Von fünf auf sieben Sitze: Die Freien Wähler Konstanz wollen bei der Gemeinderatswahl am 9. Juni wieder Boden gutmachen. Das sagten Fraktionschef Jürgen Faden und die Ortsvorsitzende Heidrun Horn bei der Aufstellung der Wahlliste.
Horn betonte: „Ab jetzt befinden wir uns um Wahlkampf“ – und das ist bei den Freien Wählern nicht nur eine Auseinandersetzung mit den anderen Gruppierungen im bürgerlichen Lager sowie mit dem politischen Gegenüber aus dem links-grünen Spektrum. Die Freien Wähler, so Heidrun Horn, müssen auch darauf achten, dass sie nicht mit der namensgleichen Partei verwechselt werden, die sich nach bayerischem Vorbild auch in Baden-Württemberg landesweit zu etablieren versucht.
Mit einer Organisation wie der, für die in Bayern Vize-Regierungschef Hubert Aiwanger steht, wollen die Freien Wähler Konstanz nichts zu tun haben. Kommunalpolitik solle sich an der Sache orientieren, so Fraktionschef Jürgen Faden: „Wir haben keine Parteidoktrin“. Dazu gehöre auch, bei Vorliegen neuer Erkenntnisse unter Umständen auch einmal die Meinung zu ändern, wobei Faden offenließ, wo sich die Freien Wähler möglicherweise von ihrer bisherigen, von bürgerlich-wirtschaftsliberalen Werten geprägten, Entscheidungen abwenden könnten. Wie kam es nur zur jetzt beschlossenen Liste und was sind ihre Besonderheiten?
Die Freien Wähler verlieren ihr bekanntestes Gesicht
Ewald Weisschedel hat die Fraktion lange Zeit geleitet und genießt bis heute weit über alle Parteigrenzen hinaus einen hervorragenden Ruf als integrer Kommunalpolitiker. Dass er sich nicht mehr für den Gemeinderat aufstellen lassen wollte, schmerzt die Freien Wähler, zumal auch sein Sachverstand als Arzt immer wieder gefragt war.
Im Kreistag wolle er, mit Blick auf die Entwicklung der Krankenhäuser, nochmals für fünf Jahre Verantwortung übernehmen, sagte Weisschedel dem SÜDKURIER, aber ansonsten etwas kürzer treten. Er hatte dem Gemeinderat seit 1989 ununterbrochen angehört.

Neben den vier wieder antretenden Gemeinderatsmitgliedern Jürgen Faden, Susanne Heiß, Christian Koßmehl und Daniel Hölzle sind ganz vorn auch mit dabei: auf Platz vier die Juristin und Litzelstetter Ortschaftsrätin Sonali Mhalas Bartels und auf Platz sechs der Konstanzer Unternehmer Hans-Jürgen Oexl, der vor allem durch sein 40-jähriges Engagement bei der Feuerwehr bekannt ist. Die vier nächsten Positionen innerhalb der Top Ten sind alle mit Männern zwischen 30 und 40 besetzt: Nikolaos Mavridis, Marc Philipp Greis, Moritz Stark und Moritz Storck.
Der Anteil der Frauen beträgt nur 27,5 Prozent
Von den 40 Listenplätzen sind elf an Frauen vergeben worden. Man strebe eigentlich ein Reißverschluss-Prinzip an, sagte dazu Vorsitzende Heidrun Horn, aber dafür brauche es auch Frauen, die überhaupt und dann auch noch auf vorderen Listenplätzen antreten wollten.
Mit dieser Strategie haben die Freien Wähler am Ende genau die ersten vier Plätze wechselweise besetzen können, ab dann dominieren die Männer. Besser ist die Mischung beim Lebensalter, wobei traditionell für die Freien Wähler die unter 30-Jährigen aber weitgehend fehlen. Beruflich kommen viele der Bewerberinnen und Bewerber aus Handwerk, Gewerbe und Freien Berufen.
Bei den Freien Wählern einigt man sich in diskreter Runde
Bei der Listenaufstellung gab es keine Kontroversen. Statt über jeden einzelnen Platz einzeln abzustimmen, votierten die 35 stimmberechtigten Mitglieder in Blöcken über die Nominierungen. Die Absprachen im Vorfeld scheinen funktioniert zu haben: In der vom Freie-Wähler-Kreisrat und früheren Radolfzeller Oberbürgermeister Martin Staab geleiteten Runde ging der vorgelegte Vorschlag ohne Enthaltungen und Gegenstimmen durch.
Man habe zunächst den amtierenden Stadträten, die wieder antreten wollten, durch einen guten Listenplatz das Vertrauen ausgesprochen, dann diejenigen, die bei früheren Wahlen schon einmal angetreten waren, und schließlich die Neueinsteiger ziemlich quer durch die ganze Liste platziert.

Mit den Freien Wählern haben inzwischen vier der bisher sieben im Konstanzer Gemeinderat vertretenen Gruppierungen ihre Liste für die Wahl am 9. Juni aufgestellt.
- Bei der Freien Grünen Liste (bisher 13 Sitze) sind auch Mitglieder aus dem neuen Grünen-Ortsverband dabei. Hier steht, wer alles antritt (und wer nicht mehr).
- Bei der SPD (fünf Sitze) treten alle amtierenden Ratsmitglieder wieder an. Doch bei der Listenaufstellung ging es zwischendurch mal kontrovers zu.
- Die Linke Liste (drei Sitze) setzt auf die ihre erfahrenen Ratsmitglieder. Doch auf der Liste stehen auch viele neue Namen, die teils aufhorchen lassen.