Zu Wolfgang Müller-Fehrenbach haben wohl alle, die enger mit ihm zu tun hatten, eine Meinung. Viele sehen in ihm einen Vordenker und Kämpfer für den Kulturstandort Konstanz, für die Schulen dieser Stadt und einen unermüdlichen Motor der CDU in Stadt und Kreis.

Doch nicht alle mochten ihn, manche fürchteten ihn gar, für wieder andere war er der Inbegriff des Konservativen. Aber wohl alle haben Respekt vor der Lebensleistung des Mannes, der am 24. Oktober 1971 erstmals in den Gemeinderat gewählt wurde.

Am 11. Mai gibt es die großen Reden zum Abschied

Nun hat der langsame Abschied von Wolfgang Müller-Fehrenbach begonnen. Er zieht sich kurz nach seinem 81. Geburtstag aus der Kommunalpolitik zurück und macht seinen Platz im Rat für das Jahr bis zur nächsten Wahl für Heike Rawitzer frei. Soeben hatte er seine letzte Gemeinderatssitzung als Mandatsträger, bevor am Donnerstag, 11. Mai, im feierlichen Rahmen des Ratssaals die Nachfolgerin vereidigt und Müller-Fehrenbach in aller Form verabschiedet wird.

Weit über tausend Sitzungen in 45 Ratsjahren

Und doch durfte auch diese letzte von vermutlich weit über tausend Sitzungen im Verlauf von 45 Ratsjahren – von 1997 bis 2004 gab es eine Unterbrechung – nicht einfach so verstreichen. CDU-Fraktionschef Roger Tscheulin überraschte seinen langjährigen Parteifreund und Weggefährten mit einem Blumenstrauß für die Ehefrau Christa, die so oft auf ihren Mann verzichten musste. Spätestens in diesem Moment wurde Mü-Fe, wie er allgemein heißt, klar: Jetzt ist die Stunde des Abschieds gekommen.

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Die großen Reden dazu werden am 11. Mai gehalten, aber auch die kurzen Beiträge in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats zeigten auf, was dieser Personalwechsel bedeutet. Noch einer aus der Wiederaufbau-Generation tritt nun ab. Und einer, der zwar Ecken und Kanten hat, aber doch gerne die Dinge im großen Konsens rund bekommt. So dankte Wolfgang Müller-Fehrenbach eben nicht nur für die Blumen und die Zusammenarbeit innerhalb seiner Fraktion, sondern auch für das Miteinander im ganzen Rat und mit der Konstanzer Stadtverwaltung.

Wer tritt aus der alten Garde nochmals an, wer nicht?

Und im langanhaltenden, warmen Applaus des Gemeinderats dürfte noch etwas anderes mitgeschwungen haben: Vielen wird langsam klar, was es bedeutet, wenn so viel historisches Wissen aus dem Ratskreis ausscheidet. Und so mancher fragt sich, wer von den alten Mitstreitern aus Müller-Fehrenbachs Altersgruppe im Mai 2024 bei der Kommunalwahl eigentlich für weitere fünf Jahre antritt. Denn zwischen Mitte 70 und Anfang 80 sind bis dahin auch noch einige andere langjährige Stadträte.