreharbeiten zum Kinofilm “Die Supernasen„. (Archivbild 31.05.1983) | Bild: Istvan Bajzat/dpa

„Diese Leichtigkeit, mit den Leuten zu korrespondieren, die muss einem gegeben sein – und ich sehe das in der Tat als eine Gabe“, sagte er in der Dokumentation des Bayerischen Rundfunks. Doch noch etwas machte er wie kein Anderer: „Ich habe immer versucht, die Kleinen groß zu machen und die Großen klein zu machen.“ Andere Formate mit ihm floppten allerdings teils dramatisch – insbesondere die 2012 schnell eingestellte ARD-Vorabendsendung „Gottschalk live“.

Günther Jauch (r) und Thomas Gottschalk stehen im Deutschen Theater nach der Verleihung des Karl-Valentin-Ordens auf der Bühne. ...
Günther Jauch (r) und Thomas Gottschalk stehen im Deutschen Theater nach der Verleihung des Karl-Valentin-Ordens auf der Bühne. Gottschalk hat bei der Verleihung die Laudatio für Jauch gehalten. | Bild: Sven Hoppe/dpa

Sein letztes größeres Projekt ist „Denn sie wissen nicht, was passiert“ mit seinem Freund Günther Jauch und Barbara Schöneberger bei RTL. Seine Abschiedsworte an diesem Samstag sahen allerdings dort nur 1,65 Millionen Menschen. Einmal noch will sich Gottschalk am Samstagabend zeigen – am Nikolaustag zieht sich der ergraute große blonde Mann des Fernsehens dann als Samstagabendunterhalter zurück.

(AFP)