Hauptsache bewegen! Körperliche Aktivität ist deswegen so wichtig, weil durch die Muskeltätigkeit, die tiefere Atmung und die höhere Herzfrequenz eine bessere Sauerstoffversorgung aller Körperzellen erreicht wird. Das gilt auch und gerade für das Immunsystem. Am besten regelmäßig und mit Spaß an der Sache. Nur wenn das Immunsystem stark ist, kommen wir auch gut durch Herbst und Winter mit Grippe, Erkältung und Corona.
Wenn Sportmediziner Michael Despeghel darüber spricht, warum Sport gut für das Immunsystem ist, drückt er es drastischer aus: „Bauchfett ist eine entzündliche Mülldeponie im Körper.“ Denn: „Früher dachte man, verkalkte Arterien und schlechte Durchblutung sind für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich, aber eigentlich sind es Entzündungen“, sagt der Wissenschaftler aus Tägerwilen.
Viszerales Fett ist schädlicher als gedacht
Das sogenannte viszerale Fett liegt nicht als Schicht kompakt über den Muskeln, sondern legt sich um die inneren Organe und löst dort Entzündungen aus, die in Verdacht stehen, sogar für Herzinfarkte verantwortlich zu sein. Und dieses Fett liegt und wächst am Bauch. Männer mit einem Bauchumfang über 100 Zentimeter, Frauen über 94 Zentimeter, sind laut Despeghel gefährdet.
Bauchfett lässt sich nur mit Sport bekämpfen
Dieses Fett lässt sich vor allem mit gesunder Ernährung und Sport bekämpfen. Doch ist es schwer, sich zu überwinden und mit regelmäßiger Bewegung anzufangen. Zwei, die damit kein Problem haben sind Tom (19) und Ben (17) Bichsel. Beide sind erfolgreiche Leichtathletik-Zehnkämpfer aus Radolfzell und trainieren bis zu sechs Mal die Woche. Doch was können Normalos von Leistungssportlern lernen? „Für uns gehört das Training zum Alltag dazu, wenn wir nicht trainieren gehen können, dann fehlt es“, sagt Tom Bichsel.
Durchhaltevermögen ist gefragt
Und Michael Despeghel erklärt, warum das so ist: „Das Gehirn braucht acht bis zwölf Wochen, bis neue Gewohnheiten adaptiert wurden“, sagt der Sportmediziner. Wenn man so lange durchhält, hat sich das Gehirn an den neuen Ablauf gewöhnt und für jede Trainingseinheit wird das Belohnungszentrum stimuliert. So lange müsse man durchhalten, dann werde es leichter.

Doch wie überhaupt anfangen? „Zuerst sollte man sich entscheiden, ob man alleine oder im Team Sport machen will“ sagt Ben Bichsel.
Für ihn ist das Training im Team bereichernd, aber wenn es in den Wettkampf geht, dann misst er sich alleine mit anderen Einzelkämpfern. „So bin ich alleine für Erfolg oder Misserfolg verantwortlich. Das hat mich zum Beispiel beim Handball immer gestört“, sagt der deutsche Vize-Meister im Stabhochsprung. Auch sollte man die Frage klären, ob man was mit Bällen oder lieber ohne Bälle machen möchte.Training mit dem eigenen Körper
Doch bevor man teure Ausrüstung kauft oder Mitgliedschaften in Fitness-Studios abschließt, empfehlen die Bichsel Brüder einen leichten Einstieg. „Man kann viel mit dem eigenen Körper trainieren, da braucht es nicht viel“, sagt Tom, der den fünften Platz bei der deutschen Meisterschaft im Speerwurf erzielt hat. Während der Corona-Zwangspause hätten beide auch nicht mehr im Stadion trainieren können.

Vieles hätten sie im Garten oder in der freien Natur gemacht. Mitte März seien beide überraschend während des Trainings aus dem Stadion geschickt worden, dann war die Sportstätte für mehrere Wochen geschlossen. „Zum Glück hatten wir einen Garten. Andere Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft haben drei Monate gar nicht trainiert, weil sie in einer Wohnung mit Balkon wohnen. Die waren dann nur Joggen“, erzählt Ben Bichsel.
Schuhe sind nicht zu unterschätzen
Nur eins solle man nicht unterschätzen: Schuhe. Als Zehnkämpfer hätten sie sechs verschiedene Paar Schuhe. Die Disziplinen seien zu unterschiedlich. Zum Zehnkampf gehören Hürdenlauf, 100-Meter-Lauf, Weitsprung, Kugelstoßen, Hochsprung, 400-Meter-Lauf, Diskus-Werfen, Stabhochsprung, Speerwurf und 1500-Meter-Lauf. „Hat man unbequeme Schuhe an, tut es schneller weh und man bleibt nicht dran“, sagt Tom Bichsel.

Doch grundsätzlich seien anfängliche leichte Schmerzen nichts ungewöhnliches, betont Ben Bichsel. „Wenn man anfängt zu laufen, dann dauert es eine Weile bis sich alles gelockert hat und es sich richtig gut anfühlt“, erklärt er. Also nicht nach den ersten paar hundert Metern aufgeben. Doch nur Joggen wäre beiden viel zu langweilig. Das sei das zu eintönig. An der Leichtathletik schätzen beide die Abwechslung von Ausdauersport, Kraftsport und Konzentration. „Da bemerkt man gar nicht, dass man sich gerade zwei Stunden lang richtig angestrengt hat“, sagt Ben Bichsel.
Barfuß durchs Gras gegen Muskelkater
Um nach einem Lauftraining keinen Muskelkater zu bekommen, haben die Leistungssportler einen besonderen Tipp. Barfuß über den Rasen auslaufen. Das verhindere den Schmerz nach einem intensiven Training. Obwohl beide sicher fast jede Muskelregion ihres Körpers trainieren, haben auch sie immer wieder Muskelkater. „Das gehört dazu, das zeigt auch nur, dass das Training Erfolge zeigt“, sagt Tom Bichsel. Wichtig sei auch, sich ordentlich aufzuwärmen, um Verletzungen vorzubeugen.

Wenn man sich erst einmal durchgerungen hat und eine Weile regelmäßig Sport betreibt, stellen sich schnell Verbesserungen ein. Motivierend ist es, wenn diese messbar sind. In der Leichtathletik geht das besonders gut. Wie weit ist man gesprungen, wie hoch, wie schnell. Doch was tun, wenn es mal nicht voran geht?
„Nicht den Mut verlieren“, sagt Tom Bichsel. Jeder erlebe mal, dass es eine Stagnation der Leistung gibt. Dann trainiere man einfach etwas anderes, man stellt seinen Plan um, verändert etwas an der Durchführung. „Wenn es einen Tag auch mal gar nicht klappen will, dann hören wir auch einfach auf und gehen heim“, sagt Ben Bichsel. Sport dürfe nicht frustrieren, denn dann würde es erst recht nicht weiter gehen.
So mobilisieren Sie Ihren Körper
Michael Despeghel ist Sportmediziner und empfiehlt für Zuhause ein Minimalprogramm zur Stabilisierung. Die folgenden Übungen sollten langsam und gleichmäßig ohne Schwung durchgeführt werden. Jede Übung sollte für 10 bis 15 Mal wiederholt werden. Im Anschluss folgt gegebenenfalls der Seitenwechsel. Die letzten Wiederholungen müssen sich anstrengend anfühlen. Achten Sie auch auf Ihre Atmung. Atmen Sie immer bei der Belastung aus und in der Entspannung ein.
Die Übungsreihenfolge spielt keine Rolle. Die Trainingseinheit dauert in der Regel nicht mehr als 20 Minuten und sollte zwei bis drei Mal die Woche wiederholt werden. Laut Despeghel führen diese einfachen Übungen dazu, den Körper zu mobilisieren und Muskeln aufzubauen. Die Übungen können in jedem Alter und mit jedem Fitness-Level durchgeführt werden. Um die allgemeine Fitness zu verbessern, sollte zusätzlich leichtes Ausdauertraining durchgeführt werden. Flotte Spaziergänge sind für Einsteiger ideal, um die Lust auf Bewegung zu wecken. Auch Radtouren oder Wanderungen eignen sich hierfür.
- Bankstellung: Sie befinden sich im Vierfüßlerstand. Um diese Position einzunehmen, gehen Sie auf die Knie und stützen die Hände vor dem Körper ab. Strecken Sie den rechten Arm und das linke Bein. Achten Sie darauf, dass Ihr Bauch dabei angespannt ist (Hohlkreuz vermeiden). Führen Sie Hand und Knie unter dem Körper zusammen, ohne dass Ihr Bein dabei den Boden berührt.
- Bridging: Sie liegen auf dem Rücken und haben die Beine angewinkelt aufgestellt. Heben Sie nun das Becken so hoch wie möglich vom Boden ab (Knie, Hüfte, Schultern eine Linie). Spannen Sie Bauch und Po fest an, um ein Hohlkreuz zu vermeiden. Anschließend das Becken bis kurz über den Boden sinken lassen.
- Liegestütz: Stützen Sie sich mit dem Gesicht zur Matte auf Hände und Knie, die Arme sind gestreckt. Beugen Sie die Arme, so dass sich Ihr Oberkörper und Po in einer Linie dem Boden nähern. Steigern Sie den Liegestütz, indem Sie sich auf die Füße stützen.
- Kniebeuge: Sie stehen aufrecht. Gehen Sie nun in den Ausfallschritt. Beugen Sie beide Beine, achten Sie darauf, dass Sie den Oberkörper aufrecht und das vordere Kniegelenk senkrecht über dem Fußgelenk stehen lassen.
- Gerader Crunch: Sie liegen auf dem Rücken auf der Matte, die Beine sind angewinkelt. Nehmen Sie nun Ihre Hände hinter den Kopf und blicken Sie in Richtung Decke. Heben Sie den Oberkörper so weit an, dass die Schultern sich vom Boden lösen. Achten Sie darauf, dass der Ellenbogen seitlich bleibt. Wichtig ist dabei, die Bauchmuskeln anzuspannen.
- Schräger Crunch: Schlagen Sie in Rückenlage ein Bein über und nehmen Sie die diagonale Hand hinter den Kopf. Abwechselnd den Oberkörper schräg in Richtung Knie heben und wieder bis kurz über den Boden senken.
- Seitbeuge im Unterarmstütz: Sie liegen auf einer Seite auf der Matte. Stützen Sie sich nun auf den Ellenbogen und die Knie. Heben Sie das Becken an und senken Sie es wieder bis kurz über dem Boden ab. Fortgeschrittene strecken die Knie und stützen sich auf die Füße.