Beherbergungsbetriebe haben es derzeit nicht leicht: Die Corona-Maßnahmen, die eigentlich nur bis Ende November hätten gelten sollen, und damit auch die Schließung von Unterkünften, wurden bis zum 20. Dezember verlängert. Dabei liegt hinter dem Gewerbe bereits eine harte Zeit.
Angefangen habe das Jahr noch gut, erinnert sich Karl Amann, der den Hirschen in Horn führt. Man habe viele Gäste gehabt. Im März kam dann aber der Lockdown – „und dann war alles still“. Das Gastgewerbe musste zum ersten Mal schließen, Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Von Vorteil für den Hirschen: betrieben wird nicht nur ein Hotel, sondern auch ein Restaurant. Dieses durfte zwar auch nicht öffnen, aber Essen zum Mitnehmen anbieten – eine Einnahmequelle in der schweren Zeit. Und noch etwas kam Karl Amann und seiner Familie sehr gelegen: Der Hirschen verfügt über ein Boarding-Haus, in dem auch im Lockdown Geschäftsreisende und Härtefälle, die etwa zu Beerdigungen anreisen mussten, untergebracht werden durften. Jedes Appartement verfüge darin über eine eigene Küche, so Amann: „Das sind also Selbstversorger.“
Viele Gäste während Öffnung
Im Sommer durfte der Hirschen schließlich wieder öffnen. Mit Erfolg: „Es war eine der besten Saisonen, an die ich mich erinnern kann“, berichtet Karl Amann. Das Hotel sei ausgebucht gewesen, es seien auch viele Gäste gekommen, die zuvor noch nie am Bodensee waren und in Zukunft zurückkommen wollen. „Aber die Zimmerbelegung kann man nicht aufholen.“ Mehr als ausgebucht geht nicht, die verpassten Gäste während des Lockdowns fehlen also in der Jahresbilanz trotz guter Saison. Immerhin beim Restaurant konnte man die nutzen: Auf dem großen Außenbereich konnten trotz Abstand und Corona-konformem Betrieb 250 Plätze angeboten werden, so Amann.
Aber so gut die Saison auch lief – der zweite Lockdown bereitete ihr ein jähes Ende. Erneut muss sich der Hirschen mit To-Go-Betrieb und der Unterbringung von Geschäftsreisenden im Boarding-Haus begnügen. Karl Amann sagt zwar: „Der erste Lockdown war schwerer“, denn in der Zeit von März bis Mai sei das Hotel immer ausgebucht, der November sei dagegen „eher eine ruhige Zeit“. Aber der Dezember, der sei immer gut gelaufen. Jetzt wird zumindest ein Großteil davon fehlen. Und auch im Gasthaus fehlen Einnahmen, weil die Hirschen Alm, eine Festhütte auf dem Gelände, und ein Stand auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt nicht öffnen dürfen. Dennoch – dankbar sei er für die Unterstützung durch die Kunden, die auch in der aktuellen Zeit beim Hirschen einkaufen.
Auftragsbuch war voll – und dann kam Corona
Auch Joachim Kenzler, Inhaber der Seerose in Radolfzell, hat durch die Schließung infolge der Corona-Krise Einnahmen verloren. Dabei sei sein Auftragsbuch zu Beginn des Jahres richtig gut gefüllt gewesen. Dann aber kamen die Corona-bedingten Absagen. Vor allem im Mai fehlten dadurch die Einnahmen, der sei nämlich sonst immer einer der stärksten Monate gewesen. Aber Kenzler hatte Glück: In seinem Hotel seien schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr Busfahrer untergekommen, die im Schienenersatzverkehr eingesetzt wurden. Und auch im aktuellen Lockdown light konnte er solche sowie weitere Geschäftsreisende bei sich aufnehmen. Zudem liege auch hinter ihm ein guter Sommer. „Es gab noch nie so viele Gäste am See wie dieses Jahr“, ist er sich sicher. Zudem sei er in der Vergangenheit sparsam gewesen, konnte Reserven zurücklegen. „Wir sind relativ gut durch die Krise gekommen“, sagt er darum, weiß aber, dass andere Betriebe nicht so viel Glück hatten.
Keine schnelle Besserung in Sicht
Und auch ihm fehlen durch die Verlängerung des aktuellen Lockdowns im Dezember Einnahmen. Weil wegen Corona in diesem Jahr keine Weihnachtsfeiern stattfinden können, die sonst sowohl im Restaurant der Seerose als auch im Hotel für Einnahmen sorgen. Zudem rechnet Kenzler nicht so schnell mit Besserungen: „Die Monate Januar und Februar werden ganz mies“, prognostiziert er. Frühestens Ostern werde es seiner Meinung nach besser. Auch Karl Amann glaubt, dass das Geschäft erst wieder im März oder April anfängt, zu laufen. Bisher komme man im Hirschen aber trotzdem über die Runden. Zudem gebe es schon jetzt viele Buchungen für das kommende Jahr. „Wenn wir aufmachen können, sehe ich darum nicht unbedingt schwarz“, so Amann. Der gleichen Meinung ist Joachim Kenzler. Wenn Corona den Unternehmern nicht erneut einen Strich durch die Rechnung mache, glaube er an ein gutes Jahr. „Die Leute wollen ja in den Urlaub“, sagt er.
Bis es allerdings soweit ist, muss das Gastgewerbe erst einmal abwarten. Joachim Kenzler nutzt die Zeit, um im geschäftigen Sommer liegen gebliebene Arbeiten zu erledigen. Eigentlich wollte er Geld in neue Böden investieren, erzählt er. „Die Investitionen halte ich jetzt aber natürlich zurück.“ Im Hirschen wird aktuell dagegen renoviert, wie Karl Amann berichtet. Zudem werde an einem Anbau für das Gästehaus gearbeitet.