Herr Frei, Sie sind Festredner am Heimatabend des Schwyzertags. Was ist Heimat für Sie?

Heimat bedeutet für mich Herkunft, Zuhause und Familie. Damit verbunden sind gemeinsame Erfahrungen, Werte und Erlebnisse. Heimat ist das Band, das die Menschen miteinander verbindet, die ganz besonders wichtig in meinem Leben sind. In diesem Sinne sind Bad Säckingen und Donaueschingen für mich heute gleichermaßen meine Heimat.

Der Terminkalender des Chefs des Bundeskanzleramts ist bestimmt mehr als gut gefüllt. Warum nehmen Sie sich die Zeit, am Samstag nach Tiengen zu kommen?

Eine Rolle spielt sicherlich, dass man die Einladung eines hervorragenden Kollegen wie Felix Schreiner nicht ausschlagen kann. Unabhängig davon erlebt man Heimat nirgends so intensiv wie in der Heimat selbst. Mittlerweile bindet mich meine Aufgabe zu 100 Prozent in Berlin. Umso wichtiger sind mir solche Termine in der Heimat, die die Bürger bei allen Höhen und Tiefen des Alltags verbinden und mir zeigen, für wen und warum ich eigentlich Politik mache.

Thorsten Frei wurde in Bad Säckingen geboren, besuchte das Scheffel-Gymnasium und war fünd Jahre Mitglied des Gemeinderats.
Thorsten Frei wurde in Bad Säckingen geboren, besuchte das Scheffel-Gymnasium und war fünd Jahre Mitglied des Gemeinderats. | Bild: Tobias Koch

Wie gut kennen Sie den Schwyzertag und können Sie am Samstag auch noch ein bisschen bleiben?

Den Schwyzertag kenne ich schon aus meiner Jugend in Bad Säckingen. Es ist immer wieder schön, einen solchen traditionellen Höhepunkt im Jahreskalender hautnah mitzuerleben. Deshalb freue ich mich, diesen Abend in diesem Jahr in Tiengen ein paar Stunden gemeinsam mit meiner Frau erleben zu können.

Ihre Rede wird mit Spannung erwartet. Können Sie uns schon etwas zum Inhalt verraten?

Das ist kein Staatsgeheimnis. Es wird um Traditionen, die Bedeutung des Ehrenamts, die Stärke der Bürgergesellschaft, Demokratie und auch die guten nachbarschaftlichen Beziehungen gehen, die in den Anfängen des Schwyzertags in keiner Weise abzusehen waren, heute aber das Leben der Menschen in der Region sehr positiv prägen.

Sie stammen gebürtig aus Bad Säckingen und haben dort Ihr Abitur gemacht. Wie oft sind Sie noch dort?

Das ist schwer zu sagen. Selten, aber regelmäßig. Ich würde so etwa ein- bis zweimal pro Halbjahr schätzen.

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Was ist typisch Bad Säckingen für Sie?

Meine Eltern, das Scheffel-Gymnasium, Schulfreunde, der Hochrhein, das Fridolins-Münster. Bad Säckingen steht für mich für hohe Lebensqualität und ein schönes Umfeld. Einfach Heimat.

Sie haben vor Kurzem einen Großteil der Bürgermeister aus dem Landkreis Waldshut und den Landrat in Berlin empfangen – auch ein Zeichen der Heimatverbundenheit?

Ja, politisch wie gesellschaftlich. Es ist für meine Arbeit in Berlin eminent wichtig, in Berlin die Interessen der Menschen gut zu vertreten und ihre Themen dorthin zu transportieren. Bürgermeister und Landräte sind in dieser Hinsicht wichtige Multiplikatoren, die wie ein Brennglas auf das Geschehen vor Ort blicken. Umgekehrt ist es meine Aufgabe als Kanzleramtschef, zu antizipieren, wie bundespolitische Entscheidungen auf die Kommunen wirken. Auch vor diesem Hintergrund profitiere ich sehr von diesem Austausch.

Wo ist Ihre Heimat? Bad Säckingen, Donaueschingen, wo sie neun Jahre OB waren, oder doch schon Berlin?

Heimat ist dort, wo meine Familie ist. Das gilt vor allem für Donaueschingen, aber auch für Bad Säckingen, wo meine Eltern leben und wo ich herstamme. Berlin hingegen ist mein Arbeitsplatz.

Wie verbringen Sie Ihre Zeit in der Heimat?

Ich versuche, so viel Zeit wie möglich mit meiner Frau und meinen Kindern zu verbringen. Leider sind die Möglichkeiten mit der Aufgabe als Bundesminister noch einmal deutlich kleiner geworden. Umso mehr freue ich mich, wenn die Familie in den Ferien für ein paar Tage nach Berlin kommt wie zuletzt in den Pfingstferien.

Inwiefern hat sich ihr Leben jetzt als Chef des Bundeskanzleramts verändert?

Die Arbeit ist noch einmal deutlich intensiver geworden und Berlin ist nun in jeder Woche bestimmend. Den typischen Wechsel zwischen Sitzungswoche in Berlin und Wahlkreiswoche wie als Abgeordneter gibt es nicht mehr. Das begrenzt nicht nur die Möglichkeiten für die Familie, sondern auch die Arbeit im Wahlkreis. Darüber hinaus spürt man auch, dass Bürger und Medien noch einmal genauer auf einen schauen und jedes Wort auf die „Goldwaage“ gelegt wird.

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Und was weckt in Ihnen Heimatgefühle? Ein Gericht? Ein Getränk? Ein Satz?

Da gibt es ganz viel. Kulinarisch zum Beispiel Rouladen mit Spätzle. Oder eine schöne Schwarzwaldwanderung. Wenn ich aber am Freitagabend in Donaueschingen die Brigach und die Stadtkirche passiere, dann weiß ich, dass ich in wenigen Momenten daheim bin. Dann blende ich die große Politik für ein paar Stunden aus und genieße die Zeit mit meiner Frau.