Auf der Passagierliste stehen einschlägig bekannte Namen. Erika Steinbach, frühere CDU- und jetzige AfD-Politikerin, ist dabei. Ebenso Peter Hahne, den viele noch als Fernsehmoderator kennen, bevor er nach rechts abbog. Gerald Grosz gilt über seine Heimat Österreich hinaus als Rechtspopulist. Dem Publizisten Matthias Mattusek wird Judenfeindlichkeit und Homophobie vorgeworfen.

Mit ihnen und weiteren Gästen will Burkhard Müller-Ullrich, unter anderem für seine Nähe zur Querdenken-Szene bekannt, für einen Radiosender eine „Sonntagsrunde“ aufzeichnen. Auf dem Bodensee, an Bord eines von einem privaten Unternehmer – und nicht von den Bodensee-Schiffsbetrieben (BSB) – gecharterten Schiffs, vom Konstanzer Hafen aus, am Samstag, 5. Juli. Das Bündnis „Konstanz für Demokratie – Klare Kante gegen Rechts“ spricht in seinem aktuellen Newsletter wörtlich von einem „Schwurbelschiff“ und bezeichnet angekündigte Teilnehmer als „einen Haufen homophober, rassistischer, antisemitischer Klimawandel- und Coronaleugner*innen mit Verständnis für Putin, Hitler oder beide“.

Unter anderem mit an Bord: die prominente AfD-Politikerin Erika Steinbach.
Unter anderem mit an Bord: die prominente AfD-Politikerin Erika Steinbach. | Bild: MATTHIAS BALK, dpa

Akteure der Konstanzer Zivilgesellschaft wollen das nicht unbeantwortet lassen. Nach Informationen des SÜDKURIER ist mindestens eine Gegendemonstration gegen die Bootstour und die erwartungsgemäß dort vertretenen politischen Inhalte geplant. Ein Aufruf des Bündnisses „Konstanz für Demokratie“ ist offenbar für den Samstag, 5. Juli, um 14 Uhr, am Hafen vorgesehen und soll am Tag zuvor auch veröffentlicht werden.

Stadtverwaltung und Stadtwerke prüfen offenbar Auflagen

Am Abend bestätigte die Stadtverwaltung, dass eine Gegendemonstration geplant ist. Ein Aufruf des Bündnisses „Konstanz für Demokratie“ lädt offenbar zur Versammlung am Samstag, 14 Uhr, am Hafen ein und sollte am Freitag veröffentlicht werden. Auch die Stadtverwaltung und die über die Stadtwerke zur Stadt gehörenden Bodensee-Schiffsbetriebe prüften, welche Auflagen sie machen können.

Das zeigen dem SÜDKURIER vorliegende Dokumente. So soll untersagt werden, dass Parteisymbole und ähnliches gezeigt werden. Laut Stadtverwaltung wurden für die Gegendemonstration 50 Teilnehmer angemeldet. „Die Zulässigkeit der Versammlung wurde geprüft und im Anschluss daran die Versammlung bestätigt“, so die Pressestelle der Stadt Konstanz.

Ausrichter der Schifffahrt ist der Radiosender „Kontrafunk“ mit der Eigenbezeichnung „Die Stimme der Vernunft“. Er hat seinen Standort in Steckborn am Schweizer Untersee, Burkhard Müller-Ullrich gilt als Kopf des Senders. Er hat das Boot nicht von den Bodensee-Schiffsbetrieben, sondern von einem privaten Anbieter gechartert. Die Ausfahrt dient dabei offenbar auch dem Einwerben von Finanzmitteln: Fahrkarten kosten zwischen 187,03 und 507,73 Euro, was für eine vierstündige Bootsfahrt – inklusive „Kaffeetafel mit Sandwiches und Patisserie“, wie es auf einem entsprechenden Flyer heißt – weit über den am Bodensee üblichen Preisen liegt.

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Dem Schiff für diese spezielle Ausfahrt die Nutzung des Konstanzer Hafens zu untersagen, ist offenbar nicht möglich. Der Betreiber erhält aber wohl strenge Auflagen. Um den Betriebsablauf angesichts möglicher Gegendemonstrationen zu sichern, muss er sich überdies mit einem recht abgelegenen Liegeplatz begnügen und das Ein- und Aussteigen so schnell wie möglich über die Bühne bringen.