Auch am Gnadensee leiden die gastronomischen Betriebe zunehmend durch den nun bis 10. Januar 2021 verlängerten Corona-Lockdown. Dass danach wieder geöffnet werden darf, glaubt kaum jemand der Betroffenen wirklich. Was bleibt, ist einzig die Hoffnung, dass es dennoch in absehbarer Zeit ähnlich wie im Sommer wieder etwas mehr Normalität geben wird.
Und etliche Betriebe versuchen, mit Essen zum Abholen wenigstens ein bisschen Umsatz zu machen (siehe Infotext). Sowohl Sabine Schürnbrand, die Leiterin des Allensbacher Kultur- und Tourismusbüros, als auch der Reichenauer Tourismus-Chef Karl Wehrle appellieren an die Bevölkerung, diese Angebote rege zu nutzen, um die heimische Gastronomie zu unterstützen.
Katastrophe für Gastronomie
Sabine Schürnbrand erklärt: „Für die Gastronomie ist es eine Katastrophe. Man kann nur hoffen, dass die Betriebe die staatlichen Hilfen bekommen und dass sie überleben.“ Sie könne aber nicht beurteilen, ob diese angeordnete Schließung etwas bewirke zur Eindämmung der Pandemie.
Man wisse ja nicht, was ohne den Lockdown wäre, meint die Chefin des Allensbacher Kultur- und Tourismusbüros. Und man müsse auch die weiter hohen Infektionszahlen sehen. „Es werden mehr Leute krank.“ Da hoffe sie ebenso, dass die Betten in den Krankenhäusern reichen werden.
Veranstaltungen erneut verlegt
Und eine Katastrophe sei die Pandemie ferner für Kulturschaffende. Sie habe bereits wieder Veranstaltungstermine, die im ersten Quartal 2021 lagen, auf später verlegen müssen und können – so etwa die A-cappella-Nacht, die bereits vergangenen März hatte stattfinden sollen.
Bereits gekaufte Karten für alle Veranstaltungen würden ihre Gültigkeit behalten, so Schürnbrand. Das Allensbacher Kulturbüro sei zwar auf unbestimmte Zeit wieder geschlossen, aber mit Mitarbeiterinnen besetzt. Durch ein Fenster bieten diese den Verkauf von Karten oder Geschenken an.
Furcht vor einer Insolvenzen-Welle
Reichenaus Tourismus-Chef Karl Wehrle sieht es wie Schürnbrand: „Das ist einfach eine Katastrophe für die Betriebe. Jetzt sind wir in der Phase der Existenzbedrohung“, meint er. Wehrle befürchtet, dass im nächsten Jahr eine Insolvenzen-Welle ins Rollen kommt. Beim Lockdown im Frühjahr hätten die Betriebe noch von der Substanz leben können.
Und etliche hätten im Sommer auch gute Umsätze gemacht, aber: „Das wird jetzt wieder aufgebraucht.“ Die Betriebe könnten noch ihre Kosten decken, wenn sie Glück haben, aber sie würden keinen Gewinn mehr machen, meint Wehrle. Und niemand wisse, was nach dem 10. Januar sein werde.
„Wir hoffen, dass es im neuen Jahr besser wird und auf eine ordentliche Sommersaison. Und wir hoffen, dass die versprochenen Hilfen auch ankommen – und dies bald“, sagt Wehrle. Es habe schon im November Verzögerungen gegeben. „Man kann nur an die Politik appellieren, dass sie diese Hilfen auch zügig umsetzt.“ Die Reichenauer Tourist-Information ist von Montag bis Freitag von 9 bis 12.30 Uhr geöffnet. Auch hier gibt es unter anderem Geschenkideen.
Wenigstens ein guter Sommer
Besonders hart trifft der erneute Lockdown Dagmar und Rolf Stader vom Reichenauer Restaurant Küferei. Sie hatten im vergangenen Winter das Lokal geschlossen wegen eines Umbaus, wofür sie einen recht hohen Kredit aufgenommen haben, erklärt Rolf Stader. Und kaum hatten sie im März geöffnet, mussten sie wieder schließen. Im Sommer sei es wenigstens sehr gut gelaufen.
Und als es nun zunächst geheißen habe, im November müsse die Gastronomie schließen, hätten sie gedacht, das bekomme man hin. Doch dass der Lockdown nun scheibchenweise verlängert werde, sei sehr schlecht. „Die Planungssicherheit fehlt einfach. Die Lage ist bescheiden. Natürlich haben wir Existenzängste. Man hat wirklich Sorgen.“ Dieser Lockdown sollte nicht mehr allzu lang andauern.
Noch kein Geld vom Staat
„Wir würden viel lieber Gäste bewirten, als zu Hause zu sitzen und zu warten, dass wir Geld bekommen“, so Stader. Denn die staatliche Hilfe hätten sie zwar beantragt, aber noch nicht bekommen. Er sei froh, dass es diese Unterstützung geben soll, aber das finde er auch gerechtfertigt, denn: „Als Gastronom kann man nicht wirklich was für die Krise“, meint Stader.
Er und seine Kollegen hätten Hygienekonzepte, die es vermutlich in vielen privaten Haushalten nicht gebe. Stader meint aber auch, dass der Staat zu spät auf die vorhersehbare zweite Infektionswelle reagiert habe und dass es wie im Frühjahr eher umfassendere Einschränkungen bräuchte, um die Infektionszahlen wieder rascher zu senken.
„Es ist wie Roulette“
Ganz ähnlich wie Rolf Stader äußert sich Alina Pajint, die Geschäftsführerin der Schnitzelfarm Meisterklause in Hegne. Der Sommer sei zwar gut gelaufen, aber: „Jetzt ist es eine Katastrophe.“ Sie sehe die Existenz zwar noch nicht gefährdet, aber wenn der Lockdown noch lange gelten würde, würde es kritisch, erklärt Pajint. Es sei ein Problem, dass man nicht wisse, wie lange geschlossen bleibe. „Es ist wie Roulette.“
Und auch sie hätten staatliche Hilfe beantragt, aber noch nichts bekommen. Zudem laufe der angebotene Liefer- und Abholservice momentan eher schlecht. Sie hätten versucht, alle Mitarbeiter weiter zu beschäftigen, aber das gehe einfach nicht mehr – auch nicht in ihrer Schnitzelfarm in Engen. Einige der insgesamt 16 Angestellten müssten jetzt in Kurzarbeit.
Und zur Schließung ausgerechnet der Gastronomie meint auch sie: „Ich finde es nicht korrekt. Wir haben versucht, alles richtig zu machen. Die machen uns schon kaputt damit.“ Sie hätten seit Mai von allen Gästen wie gefordert Kontaktdaten aufgenommen, und es sei nie jemand danach wegen einer Corona-Infektion gekommen, erklärt Pajint. Und sie finde es auf der anderen Seite auch nicht normal, dass die Schulen noch offen seien. Aber sie sagt auch: „Es ist hart. Wir kämpfen halt.“