Für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Reichenau ist 2025 richtungsweisend. Denn sie können am 9. November entscheiden, wer in den kommenden acht Jahren als Bürgermeister oder Bürgermeisterin die Geschicke der Insel Reichenau und der Festlandsteile maßgeblich bestimmen soll. Bisher gibt es zwei Bewerber: Hauptamtsleiter Mario Streib und Philipp Stolz. Beide bringen zweifellos die Voraussetzungen mit, dieses Amt zu übernehmen. Es können aber auch noch weitere Kandidaten hinzukommen – nicht wenige wünschen sich ausdrücklich mindestens eine Frau im Bewerberfeld. Die Bewerbungsfrist endet erst am 13. Oktober.

Doch egal, wie viele Kandidaten schließlich am 9. November tatsächlich auf dem Stimmzettel stehen, es dürfte ein spannender Wahlkampf werden. Einen entscheidenden Einfluss auf die Entscheidung können dabei die offiziellen Kandidatenvorstellungen der Gemeinde und die vom SÜDKURIER geplante Wahlarena haben. Denn dabei treten alle Bewerber nach- und miteinander auf. Die Wahlberechtigten können somit im direkten Vergleich entscheiden, wer sie am meisten davon überzeugt, der oder die Geeignete für diese Aufgabe zu sein.

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Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung die Termine für die Kandidatenvorstellungen beschlossen. In der Pfaffenmooshalle in der Waldsiedlung können sich die Bewerber am Samstag, 18. Oktober, präsentieren. Auf der Reichenau folgt eine weitere Vorstellung am Dienstag, 21. Oktober, in der Inselhalle. Bürgermeister Wolfgang Zoll erklärte die Auswahl der Termine zum einen damit, dass die Veranstaltungen nicht in den Herbstferien liegen sollten. Zudem sei es sinnvoll, einen Termin am Wochenende und einen unter der Woche zu haben, damit möglichst viele die Möglichkeit haben, einen davon zu nutzen.

Kerstin Sauer (Freie Wähler) merkte jedoch an, dass am Wochenende 18./19. Oktober auch schon eine andere Veranstaltung geplant sei. Und die Feuerwehr hat an diesem Wochenende einen größeren Ausflug angesetzt. Gabriel Henkes (Freie Liste Natur/Grüne) schlug daher vor, den Termin in der Waldsiedlung auf Sonntag, 19. Oktober, zu verlegen. Martin Wendt (CDU) dagegen meinte, er finde es grundsätzlich gut, dass es zwei Termine gebe und der erste davon in der Pfaffenmooshalle sei. Letztlich beschloss der Gemeinderat einstimmig beide Termine wie von Zoll vorgeschlagen. Dieser erklärte, dass der Gemeindewahlausschuss die Veranstaltungen vorbereiten und den näheren Ablauf noch besprechen werde.

Zwei junge Männer am Start

Mario Streib hatte gleich zu Beginn der Bewerbungsfrist Ende Juli seine Bewerbung abgegeben und wird damit auf dem Stimmzettel an erster Position stehen. Er ist seit neun Jahren Hauptamtsleiter im Rathaus. Er trete als unabhängiger, parteiloser Kandidat an, so der 37-Jährige. Streib nennt seine Kandidatur eine Herzensangelegenheit. „Ich habe die Gemeinde nicht nur kennen, sondern lieben gelernt. Für mich sind die Gemeinde die Menschen, die hier leben und sich mit Herz und Engagement einbringen und ihre Heimat gestalten und voranbringen.“

Mario Streib
Mario Streib | Bild: Mario Streib

Das motiviere ihn, sich mit allem, was er habe, für das Wohl der Bürger einzusetzen, so Streib. Es gebe viele Herausforderungen in Bereichen wie Infrastruktur, Digitalisierung, Klimaschutz, bezahlbarer Wohnraum, Erhalt der Vereinslandschaft oder Bildung und Betreuung, so der 37-Jährige. Dabei gelte es, angesichts begrenzter finanzieller Mittel klug und nachhaltig zu wirtschaften. Mario Streib wurde 1988 in Sinsheim geboren. Nach seinem Studium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung war er 2012 zunächst stellvertretender Hauptamtsleiter in Wiernsheim im Enzkreis und von 2013 bis 2016 dort Hauptamtsleiter.

Zweiter Bewerber aus Bürgermeister-Familie

Philipp Stolz gab Ende August seine Bewerbung ab. Der 32-Jährige ist Leiter der Stabsstelle Digitalisierung bei der Stadt Schorndorf im Rems-Murr-Kreis. Auch er tritt als unabhängiger Kandidat an. Es gehe vor Ort mehr um praktische Lösungen als um parteipolitische Fragen, meint Stolz. Nach mehreren Jahren als Führungskraft sehe er sich für die Aufgabe als Reichenauer Bürgermeister gut gerüstet, was er als „schönsten Job der Welt“ bezeichnet. Als Ziele nennt er unter anderem die Modernisierung und Entbürokratisierung sowie eine behutsame Weiterentwicklung der Gemeinde. Das Entwicklungskonzept der Gemeinde sei eine hervorragende Grundlage, meint der 32-Jährige. Und der Status als Unesco-Welterbe ermögliche in besonderer Weise ein nachhaltiges Handeln.

Philipp Stolz sagt: „Reichenau ist so eindeutig anders als alle anderen Kommunen.“
Philipp Stolz sagt: „Reichenau ist so eindeutig anders als alle anderen Kommunen.“ | Bild: Rau, Jörg-Peter

„Reichenau ist so eindeutig anders als alle anderen Kommunen“, sagt Stolz. Als Kernaufgaben für die erste Zeit nennt er den Ausbau der Bildungslandschaft, insbesondere die Ganztagsbetreuung von Kindern. Auch das weitere Zusammenwachsen von Festland und Insel sei ihm ein Anliegen, so der Mann, der aus einer Bürgermeister-Familie kommt. Sein Vater Rainer Stolz war von 1993 bis 2023 Bürgermeister in Stockach, sein Zwillingsbruder Christoph ist es seit 2023 in Bodman-Ludwigshafen. Philipp Stolz hat Politik und Verwaltung studiert.

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Sollte es mehrere Kandidaten geben und keiner im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erhalten, dann würde am Sonntag, 30. November, ein zweiter Wahlgang stattfinden. Wobei Bürgermeister Zoll bereits im Mai betonte, dass es hier eine Änderung gebe. Ein zweiter Wahlgang wäre eine reine Stichwahl zwischen den beiden Personen, die im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhalten haben. Weitere Bewerber könnten im zweiten Wahlgang nicht mehr den Hut in den Ring werfen. In der Vergangenheit war es in manchen Gemeinden schon vorgekommen, dass ein Kandidat im zweiten Wahlgang gewann, der im ersten noch gar nicht auf dem Stimmzettel stand.