Überall liegt Schutt. Abgetragene Mauerreste liegen am Rand des Geländes. Silberne Drahtgestelle lagern über das Quartier im Businesspark in Konstanz in der Max-Stromeyer-Straße verteilt. Zwei Bagger heben das Erdreich aus. Vier einzelne Schaufeln stecken in einem Sandberg.
Alles sieht nach Baustelle aus. Doch dazwischen blitzen zwei weiße Pavillonzelte auf. Davor: ungefähr 50 Menschen. Es sind aber keine Bauarbeiter, sondern Vertreter der Spitalstiftung Konstanz, der Stadtverwaltung, vom Businesspark Konstanz und weitere Besucher.

An diesem eiskalten Donnerstagvormittag, 8. Dezember, wird nach sechs Jahren der Spatenstich getätigt, der das Bauprojekt Weiherhof in die Bauphase einleitet. Markus Imholz, Geschäftsführer des Businessparks, freut sich: „Endlich geht es nach sechs Jahren richtig los.“
Karl Langensteiner-Schönborn, Baubürgermeister der Stadt Konstanz, ist die Vorfreude über den Baustart ins Gesicht geschrieben. „Es ist toll, dass es bei diesem Projekt einen besonderen Schwerpunkt gibt: Gewerbe, Wohnen und Pflege werden hier gemeinsam abgedeckt“, sagt er.
Gewerbe, Bauen, Wohnen – alles in einem Quartier
Das Konzept des Bebauungsplans sieht vor, dass neben mehreren Wohnblocks auch ein Pflegeheim der Spitalstiftung Konstanz errichtet wird. Andreas Voß, Direktor der Stiftung, freut sich besonders über die 86 neuen Pflegeplätze, die die Stiftung dringend brauche.
„Es liegt großer Druck auf der Pflegeheimleitung, denn durch die neue Landesheimbauverordnung müssen wir alle Doppelzimmer auslösen. Bei uns in den Heimen gibt es 34 Doppelzimmer. Die müssen wir abbauen. Die 86 neuen Plätze brauchen wir daher dringend“, begründet er die Entscheidung der Spitalstiftung, bei dem Bauprojekt in Petershausen mit einzusteigen.

Auf dem Gelände sind fünf Gebäude geplant, die zwischen fünf- und acht Geschossen hoch sein werden. Der Weiherhof soll als Stadt in der Stadt entworfen werden. Gewerbe- neben Wohneinheiten. Darin sieht die Stadt auch die Chance, sich als Gewerbestandort attraktiver zu machen. Denn wer seinen Arbeitnehmer dienstnahe Wohnungen anbiete könne, sei im Vorteil – so sieht es zumindest der Baubürgermeister.
Weiterer Pluspunkt, wie Thomas Bönsch, Projektleiter des beauftragten Architekturbüro (Bogevischs Büro Architekten und Stadtplaner aus München), hervorhebt: Das Quartier komme nicht nur einer sozialen Nachhaltigkeit nach, sondern eben auch dem „ambitionierten Klimaschutzzielen der Stadt Konstanz“. Photovoltaikanlagen und Sole-Wärmepumpen sollen das Energiekonzept abrunden.

Außerdem soll die Mitte des Quartiers autofrei bleiben. Dafür werden Radfahrer belohnt. Quer durch das Quartier soll ein Radweg führen, der an den Bodenseeradweg entlang der Bahngleise anschließe. Das Auto soll in diesem Quartier verzichtbar sein, deshalb werden dort auch Car-Sharing-Stellplätze eingerichtet und auch Elektroladesäulen zur Verfügung stehen.
Es soll ein Vorzeigeprojekt werden. Das gibt auch Langensteiner-Schönborn zu. Er liebäugelt bereits damit, sich nach der Fertigstellung mit dem Projekt für Architektenpreise zu bewerben. „Wir brauchen mehr Projekte wie diese, wo private Inhaber auch subventionierten Wohnraum anbieten“, sagt er.
Bisher ist das noch eher ein Wunsch wie Realität. Doch jetzt soll erst mal das Projekt Weiherhof umgesetzt werden. Die Schaufeln werden also zur Seite gelegt und die Bagger rücken an. Der erste Arbeitsschritt: Das Ausheben der Baugrube für den ersten Wohnblock.