Ab 4. Mai geht in Konstanz die Schule wieder los – allerdings nur im eingeschränkten Betrieb. Das stellt die verschiedenen Schularten in Konstanz vor unterschiedliche Herausforderungen.

Grundschule: Wann geht es endlich los?

Grundschule: Seit gestern ist endgültig klar: Die Grundschüler und ihre Eltern müssen noch warten. Die nächsten, die wieder in die Schule gehen dürfen, werden die Viertklässler sein. Dies teilte das Kultusministerium bereits mit. Doch wann, das ist offen. Johanna Vogt ist Vorsitzende des Gesamtelternbeirats Konstanz und Elternbeiratsvorsitzende an der Grundschule im Wallgut.

Bild 1: Warum der Schulstart am 4. Mai gerade Berufsschulen besonders herausfordert
Bild: Peter Endig

„Die Elternschaft ist sehr gespalten“, sagt sie, „es gibt Eltern, die haben große Angst vor der Wiedereröffnung und sorgen sich um die Gesundheit sowohl ihrer Kinder als auch Verwandter, die zu den Risikogruppen zählen.“ Das sei die eine Seite. Die andere: „Ich kenne aber auch viele Eltern, die sagen, sie kommen mit der Rolle, Hilfslehrer zu sein, nicht klar.“

„Du erklärst das falsch, Mama!“

Es gebe viele Eltern und Kinder, die sich unwohl fühlten. Hinzu komme, dass die Schulen sehr unterschiedlich agierten. „Manche halten viel Kontakt und haben ihre Schüler sehr im Blick, motivieren sie.“ Andere Schulen nicht. Darunter litten Kinder und Eltern. Eltern, die dann teilweise hören: „Du erklärst das falsch, ich versteh‘ es nicht.“ Manche Kinder würden beschult, andere nicht, so Vogt weiter. „Die Eltern sind keine ausgebildeten Pädagogen. Die Schule müsste öffnen. Umso länger es andauert, umso stärker geraten diese Kinder ins Hintertreffen“, warnt die Mutter zweier Grundschülerinnen.

Maskenpflicht: Der Philologenverband Baden-Württemberg fordert eine Maskenpflicht. Ralf Derwing, Lehrer an der GSS in Konstanz und Mitglied des Verbandes, sagt: „Wenn es im Supermarkt Masken geben soll, und da bin ich nicht so nah dran wie in der Schule, muss dies für die Schulen auch gelten.“

Bild 2: Warum der Schulstart am 4. Mai gerade Berufsschulen besonders herausfordert
Bild: Patrick Szilagy

Weiterführende Schulen: Zu den Hygienemaßnahmen sagt Jürgen Kaz, Geschäftsführender Schulleiter der Konstanzer Gymnasien und Leiter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums: „Desinfektionsmittel, Seife und Einmalhandtücher sind in der Regel kein Problem, zumal die Stadt Konstanz viel in die Schultoiletten investiert hat.“ Auf den Reinigungsdienst komme es an, die Oberflächen wie Schultische müssten nach Benutzung immer gereinigt werden. Dass es keine Pflicht zum Mundschutz gebe, wie beispielsweise vom Philologenverband gefordert, finde er in Ordnung.

Jedem unbenommen, Maske zu tragen

„Es ist jedem unbenommen, eine Maske zu tragen. Ich glaube, dass wir das mit dem entsprechenden Abstandsgebot gut schaffen.“ 240 Schülerinnen und Schüler seien am Humboldtgymnasium ab 4. Mai wieder im Haus. „Denkbar ist es, eine Klasse mit 20 Mann auf zwei nebeneinander liegende Klassenzimmer zu verteilen. Dazu ein Lehrer, der beide beschult.“ Das müsse noch gemeinsam mit den anderen Gymnasien ausgearbeitet werden. „Insgesamt finde ich die Vorgaben aus dem Kultusministerium eine solide Sache“, so Kaz, „das wird kein Notabitur, das wird eine ordentliche Geschichte.“ Die tatsächliche Unterrichtszeit der Abschlussklassen verlängere sich um drei Wochen, da die mündlichen Prüfungen verschoben worden seien. Um die Abiturienten mache er sich wenig Sorgen.

Das treibt den Schulleiter wirklich um

Doch etwas anderes treibt Jürgen Kaz um: „Was sich in den letzten Wochen ganz extrem gezeigt hat, ist, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Bildungsgerechtigkeit und der häuslichen IT-Ausstattung samt schnellem Internet gibt.“ Schüler mit schlechter Verbindung seien benachteiligt, etwa bei der Anwendung von Videoformaten. Doch viel stärker wiegt die heimische Technik-Ausstattung. „Es gibt Familien ohne PC, es gibt Familien mit nur einem PC, an dem Mama oder Papa jetzt im Homeoffice arbeiten müssen.“

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Gespräch mit der Stadt, wie man helfen könne

Momentan sei man mit der Stadt im Gespräch, inwiefern man diesen Kindern helfen könnte, damit sie nicht in einen nur schwer wieder aufholbaren Lernrückstand fallen. „Ideal wäre auch, wenn die Stadt Konstanz ein W-Lan für Schüler in ganz Konstanz anbieten könnte, sodass alle den gleichen Zugriff haben. „Deshalb wird die Phase jetzt auch nicht benotet, die Voraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler sind zu Hause so unterschiedlich, das wäre inkorrekt“, sagt Kaz. Zeugnisse werde es allerdings geben, auf Basis der Leistungen bis Mitte März. Wie es für die anderen Klassen weitergehe, dazu könne er noch nichts sagen. „Ich gehe nicht davon aus, dass vor den Pfingstferien andere als die beiden Abschlussklassen unterrichtet werden können. Ich denke, dass uns das Thema über die Sommerferien hinaus beschäftigen wird.“

Berufsschulen erwarten mehr als ein Drittel ihrer Schüler

Berufsschulen: Auch für die Berufsschulen stellt die Situation eine besondere Herausforderung dar. Denn, so der Konstanzer Berufsschullehrer und Sprecher des Verbands der Berufsschullehrer (BLV) Jan Wischmann: „Bei uns gehören etwa ein Drittel aller Schüler zu den Prüfungsklassen, weil wir nur ein-, zwei- oder dreijährige Schularten haben.“ Zudem fänden alle Prüfungen, die zuvor über einen größeren Zeitraum verteilt gewesen seien, innerhalb weniger Wochen statt. Und das war noch nicht alles. Viele Abschlussklassen werden praktisch geprüft und sind in Vorbereitung auf ihren Abschluss in der Werkstatt zugange, zum Beispiel an Nähmaschinen oder großen Maschinen. „Wie soll Werkstattunterricht in Zeiten von Corona abgehalten werden?“, fragt Wischmann.

Martin Pohlmann-Strakhof, Leiter der Wessenbergschule und Sprecher der Berufsschulen in Konstanz, sagt: „Es gibt ein Signal aus dem Regierungspräsidium, dass es noch ein Schreiben konkret für die Berufsschulen geben soll.“ Der Lehrer für Deutsch und Geschichte hat mit seinen Kollegen ausgerechnet: Von 850 Wessenbergschülern kommen 366 am 4. Mai. „Das sind mehr als 40 Prozent.“ Diese 366 Schülerinnen und Schüler, so Pohlmann-Strakhof, machen nicht die eine Abschlussprüfung – sondern viele verschiedene von Abitur bis Meister. Trotz der Herausforderung bleibt er positiv: „Wir haben ja noch ein bisschen Zeit bis zum 4. Mai und werden das schaffen. Wir Berufler, wir wissen, was auf uns zukommt, wir packen es an und setzen es um – ganz pragmatisch.“