„Viele Kollegen gibt es seit Corona nicht mehr“, sagt Ute Wendel mit traurigem Blick. Sie selbst hat es dank kreativer Ideen und einem zweiten Standbein durch die Pandemie geschafft. Seit 1993 betreibt Wendel das Unternehmen Wendy-Pampa-Tours in Owingen-Billafingen und organisiert individuelle Reisen nach Südamerika. Sie sagt ehrlich: „Die Corona-Zeit war für mich die schwierigste Zeit, seitdem ich selbstständig bin.“

Reisen waren während der Pandemie zeitweise gar nicht und zunächst auch nur eingeschränkt möglich. Für Ute Wendel und Wendy-Pampa-Tours bedeutete das: keine Einnahmen. Vor der Corona-Zeit wurde die 60-Jährige bei ihrer Arbeit von drei geringfügig Beschäftigten unterstützt, heute hat sie nur noch eine Mitarbeiterin.

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Mit Lebensversicherung und Kredit durch die Krise

Um finanziell über Wasser zu bleiben, löste die alleinerziehende Mutter während der Pandemie ihre Lebensversicherungen auf und beantragte einen Kredit. Denn allein von ihren Rücklagen konnte Wendel nicht leben. Außerdem nutzte die 60-Jährige die arbeitsfreie Zeit, renovierte das ehemalige Haus ihres Vaters im Schwarzwald und machte daraus eine Ferienwohnung. Nebenher baute sie ein Tiny House, das sie dann ebenfalls vermietete und jobbte bei der Landesgartenschau in Überlingen.

„Oft bin ich nachts schweißgebadet aufgewacht, weil ich nicht wusste, wie ich meine Existenz sichern kann“, sagt Wendel. Geholfen haben der Reiseveranstalterin in den schweren Jahren auch die Corona-Hilfen des Landes. Circa 40.000 Euro brutto standen der Alleinerziehenden zu, die dann noch zu versteuern waren.

6600 Euro stehen Ute Wendel aktuell noch zu

Bei den Anträgen für die Corona-Hilfe wurde Ute Wendel von ihrer Steuerberaterin unterstützt. „Es war sehr zeitaufwändig, alle für den Förderantrag notwendigen Belege zusammenzustellen, die meine Steuerberaterin für die Übertragung in die Antragsformulare benötigt hat“, erinnert sie sich. Der Antrag sei das eine gewesen, doch auch rückwirkend musste die 60-Jährige nachweisen, dass sie während der Pandemie keine Einnahmen mit Wendy-Pampa-Tours generiert hat.

Diese sogenannte Schlussabrechnung reichte Wendel im April 2023 ein. Die zuständige Behörde vergleicht dann die eingereichten Zahlen mit den Zahlen aus dem Ursprungsantrag. „Am Ende muss man entweder noch etwas draufzahlen oder man bekommt Geld zurück, ähnlich wie bei einer Steuererklärung“, weiß Wendel. Der Rechnung zufolge, die dem SÜDKURIER vorliegt, stehen der Reiseveranstalterin noch circa 6600 Euro zu. Dieses Geld hat Wendel jedoch bis heute nicht gesehen.

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Ärger über mangelhafte Kommunikation

Im November 2023 bekam die Reiseveranstalterin erstmals eine Rückmeldung von der L-Bank. Darin hieß es, dass der Antrag nun bearbeitet werde. Weil sie bis Ende Februar immer noch nichts von der Staatsbank hörte, hakte Wendel nach. „Ich habe dann die Antwort bekommen, dass die Schlussabrechnung noch nicht in Bearbeitung sei“, erzählt sie.

Für die 60-Jährige ist das Prozedere des Landes unverständlich. Sie selbst habe lange gebraucht, um die zahlreichen Formulare auszufüllen und dann bekomme sie nicht einmal eine Rückmeldung. „Seit elf Monaten ist nichts passiert. Es sind immerhin noch 6600 Euro, auf die ich warte“, ärgert sich Wendel.

Warum dauert die Bearbeitung der Anträge so lange?

Doch warum dauert dieser Vorgang so lange? Warum wird das Geld nicht einfach an die Antragsteller überwiesen? Die Bearbeitungsdauer der etwa 75.000 eingegangenen Schlussabrechnungen sei von verschiedenen Einflussfaktoren abhängig, heißt es vom Wirtschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg. Einige dieser Faktoren liegen nicht im direkten Einflussbereich der zuständigen Staatsbank.

Wie Jasmin Zipp von der Pressestelle des Wirtschaftsministeriums erklärt, könne die lange Wartedauer zum Beispiel an der hohen Anzahl der Schlussabrechnungen liegen. Denn die Schlussabrechnungen würden den zuständigen Stellen erst Monate nach Einreichung zur Verfügung gestellt. „Hierdurch ist eine ‚Bugwelle‘ aufgelaufen, die nun erst zeitversetzt von der Bank abgearbeitet werden kann“, erklärt Zipp.

Erst 21.000 von 75.000 Schlussabrechnungen bearbeitet

Bereits bearbeitet wurden nach Angaben des Ministeriums etwa 21.000 von insgesamt 75.000 eingereichten Schlussabrechnungspaketen. Sobald sich bei der Bearbeitung eine Nachzahlung zugunsten der Unternehmen ergibt – so wie im Fall von Ute Wendel – werde die Auszahlung unmittelbar nach dem Bescheid im System getätigt.

Wann es für Wendel so weit ist und sie ihr Geld auf dem Konto hat, ist derzeit jedoch noch nicht absehbar. Die Reiseveranstalterin bemängelt aber vor allem die fehlende Information. „Der Staat hat mir Fördergelder zugesagt, die ich als von der Pandemie schwerstbetroffener Betrieb dankenswerterweise erhalten darf. Der Zeitraum, der abgerechnet wird, liegt zwei Jahre zurück“, fasst Wendel zusammen. Für die Zukunft wünscht sie sich Klarheit und eine rasche Abwicklung – das werde schließlich auch von ihr verlangt, zum Beispiel bei der jährlichen Steuererklärung.