Die Diskussion um den in direkter Nachbarschaft des Mia und Hermann-Hesse-Hauses geplanten Neubaus ist in Stuttgart fortgesetzt worden. Der Petitionsausschuss des Landtags Baden-Württemberg hatte sich Anfang Juni vor Ort in Gaienhofen ein Bild gemacht und mit allen beteiligten Akteuren gesprochen. Nun wurde in der Sitzung des Ausschusses in Stuttgart das Thema erneut behandelt. Mit dem Ergebnis, dass sich die Landesregierung hier mit der Petition auseinandersetzen muss und im Plenum darüber entschieden werden soll. Dies teilte der Vorsitzende Thomas Marwein (Grüne) in einer Presseinformation mit.
Stillhalteabkommen wurde missachtet
Marwein kritisierte laut Mitteilung auch, dass das eigentlich ausgemachte Stillhalteabkommen aufgrund eines Fehlers der handelnden Behörden vor Ort teils nicht beachtet wurde. Die handelnde Behörde vor Ort war das Amt für Baurecht und Umwelt beim Landratsamt Konstanz. Laut dieser Vereinbarung hätte die Maßnahme, also die Arbeit am Neubau, gegen den sich die Petition richtet, bis zur Entscheidung über diese ruhen müssen. Thomas Buser, Leiter des Baurechtsamtes, hatte hier bereits den Fehler eingeräumt und sich entschuldigt. Es habe sich hierbei um ein Versehen gehandelt.
Die Petition eingereicht hatte die „Arbeitsgemeinschaft Bauen und Bewahren auf der Höri“, welche durch den Neubau das Kulturdenkmal Hesse-Haus stark beeinträchtigt sieht. Das geplante Mehrfamilienhaus mit elf Parteien sei „massiv überdimensioniert“ und die Bauarbeiten würden die Wasserversorgung für den Garten des Kulturdenkmals gefährden.
Die Investoren Hartmut und Edgar Huber haben Gutachten in Auftrag gegeben, die eine Sicherung der Wasserzufuhr des Gartens garantieren. Ohnehin sei der Neubau aller Wahrscheinlichkeit nach kaum zu verhindern, so Marwein. Die vom Landratsamt erteilte Baugenehmigung entspreche den Festsetzungen des gültigen Bebauungsplans. Eine Bewertung der Denkmalschutzbehörde besagt, dass der Neubau keine erhebliche Beeinträchtigung für das Hesse-Haus als Kulturdenkmal darstelle. Die Dankbarkeit und Wertschätzung für das Ehepaar Bernd und Eva Eberwein, welche das Hesse-Haus nach Jahren der Vernachlässigung zu einem bedeutenden Kulturdenkmal in der Region geschaffen haben, wurde erneut ausgedrückt. Es wurde auch der Hinweis gegeben, die Bauarbeiten von behördlicher Seite genau zu beobachten, sodass es zu keinen Schäden am Grundstück der Eberweins komme.