„Dieses Jahr ist eine einzige Katastrophe.“ Peter Nothvogel, Inhaber des Fit und Fun Sportstudio in Radolfzell nimmt die verlängerte Corona-Verordnung, laut der Fitness-Studios bis mindestens zum 20. Dezember geschlossen bleiben müssen, mit Frustration entgegen.

Jetzt sei normalerweise die Zeit, in der man die Grundlage fürs nächste Jahr lege. Werbeaktionen im Herbst und Winter brächten Neukunden ins Studio. „Diese Umsätze brechen nun völlig weg und schmerzen sehr“, so Nothvogel.

Das wirtschaftlich schlechteste Jahr seit 30 Jahren

Seit bald 30 Jahren führt er das Fitness-Studio auf der Mettnau nahe dem Sportpark-Mettnau. Ein wirtschaftlich so schlechtes Jahr habe er noch nie erlebt. Bereits der erste Lockdown kam direkt in einer Zeit, in der er sich auf die eher magereren Sommermonate vorbereiten musste.

Sämtliche Kampagnen liefen jedoch ins Leere, weil sein Studio schließen musste. Als er wieder öffnen durfte, im Juli, seien die Menschen sehr vorsichtig gewesen, hätten lieber Sport im Freien gemacht. „Die Erlöse deckten somit nicht einmal die laufenden Fixkosten“, sagt Peter Nothvogel.

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Nachdem im Oktober das Geschäft wieder zögerlich angefangen hatte, die Menschen erneut Vertrauen fassten und ins Studio kamen, musste er vor fast einem Monat wieder dicht machen. Ähnlich geht es Thomas Steinmaßl, Geschäftsführer der Fitness-Studio-Kette Balance Fit, welche unter anderem ein Studio in Radolfzell betreibt. „Aus dem ersten Lockdown sind wir noch mit einem blauen Auge davon gekommen. Das jetzt ist existenzgefährdend“, sagt er.

Große Investitionen in Hygienemaßnahmen

Er habe eine fünfstellige Summe in Hygiene-Maßnahmen für seine Studios gesteckt, Plexiglasscheiben angebracht, Desinfektionsmittel bereit gestellt und einzelne Geräte gesperrt, damit der Abstand eingehalten werden kann. Dass die Studios jetzt schließen mussten hält er für völlig unverhältnismäßig.

Dabei seien Fitness-Studios nachweislich kein Ort, an dem man besonders gefährdet wäre, sich mit Covid-19 zu infizieren, sind sich beide Studio-Betreiber einig. Die SafeACTIVE-Studie des europäischen Branchenverbandes EuropeActive gemeinsam mit der King Juan Carlos University in Madrid und dem Advanced Wellbeing Research Centre der Sheffield Hallam University in Großbritannien hatte mehr als 62 Millionen Besuche in Studios in ganze Europa ab Ende September analysiert.

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Gefunden wurden laut Studienergebnissen 487 positive Fälle. Die durchschnittliche Infektionsrate in Fitness-Studios liegt damit bei 0,78 pro 100.000 Einwohnern pro Woche. Im Landkreis Konstanz liegt die aktuelle Rate bei 107 Neuinfektionen pro Woche pro 100.000 Einwohner.

Die Öffnung der Studios einzuklagen, wie es einige Studio-Betreiber in Bayern bereits versucht haben, davon hält Peter Nothvogel nichts. „Man würde den Unmut der Mitglieder auf sich ziehen“, ist er sich sicher. Denn diese seien verängstigt und stünden in großen Teilen hinter den Entscheidungen der Regierung.

Training darf keine Angst machen

Man müsse eher versuchen, die Bevölkerung und die Politik davon überzeugen, dass man vor einem Training im Studio keine Angst haben müsse und dieses sogar wirksam zur Bekämpfung der Pandemie beitragte. Trotz allem berichtet Nothvogel auch von einer großen Solidarität der Kunden zu seinem Studio, für die er überaus dankbar sei.

Sowohl Peter Nothvogel als auch Thomas Steinmaßl werden die Novemberhilfen, die man nun beantragen kann, in Anspruch nehmen. Diese sollen laut neuer Verordnung der Bundesregierung auch in den Dezember hin verlängert werden. Das Balance Fit-Studio versucht für seine Mitglieder eine App zu programmieren und unterstützt bei der Suche nach Programmen für den Sport daheim.

Wunsch nach branchenspezifischem Hilfsprogramm

Nothvogel wünscht sich von der Bundesregierung branchenspezifische Nothilfeprogramme, welche das Einnahmemodell von Fitnessstudios berücksichtigen. Dies müsse sich auch noch ins neue Jahr hineinziehen. „Ansonsten droht für viele Studios der totale Kollaps„, sagt er.