Das Schnauben der Dampfbügeleisen, das ist der Klang, der einem beim Gang durch den Bügelservice des Integrationsbetriebs Indigo begleitet. Die Leser des SÜDKURIER hatten im vergangenen Jahr mit 8500 Euro dazu beigetragen, dass das gemeinnützige Unternehmen, das besonders viele Menschen mit psychischen Behinderungen beschäftigt, neue Bügelstationen mit zentralen Dampfmachern anschaffen konnte.

Nun hoffe der Betrieb auf Unterstützung für den Austausch von zehn alten Bügelbrettern. Ein Profibrett kostet wegen der integrierten Technik rund 200 Euro, legt Ralf Rosbach dar, der ehrenamtliche Geschäftsführer des Unternehmens.

Deutlich weniger Umsätze durch Corona

Indigo blickt auf ein schwieriges Jahr. Wegen der Corona-Pandemie seien die Umsätze eingebrochen und Mitarbeiter in Kurzarbeit gewesen. Aktuell sei das Team wieder komplett, aber seit Dezember mit 50 Prozent wieder in Kurzarbeit.

Ulrike Schmidt, die Leiterin des Integrationsbetriebs Indigo im Paradies, sagt: Für die behinderten Mitarbeiter sei das nicht einfach zu verkraften. Sie bräuchten einen geregelten Tagesablauf, die Arbeit diene auch dazu, dem Tag Struktur zu geben.

Derzeit beschäftigt der Bügelservice von Indigo zehn Mitarbeiter, die Hälfte davon sind Menschen mit psychischen Behinderungen. Der Tochterbetrieb des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hat auch noch andere Geschäftszweige für psychisch Kranke. Dazu gehören die Radwerkstatt in der Unterführung am Schnetztor oder der Verleih von Pflanzen.

Für den Bügelservice im Paradies stellt Ulrike Schmidt fest: Unter dem Strich würden weniger Hemden gebracht. Wegen der Heimarbeit, die viele Betriebe im Zug der Corona-Pandemie eingeführt haben, konnten einige auf gut gebügelte Wäsche verzichten.

Not macht erfinderisch

Zudem kämen viele Schweizer Kunden nicht und die geschlossene Gastronomie sowie die leeren Ferienwohnungen bedeuteten für Indigo, dass weniger Tisch- oder Bettdecken zum Mangeln hereinkommen.

Ralf Rosbach geht davon aus, dass der Betrieb mit weniger Umsatz auskomme muss. Er verfolgt Ideen für zusätzliche Geschäftsfelder des Bügelservices. Er überlegt etwa, eine Ecke einzurichten, in der gute Kleidung aus zweiter Hand angeboten werden. „Das wäre nachhaltig.“

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Er weiß, wie er selbst schon eine teure Hosen kaufte, immer in der Annahme, er werde schon irgendwann schlank genug sein, um diese ohne Probleme zu tragen. Der Tag sei dann nie gekommen, und das teure Stück liege im Schrank. Rosbach geht davon aus, dass viele Bürger Qualitätskleidung haben, die ein ähnliches Dasein fristen. Rosbach schmiedet vorsorglich diese Pläne. Noch könne keiner sagen, ob sich der Bedarf an Bügelwäsche langfristig verändern werde.

Drohender Umzug wurde abgewendet

Rosbach zeigt sich erleichtert, dass der Bügelservice von Indigo in den angestammten Räumen bleiben kann. Das Haus sei verkauft worden, und der Bügelbetrieb, der eine besonders günstige Miete hatte, fürchtete schon, umziehen zu müssen.

Jetzt zahle der Integrationsbetrieb zwar „die ortsübliche“ Gewerbemiete, müsse aber wenigstens nicht seinen Standort verlagern. Der Betrieb lebe von den Stammkunden und den Stammmitarbeitern. An einer neuen Stelle müsste dies alles wieder neu aufgebaut werden. Dies wäre während der Corona-Krise besonders schwer.

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Der ehrenamtliche Geschäftsführer hofft, dass SÜDKURIER-Leser helfen, die Ausstattung des Bügelservices mit Bügelbretter für die Profis zu unterstützen. Diese seien ganz anders als die haushaltsüblichen, die der Bürger aus dem Baumarkt kenne. „Das sind stabile Bretter für Profieisen.“

In das Brett integriert sei zudem ein Abzug für den Dampf. Unter dem Überzug des Bretts ist das Gitterwerk der Pfanne zu sehen, in dem sich das Dampfwasser sammelt. Es muss von Zeit zu Zeit abgegossen werden.

Profigeräte erleichtern Arbeit

Im Profibetrieb sei es wichtig, dass der Dampf nur den Stoff des zu bügelnden Hemdes glätte, sich aber an keiner anderen Stelle niederschlage, erläutert Rosbach.

Ulrike Schmidt freut sich, dass das Team nun auf die Profigeräte fürs Dampfmachen und die Profibügeleisen zurückgreifen könne. Es habe ein wenig gedauert, bis sich die Mitarbeiter an die schweren neuen Eisen gewöhnt hätten, aber es hätten sich bald alle gut eingearbeitet.

Ob es ums Glätten feiner Seide oder der Berufswäsche aus Baumwolle gehe, die Arbeit falle nun leichter. Dies betätigen auch die Betroffenen.