Eigentlich sollte die Solarfähre Reichenau in diesem Jahr sogar früher in die Saison starten, sagt Betreiber Alexander Stenzel. Bereits am Osterwochenende sollte sie für eine Verbindung zwischen der Insel Reichenau und dem Schweizer Ufer sorgen, doch daraus wurde nichts. „Zu diesem Zeitpunkt lag der Pegelstand dann leider bei historischen 272 Zentimetern, weshalb unsere Solarfähre zum ersten Mal seit der Betriebsübernahme auf dem Trockenen lag“, sagt Stenzel dem SÜDKURIER.

Zwölf Fußgänger oder zehn Radfahrer pro Fahrt passen auf die Solarfähre. Ende Mai stieg der Bodenseepegel weit genug an, um den Zustieg der Fahrgäste und ihrer Räder zu ermöglichen. Doch dann machte das Wetter dem Betrieb einen Strich durch die Rechnung: Der Regen im Juli führte dazu, dass Fahrgäste fernblieben. Die darauffolgende Hitze ließ sie eher ins Strandbad gehen, anstatt sich aufs Rad zu setzen, „welches das Vehikel unserer Hauptkundschaft darstellt“, so Stenzel.

Zu wenig Wasser im See

Ähnlich erging es Brigitta und Roland Baumann. Das Niedrigwasser verzögerte den für Ostern geplanten Start. „Es war einfach zu wenig Wasser bei uns im Untersee“, daher musste auch bei Schifffahrt Baumann der Saisonstart um drei Wochen verschoben werden. Hitze-Prognosen für den Sommer ließen zudem befürchten, dass der Pegel wieder stark sinken könnte.

Der eher durchwachsene Sommer führte dann zwar dazu, dass der Pegel sogar anstieg. Doch das unbeständige Wetter wirkte sich dann wiederum negativ auf die Fahrgastzahlen aus, „die gerade im Juli und August deutlich zurückgingen“. Für die letzten Tage der Saison hofft Brigitta Baumann nun auf ein paar goldene Herbsttage. 50 Fahrgäste und 25 Fahrräder kann die „Gnadensee“ für die Fahrt von Allensbach auf die Insel Reichenau aufnehmen.

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Für Schifffahrt Baumann ist die Saison Anfang Oktober beendet. Denn dann stehen schon lange im Vorfeld geplante Werftaufenthalte an. Die Saison zu verlängern, selbst wenn das Wetter es hergibt, sei also nicht möglich, sagt Brigitta Baumann. Allerdings sei Anfang Oktober ohnehin gut, hier gebe es deutlich weniger Touristen, die mit dem Boot auf die Reichenau wollen. Dazu mache das Wetter oft ohnehin nicht mehr mit, normalerweise gehe der Seepegel bereits zurück.

Auch bei der Solarfähre Reichenau brechen die letzten Tage der Saison an. Die Erwartungen halten sich auch bei Alexander Stenzel in Grenzen. Temperaturen und Herbstwind würden die Planung erschweren. Schon jetzt scheint klar, dass die Fahrgastzahlen in diesem Jahr niedriger liegen werden, als in vergangenen. Bis Mitte September waren 3000 Passagiere auf der Solarfähre, 2024 nutzten 5000 Fahrgäste die Verbindung.

„Als Betreiber der Solarfähre ist man grundlegend Optimist“, sagt Alexander Stenzel
„Als Betreiber der Solarfähre ist man grundlegend Optimist“, sagt Alexander Stenzel | Bild: Jorina Stuber

Allerdings sagt Stenzel auch: „Als Betreiber der Solarfähre ist man jedoch grundlegend Optimist, freut sich darüber hinaus auf etwas berufliche Abwechslung und perspektivischen Wechsel im Winter, was nach dieser Saison unumgänglich ist.“ Ab November sucht Stenzel eine Stelle für den Winter, bis die Saison wieder losgeht.

Neben dem Wasserstand gab es noch andere Herausforderungen, die gemeistert werden mussten. „Wir bedienen bis Windstärke vier bis fünf, je nach Windrichtung und bei größtenteils trockener Wetterlage“, so Stenzel. Das bedeutet auch einen Aufwand bei Planung und Kommunikation an Personal und Fahrgäste.

Passagiere verbringen weniger Zeit auf dem Boot

Eine andere Herausforderung, die Brigitta Baumann erwähnt, ist eine veränderte Haltung der Passagiere im Vergleich zu früheren Zeiten. Die Zeit auf dem Boot wird weniger, alles müsse schneller gehen. Sie hat den Eindruck, es fehle die Geduld. Das sei selbst bei Urlaubern festzustellen.

Die Zeit sei schnelllebiger, das sei in vielen Bereichen so. 20 Minuten Wartezeit seien häufig schon zu viel. Wer heute das Schiff verpasst, fahre eben mit dem E-Bike, anstatt auf die nächste Fahrt zu warten. Für das nächste Jahr hofft Baumann „auf die berühmte handbreit Wasser unter dem Kiel und keine Wetterextreme“.

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Alexander Stenzel freut sich bereits auf den geplanten Umbau der Landestelle Mannenbach auf Schweizer Seite, „welche zukünftig einen barrierefreien Zustieg und das deutlich vereinfachte Verladen der Räder ermöglichen“. Zusätzlich werde das Anlegen künftig auch bei Niedrigwasser möglich sein.

Eines erwähnt der Kapitän der Solarfähre noch: Sie sei die einzige Schifffahrtslinie auf dem Bodensee, die seit 2002 bei sonniger Wetterlage „gänzlich klimaneutral agiert“ – Fördermittel gebe es allerdings nicht. „Bis auf die Steganlage Reichenau, welche weiterhin kostenlos zur Verfügung gestellt wird.“